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Der Teufel mit den blonden Haaren

Der Teufel mit den blonden Haaren

Titel: Der Teufel mit den blonden Haaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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ich kann einfach nicht.“
    Er packte sie und riß sie an sich.
    „Vergiß sie — ich habe sie auch vergessen!“ sagte er heiser.
    Sie folgte seinem Drängen. Ihr Sieg war vollständig — morgen würde sie sagen können, sie habe nicht gewollt, aber er hätte sie verführt... und dieser Narr würde das nicht einmal abstreiten.

XIII

    Als Harald Mercker am Montag aufwachte, war das Wetter umgeschlagen. Dichte Schneeflocken wirbelten an das beschlagene Fenster.
    Was die Dunkelheit der Nacht einfach macht, sieht im Grau des Morgens ganz anders aus, ist kompliziert und fast unbegreiflich geworden. Eine leere Weinflasche, zwei leere Gläser, einè Schale voll Zigarettenstummel — nicht mehr war von einer Nacht leidenschaftlicher Liebe geblieben.
    Liebe?
    Dr. Mercker trat an das Waschbecken und schaltete das Licht ein, und sogar dieses Licht erschien ihm fade und übernächtig, so übernächtig wie sein Gesicht. Er ließ Wasser laufen. Gut, daß sie wenigstens jetzt nicht hier war, dachte er, man macht das besser mit sich alleine ab. Ich werde unten rasch frühstücken, werde ihr ein paar Zeilen schreiben. Sie soll hier bleiben, ich werde ihr ein Zimmer mieten, oder ein kleines Appartement, aber ich kann sie nicht mehr in mein Haus mitnehmen. Ich werde mich am Bahnhof rasieren lassen und zum Dienst erscheinen, als sei nichts geschehen. Ist überhaupt etwas geschehen?
    Ehebruch, jawohl, im juristischen Sinne war es ein einwandfreier Ehebruch. Tausende fürchteten sich davor, ihren Partner eines Tages dabei zu entdecken. Ebenso viele Tausende warteten sehnlichst darauf, ihren Partner eines Ehebruchs überführen zu können, um von ihm loszukommen. Ehebruch...
    An diesem trüben Morgen drang es zum ersten Mal in das Bewußtsein des Richters, daß es gar keinen Ehebruch gab. Der Sinn einer Ehe kann keine Fessel sein, die man brechen kann — die Ehe ist Liebe. Und die vergangene Nacht hatte mit Liebe nichts zu tun, am wenigsten mit der Liebe zu seiner Frau. Seine Ehe war an dieser Nacht nicht zerbrochen — im Gegenteil, er verspürte plötzlich so sehr den Wunsch, bei seiner Frau zu sein, sie in seine Arme zu nehmen, ihr zu sagen, daß er sie liebe, wie seit Jahren nicht mehr. Gerade dieses Erlebnis mit Gabriele hatte ihm die Augen dafür geöffnet, wie sehr er an seiner Frau hing, und wie wenig ihm das in den letzten Jahren ins Bewußtsein gedrungen war.
    Erleichtert, beinahe glücklich über diese für ihn neue und aufregende Erkenntnis, ging er ins Frühstückszimmer hinunter und ließ sich Briefpapier bringen.
    Aber noch ehe das Frühstück kam, erschien Gabriele. Schön und strahlend, als habe sie die ganze Nacht geschlafen.
    Völlig unbefangen setzte sie sich zu ihm.
    „Guten Morgen, Harald. Ich habe mich vorhin schon erkundigt: wenn du mich nachher zur Omnibushaltestelle fährst, kann ich mit dem Bus nach Hause fahren.“
    Dieses selbstverständliche „Nach Hause“ traf ihn wie der Stachel eines giftigen Insekts.
    „Du wirst nicht nach... bitte bleib hier, ich werde im Laufe des Tages ein Zimmer für dich mieten oder ein kleines Appartement. Ich werde dich auch finanziell unterstützen und dafür sorgen, daß du beruflich irgendwo unterkommst und entsprechend verdienst.“
    Ihre blauen Augen schillerten wie die einer Katze. Leiser Spott klang in ihrer Stimme, als sie sagte:
    „Du hast dich also dazu entschlossen, zu bereuen, mein Lieber? Schade, ich hatte dir mehr Format zugetraut.“ Sie legte ihm ihre Hand auf den Arm, ihr Gesicht zeigte gespannten Ernst. „Sag mal, Harald, hast du wirklich geglaubt, ich würde mir bei dir zu Hause irgend etwas anmerken lassen?“ Sie schob seinen Arm zurück. „Du bist wie alle Männer: wenn ihr gehabt habt, was ihr wolltet, dann schiebt ihr uns einfach beiseite. Aber gut, ich will dich nicht noch mehr in Gewissenskonflikte bringen. Ich brauche auch kein Zimmer und kein Appartement von dir. Ich hatte gedacht, daß du mich liebst — das ist alles. Du hast mich mit einer Dirne verwechselt, das tut weh, Harald. Ich werde zu Freddy Conega zurückkehren und..
    „Nein“, sagte er entschlossen. „Nein, das wirst du nicht.“
    Der Kellner brachte zweimal Frühstück, und als er sich entfernt hatte, fuhr Dr. Mercker fort: „Der Bursche wird über kurz oder lang geschnappt, ich will nicht, daß du mit dieser Sache in Zusammenhang gebracht wirst. Ich will nicht...“
    „Aber Liebster! Glaubst du immer noch, ich würde dich verraten?“
    „Nein, aber... aber...“
    „Laß

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