Der Teufel mit den blonden Haaren
drei Zwanzigmarkscheine.
„Das ist alles, was ich habe. Freddy, wirst du wirklich zurückkommen?“
„Bestimmt. Und ganz besonders gern, wenn du das Maul hältst. Dieser Scheurich kreuzt sicherlich noch mal hier auf, dann sagst du ihm, daß ich hier wohne und sicherlich bald wieder zurückkommen würde. Und dann laß ihn bei dir warten, bis er schwarz wird, und dann heulst du ihm was vor. Otto ist informiert und weiß, was er zu sagen hat.“ Er wog seinen Koffer in der Hand. „Servus, Kleine — und mach’s gut.“
„Auf Wiedersehen“, flüsterte sie, und als sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, verbarg sie ihr Gesicht in den Händen.
Freddy aber fuhr zum nächsten Gebrauchtwagenhändler.
„Wieviel bekomme ich für diesen alten Schlitten?“
„Papiere?“ fragte der Händler.
Freddy zog sie gelassen aus der Tasche. Es waren die Wagenpapiere seines Freundes, des Kneipenwirts Otto Markeder.
Der Händler studierte sie genau, besah sich den Wagen und sagte: „Viel ist er nicht wert. Was hatten Sie gedacht?“
„Zweitausend“, sagte Freddy, und nach einer Viertelstunde hatten sie sich auf sechzehnhundert geeinigt. Freddy fuhr mit einem Taxi in die Kneipe zurück und zählte Otto tausend Mark auf die Theke.
„Sechzehnhundert hab ich bekommen“, sagte er. „Vielen Dank, Otto, ich werde dir das nie vergessen.“
„Hau ab“, brummte der Wirt. „Und wenn es sich irgendwie machen läßt, beehrst du mich nicht mehr, kapiert?“
„Kapiert“, grinste Freddy.
Er bummelte eine Weile durch die Stadt, bis er gefunden hatte, was er brauchte: ein Waffengeschäft in einer Seitenstraße.
Er ging einige Male unauffällig daran vorbei und studierte die ausgestellten Waffen. Ab Mitternacht würde hier nicht mehr viel Verkehr sein, man konnte die Scheibe einschlagen, blitzschnell den Revolver links im Schaufenster schnappen — die Munition dazu hatte dieser Dummkopf schön griffbereit danebengestellt —, und ehe es Krach geben konnte, war man schon unterwegs.
Unterwegs ins Isartal hinaus...
Unterwegs zu Gaby.
Walther Scheurich kämpfte sich gegen Abend mit seinem kleinen Wagen zum Starnberger See hinaus, auf dessen Ostufer, in der teuersten Wohngegend, der Bungalow des Industriellen Marwitz lag. Ruth Marwitz, die Tochter, war Sabines beste Freundin, und Walther hatte von Sabines Mutter erfahren, daß ihre Tochter zu Ruth gefahren war.
Ich werde einen Weg finden müssen, dachte er, einen Weg, der für alle Beteiligten gangbar ist. Irgendwie werde ich alles vertuschen können, aber ich muß dieses Mädchen finden. Sie ist der Schlüssel zum Fall Conega, um sie dreht sich alles, und wenn ich sie habe, werde ich auch Conega fassen können. Und ganz sicher weiß Sabines Vater nichts, er würde niemals eine Verbrecherin decken, und wenn Sabine geschickt aussagt, kann man sie aus einem Skandal heraushalten, sie kann ja von ihrer ehemaligen Schulkameradin angelogen worden sein.
Es war dunkel geworden, die weißen Flocken wirbelten im Licht der Scheinwerfer, kamen in rasender Eile auf Walther zu, blendeten seine Augen und machten ihn müde.
Endlich hielt er vor dem weitläufigen Bungalow, stieg aus und klingelte.
Der Butler öffnete.
„Oh, Herr Scheurich! Bei diesem Sauwetter! Kommen Sie bitte herein — die jungen Damen sind im Sportsaal beim Tischtennis.“
„Danke“, sagte Walther und hängte seinen Mantel in die Garderobe. „Ich weiß Bescheid.“
Er ging durch die Diele, ein paar Stufen hinunter zum halb eingebauten Schwimmbad und hörte das Klick-Klack der leichten Bälle.
„Hallo, Walther!“ rief Ruth, ein schlankes, rotblondes Mädchen, das Walther zuerst entdeckt hatte. „Haben Sie Ihren Mörder gefangen?“
„Noch nicht, aber fast“, sagte er ernst.
Das Klick-Klack hatte aufgehört, sekundenlang war es still in der großen Halle mit den Sportgeräten. Sabine starrte ihren Verlobten an, sie kannte sein Gesicht nur zu gut und wußte sofort, daß es diesmal für sie keine Ausflüchte mehr geben konnte. Sie wandte sich an ihre Freundin.
„Bitte, Ruth, laß uns fünf Minuten allein.“
Das rotblonde Mädchen lächelte Walther herausfordernd an.
„Verlobtenklatsch, wie? Da will ich weiß Gott nicht stören. Übrigens machen Sie ein Gesicht, als hätte man Ihnen das Butterbrot aus der Hand gestohlen.“ Und spitz fügte sie hinzu, während sie so nah an Walther vorbeiging, daß sie ihn beinahe streifte: „Ich möchte nur mal wissen, was Sabine an Ihnen findet.“
Die Tür fiel
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