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Der Teufel mit den blonden Haaren

Der Teufel mit den blonden Haaren

Titel: Der Teufel mit den blonden Haaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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gesagt, daß es aus ist und...“
    „Hör mal zu, Kindchen“, sagte er unheimlich ruhig. „In einer Stunde, habe ich gesagt. Es ist jetzt elf Uhr — also um Mitternacht — kapiert? Wenn du nicht da bist, komme ich zu dir ins Haus. Ich werde vorher die Telefonleitung durchschneiden, kein Mensch wird um Hilfe rufen können — und dann hole ich dich dort ‘raus, und wenn mich jemand daran hindern will, lege ich ihn um — kapiert? Also bis Mitternacht. Und vergiß das Geld nicht. Schmucksachen werden wohl auch ein paar zu holen sein. Tschüss.“
    Als Gabriele, durch dieses kurze und eindeutig harte Gespräch nun doch aus ihrer Ruhe gebracht, sich umwandte, begegnete sie dem forschenden Blick von Tonis Mutter.
    „Warum schauen Sie mich so an?“ fauchte sie.
    Frau Ingrid blieb ruhig und antwortete mit einer Gegenfrage.
    „Warum sind Sie so nervös? Wollen Sie immer noch abstreiten, daß Sie... daß es zwischen Ihnen und meinem Mann...“
    Höhnisch lachend, aber sich wieder einmal ganz dem Moment überlassend, unterbrach sie Gabriele:
    „Nein, das streite ich jetzt nicht mehr ab. Und ich werde um ihn kämpfen. Eine von uns beiden ist zuviel auf der Welt.“
    „Raus!“ rief Frau Mercker. „Verlassen Sie sofort dieses Haus — auf der Stelle!“
    Gaby blieb an der Tür stehen, ihr Gesicht war noch immer hohnverzerrt.
    „Und was wollen Sie Ihrem Mann erzählen? Wissen Sie, was er mir versprochen hat? Er wird sich scheiden lassen, weil er von Ihnen die Nase voll hat — das hat er mir gesagt. Daß Sie ihn anöden, hat er mir gesagt, und daß er als Jurist schon Mittel und Wege finden wird, mit Ihnen fertigzuwerden, falls Sie nicht zustimmen, hat er gesagt! So — und wenn er zurückkommt, können Sie ihn selbst fragen.“
    Sie knallte die Tür hinter sich zu und prallte draußen mit Toni zusammen. Der Junge war leichenblaß.
    „Was... was war denn los?“ fragte er. „Habt ihr…“
    Gaby war wieder ganz ruhig.
    „Nichts haben wir“, sagte sie leichthin. „Deine Mutter lebt hinter dem Mond. Sie wollte mich hinauswerfen, weil sie Angst hat, daß ich dich verführe. Du bist doch schließlich kein Baby mehr. Komm — wir wollen uns nicht stören lassen.“
    Sie zog Toni mit sich, drängte ihn in sein Zimmer und küßte ihn. Gegen ihre Verführungskünste war der unerfahrene Junge machtlos. Nach einer Weile aber wurde sein natürliches Mißtrauen doch noch einmal wach.
    „Wer hat eigentlich angerufen? Und was wollte man von dir?“
    „Ach so“, antwortete Gabriele so gleichgültig wie möglich. „Ich hätte dir diese Illusion eigentlich gern gelassen. Muß ich es dir sagen?“
    „Ja, ich will wissen, was dich betrifft.“
    Gabriele machte ein gelangweiltes Gesicht.
    „Dein Vater“, sagte sie. „Er will mich irgendwo treffen. Er ist ganz verrückt nach mir. Männer in diesem Alter haben das manchmal so an sich, und nun meint er, ich müsse ihm dankbar sein und ihm geben, was er gern möchte.“
    Toni starrte sie entgeistert an.
    „Mein Vater... das ist... Gaby! Ich flehe dich an: bitte sag mir die Wahrheit! War das wirklich so?“
    Sie zuckte mit den Schultern.
    „Natürlich, du kannst ja deine Mutter fragen, die Arme ist ganz aus dem Häuschen. Aber laßt doch den Alten — er wird schon wieder normal werden, wenn er sieht, daß er bei mir sein Ziel nicht... du, Toni! Ich habe eine großartige Idee: er wollte mich draußen an der Landstraße treffen, ich werde hingehen und ihm Bescheid sagen, ein für allemal.“ Im gleichen Augenblick fiel ihr ein, daß Tonis Vater ja jeden Augenblick zurückkommen konnte, weshalb sie ebenso ruhig fortfuhr: „Vielleicht überlegt er es sich aber auch anders und sieht ein, welche Dummheit er machen wollte. Wundern würde mich das nicht. Dann sei so gut und halte den Mund — er braucht nicht zu wissen, daß ich mit dir darüber gesprochen habe.“
    Verwirrt versprach der Junge, zu schweigen und abzuwarten.
    Nach ihrer Aussprache entdeckten der Richter und Walther Scheurich, daß sie an ihrem Wein noch kaum genippt hatten. Der Richter hob sein Glas dem jungen Mann entgegen.
    „Wahrscheinlich habe ich dir Unrecht getan, Walther. Ich werde mir Mühe geben, das wiedergutzumachen.“
    Auf der Landstraße ließ Dr. Mercker den jungen Mann halten.
    „Die paar Schritte möchte ich noch zu Fuß gehen“, sagte der Richter. „Ich brauche noch ein wenig frische Luft.“
    Sie schüttelten sich die Hand, Walther Scheurich fuhr an, der Richter stand allein auf der

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