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Der Teufel mit den blonden Haaren

Der Teufel mit den blonden Haaren

Titel: Der Teufel mit den blonden Haaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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Angst?“
    Frau Ingrid lächelte so selbstsicher, wie Tausende von Frauen sind, bis sie eines Tages die bittere Wahrheit erfahren müssen.
    „Keine Spur von Angst. Das Leben wäre ja schrecklich, wenn man sich nicht gegenseitig vertraute. Ich weiß, daß mein Mann mich liebt — wie sollte er da —, nein, das ist einfach absurd, nur daran zu denken.“
    Gaby ließ nicht locker, sie wollte diese Frau in eine Ecke manövrieren, aus der sie nicht mehr heraus konnte, und künftig sollte das Mißtrauen an ihr nagen.
    „Aber“, fuhr sie fort, „Sie sagten doch neulich selbst, das Leben hier sei für Sie langweilig, es biete Ihnen zuwenig, und von Ihrem Mann hätten Sie nicht viel?“
    Frau Ingrid räumte das Teegeschirr auf den Wagen und stellte eine Zigarettendose auf den Tisch.
    „Habe ich mich wirklich so kraß ausgedrückt? Es war nicht so gemeint.“
    „Aber Männer sind für solche Situationen noch viel empfänglicher. Der Alltag zu Hause, immer das Altgewohnte — und eines Tages kommt ein junges Ding, schmeichelt sich bei ihm ein — und schon ist es passiert.
    Ingrid hielt mitten in der Bewegung inne. Dann aber zwang sie sich zu einem Lächeln.
    „Machen Sie mich nicht verrückt. Ich will so was gar nicht denken.“
    „Das ist der Fehler so vieler Frauen“, erklärte Gaby. „Sie wollen nicht daran denken, um eines Tages für sich das Recht in Anspruch nehmen zu können, arme, hilflos überraschte Geschöpfe zu sein, die man bemitleiden muß. In Wirklichkeit haben sie es genau kommen sehen und nichts dagegen unternommen.“
    Ingrid setzte sich und zündete sich nervös eine Zigarette an,
    „Sie sprechen wie eine Frau mit viel Erfahrung.“
    „Ich war verheiratet“, erinnerte Gaby.
    Frau Ingrid starrte in das Schneetreiben. Langsam senkte sich der Abend über das weiße Land.
    „Was würden Sie tun, wenn Sie zum Beispiel dahinterkämen, daß Ihr Mann Sie heute nacht betrogen hat?“
    „Das hat er nicht, er schlief bei einem unserer Freunde.“
    Nun war es Gaby, die Frau Ingrids Blick einfing und ihn nicht mehr losließ.
    „Machen Sie doch die Probe“, sagte Gaby leise. „Rufen Sie diesen Freund an und fragen Sie ganz einfach, ob Ihr Mann bei ihm nicht seine Brieftasche habe liegen lassen.“
    Frau Ingrid fuhr auf.
    „Das ist... das ist schändlich! Niemals würde ich so gemein sein und meinem Mann nachspionieren. Und von Ihnen finde ich das einfach...“
    Gaby unterbrach sie rasch und scharf.
    „Keine Ausflüchte, Frau Mercker: Sie haben Angst vor der Wahrheit! Sie fürchten schon lange, daß Ihr Mann Ihnen nicht treu ist, und Sie verschließen davor die Augen, wie alle Frauen. Sie haben ganz einfach Angst vor den Folgen und sagen sich: lieber ein Mann, der mich betrügt, als gar keinen. Und solange Sie es nicht offiziell erfahren, solange er es heimlich tut, solange können Sie weiter ruhig in ihrem erträumten Kartenhaus sitzen und Tee trinken. Ist es nicht so?“
    Vor Aufregung zitternd, wie einer fremden, schrecklichen Macht gehorchend, stand Frau Ingrid auf. Sie ging wie eine Nachtwandlerin zum Telefon, wählte eine Nummer, und Gaby hörte sie sagen:
    „Ach Erna, Eduard ist wohl noch in seiner Kanzlei, natürlich, dumme Frage. Sag mal, habt ihr nicht zufällig Haralds Brieftasche gefunden? Er meint, er hat sie sicherlich bei euch liegen lassen. — Wie? Letzten Freitag?“ Gaby merkte, wie Frau Mercker plötzlich doch unsicherer wurde. „Letzten Freitag? Er war doch — oh je, nun habe ich wohl alles durcheinandergebracht. Schon gut, entschuldige, wann sehen wir uns wieder? — Auf Wiedersehen.“
    Langsam ließ Frau Ingrid den Hörer auf die Gabel sinken. Langsam drehte sie sich zu Gaby um. Langsam kam sie auf Gaby zu.
    Und plötzlich sagte sie:
    „Wo habt ihr beiden diese Nacht verbracht?“

    *

    Friedrich Conega verstaute seine Habe in einem kleinen Koffer, er besaß nicht viel. Renate rührte keinen Finger.
    „Das war ein kurzer Traum“, sagte sie. „Ich war nur wieder einmal recht, die Kastanien für dich aus dem Feuer zu holen und jetzt verläßt du mich.“
    Der Bursche machte ein gequältes Gesicht.
    „So hör’ doch mit dieser sentimentalen Leier endlich auf. Ich werde eine Weile verduften, dann komm ich zu dir zurück.“
    „Du fährst zu Gaby, und dann lacht ihr beide mich aus.“
    „Quatsch. Hast du Geld?“
    „Nein.“
    Er kam drohend auf sie zu.
    „Du hast immer irgendwo Reserven. Her mit dem Geld oder es knallt.“
    Sie erhob sich und holte aus einer Schublade

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