Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Teufel trägt Prada

Der Teufel trägt Prada

Titel: Der Teufel trägt Prada Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger
Vom Netzwerk:
Minuten gesagt, dass ich komme, aber mein Frühstück ist immer noch nicht da. Das geht so nicht.«) Dann wurde es Zeit, zur Selbsthilfe zu schreiten. Ich bat um ein Gespräch mit der Filialleiterin.

    »Vielen Dank, dass Sie sich Zeit für mich nehmen«, sagte ich zu der zierlichen Schwarzen. »Sie müssen entschuldigen, mein Ansinnen wird Ihnen sicher sehr absonderlich vorkommen. Aber ich wollte Sie fragen, ob es vielleicht irgendwie machbar wäre, dass ich beschleunigt abgefertigt werde.« Ich holte zu einer Erklärung aus, dass ich für eine wichtige, uneinsichtige Persönlichkeit arbeitete, die es nicht ertragen konnte, morgens auf ihren Kaffee zu warten. Und hatte Glück. Marion, die Filialleiterin, studierte nebenbei an der Abendschule Modedesign.
    »O nein, ich glaub es nicht. Sie arbeiten für Miranda Priestly? Und sie trinkt unseren Milchkaffee? Einen Großen? Jeden Morgen? Ich fass es nicht. Aber ja, aber sicher. Da müssen wir uns etwas einfallen lassen. Ich weise gleich meine Mitarbeiter an, Sie immer als Erste zu bedienen. Machen Sie sich keine Gedanken mehr. Sie ist schließlich die mächtigste Frau in der gesamten Modebranche!« Marion war außer sich vor Begeisterung, während ich mich regelrecht zwingen musste, ihr ebenso überschwänglich zu danken.
    So kam es, dass ich einfach schnurstracks an x gereizten New Yorkern vorbeispazieren konnte, die vielleicht schon seit Ewigkeiten warteten – und fand es grässlich, gerade wenn die Schlange so unendlich lang war wie heute. Als kleine Abbitte ließ ich mir nicht nur einen, sondern gleich vier Becher Kaffee geben, so viele, wie ich auf dem kleinen Tablett tragen konnte. Mein Schädel pochte, und meine Augen brannten. Das hier war also jetzt mein Leben, nach vier Jahren harter Arbeit und guter Noten. Bloß nicht daran denken.
    Außer dem großen Milchkaffee für Miranda nahm ich heute einen Grande Amaretto Cappucino, einen Mocha Frappuccino, einen Caramel Macchiato und ein halbes Dutzend Muffins und Croissants, alles zusammen für grandiose 28,83 Dollar. Die Quittung verwahrte ich sorgfältig in meiner Runway -Brieftasche, die von solchen Belegen schon fast aus den Nähten platzte. Elias-Clark
würde mir die Auslagen erstatten, ohne mit der Wimper zu zucken.
    Jetzt musste ich mich sputen; seit Mirandas Anruf waren immerhin schon 20 Minuten vergangen. Wahrscheinlich hockte sie inzwischen stinksauer hinter ihrem Schreibtisch und fragte sich, wohin ich eigentlich jeden Morgen verschwand (etwas, das ihr das Starbucks-Logo auf dem Becher jederzeit verraten hätte). Und tatsächlich – noch bevor ich meine Einkäufe hinaustragen konnte, klingelte das Handy. Mein Herz machte einen Satz – wie immer. Aber der Anruf kam von Emily, auf Mirandas Leitung.
    »Sie ist hier, und sie kocht vor Wut«, flüsterte sie. »Wo bleibst du denn?«
    »Es geht nicht schneller«, knurrte ich.
    Emily und mich verband mittlerweile eine herzliche Abneigung. Da sie die Senior-Assistentin war, fungierte eher ich als Mirandas persönliche Assistentin. Ich war dafür zuständig, den Kaffee und die Mahlzeiten heranzuschaffen, ihren Töchtern bei den Hausaufgaben zu helfen und die ganze Stadt abzuklappern, um das perfekte Geschirr für eine Dinnerparty zu besorgen. Emily kümmerte sich um die Spesenabrechungen, buchte die Flüge und orderte alle paar Monate Mirandas neue Kleider, was bei weitem die zeitraubendste Aufgabe darstellte. Wenn ich also morgens auf Beutezug ging, musste Emily ganz allein die Stellung halten, sich mit den klingelnden Telefonen herumschlagen und einer hellwachen Miranda zu Diensten sein. Ich war neidisch darauf, dass sie in ärmellosen Tops ins Büro kommen konnte, weil sie nicht sechsmal am Tag als Jägerin und Sammlerin in das bitterkalte New York hinausgescheucht wurde. Sie war neidisch, weil ich das Büro verlassen konnte und dabei immer ein paar Minütchen extra abzweigte, um privat in der Gegend herumzutelefonieren oder eine Zigarette zu rauchen.
    Normalerweise brauchte ich für den Rückweg länger als für den Hinweg, weil ich unterwegs noch meine Leckereien an den
Mann bringen musste. Ich verteilte sie unter den Obdachlosen, einem kleinen Trüppchen von Stammkunden, die in der 57. Straße die Treppen bevölkerten, in den Eingängen schliefen und sich allen Versuchen der Stadtväter widersetzten, sie zu vertreiben. Meistens probierte die Polizei es am frühen Morgen, weil dann auf den Straßen noch nicht so viel Betrieb herrschte, aber wenn ich meinen

Weitere Kostenlose Bücher