Der Teufel und die Lady
reich vergoldeten Thron auf dem Podest saß. Das Kind in ihrem Leib bewegte sich und verursachte ihr stechende Schmerzen im Kreuz, dennoch verharrte sie in dieser unbequemen Stellung. Mehrere Monate waren vergangen, bis Bruder Giffard endlich eine Audienz bei König Edward für sie hatte arrangieren können. Sie hatte nur diese eine Chance.
Die Privatgemächer des Königs waren ganz mit unendlichen Bahnen schimmernden Goldstoffs ausgekleidet, in den riesigen Teppich waren fantasievolle Muster eingewebt. Es war offensichtlich, dass diese Räume eingerichtet worden waren, um einzuschüchtern, aber auch um zu beeindrucken – wahrscheinlich hielt der König hier einige solcher heimlichen Besprechungen ab. Brenna fragte sich flüchtig, wie viele davon Bruder Giffard arrangiert haben mochte.
Der König schien sie lange Zeit im Hofknicks verharren lassen zu wollen – eine weitere Einschüchterungsmethode, vermutlich. Dabei war das gar nicht nötig, sie fühlte sich ohnehin schon über alle Maßen verunsichert. Es war wieder fast so wie damals, als man sie als Mädchen der Königin vorgestellt hatte. Das hatte katastrophal geendet.
Allmählich fingen ihre Knie an zu zittern. Das Kind in ihrem Leib war ebenfalls unruhig und trat so fest, dass Brenna sich krampfhaft beherrschen musste, ihren Bauch nicht mit den Händen zu halten.
„Erhebt Euch.“
Sie gehorchte und betrachtete verstohlen den Mann, der sich vor ihr befand. Er war hochgewachsen, gut aussehend, hatte dunkles, schulterlanges Haar und wirkte durchaus entspannt. Seiner Kleidung nach zu urteilen war er mehr als nur ein bisschen eitel. Kein Wunder, dass ihn ihre Miniaturen so erzürnt hatten.
Ein leichter Schauer lief ihr über den Rücken. Ihre nächsten Worte waren über Leben und Tod entscheidend – für sie selbst, ihren Gemahl und das Kind, das sie erwartete. Ihre Kehle war plötzlich wie ausgedörrt.
„Bruder Giffard sagte, Ihr wünschtet mit Uns über Euren Gemahl zu sprechen“, sagte der König hoheitsvoll.
Plötzlich hielt sie ihren Plan für eine einzige Dummheit. Während der Reise nach London hatte sie auf dem Schiff wie eine Besessene gemalt. In den Falten ihres Gewandes war jetzt ein äußerst schmeichelhaftes Porträt des Königs verborgen – immer wieder übermalt, bis sie es als vollkommen einschätzte. Damals hatte sie es für das perfekte Versöhnungsgeschenk für den König gehalten, aber nun …
Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, brachte aber keinen Ton hervor.
Da sie nicht wusste, was sie sonst tun sollte, zog sie ihr kleines, in kostbares Tuch gehülltes Geschenk hervor, sank auf die Knie und senkte demütig den Kopf, während sie die Arme dem König entgegenhob. Sie hatte nur diese eine Chance, James zu retten, hoffentlich gelang es ihr.
„Ich bin hier, weil ich um das Leben meines Gemahls bitten will. Das Verbrechen habe ich ganz allein begangen.“ Ihre Stimme klang unsicher.
Der König trommelte mit den Fingern auf die Armlehne seines Throns. Er machte keine Anstalten, ihre Gabe anzunehmen.
Ihre Furcht nahm zu. Gleichzeitig durchzuckte ein greller Schmerz ihren Bauch, und sie unterdrückte nur mit Mühe einen Aufschrei.
„Was wisst Ihr über das Verbrechen Eures Gemahls?“
Sie wagte es nicht, den Kopf zu heben. Der Stolz des Königs hatte schon genug gelitten. „Ich weiß, dass er unschuldig ist.“
„Und wisst Ihr auch, in welcher Angelegenheit er unschuldig ist?“
Bei diesen Worten hob sie nun doch den Kopf und sah in das attraktive, stolze Gesicht des Regenten. Ihr Herzschlag setzte einen Augenblick aus, als sie erkannte, dass sie ihn auf ihrem letzten Gemälde tatsächlich gut getroffen hatte.
Ganz bestimmt würde er ihr die restlichen Miniaturen verzeihen, wenn sie ihm erklärte, dass sie die anderen Bilder gemalt hatte, als sie noch ein Mädchen gewesen war und es einfach nicht besser gewusst hatte. Eitle Männer scharten immer gern Künstler um sich – sie konnte sich ihm als Malerin anbieten und den Rest ihres Lebens damit verbringen, ihren Fehler wiedergutzumachen.
„Man hat ihn beschuldigt, eine Reihe von Miniaturen mit dem Titel ‚Die Mätressen des Königs‘ angefertigt zu haben – aber ich bin die Malerin.“
Der König machte ein verblüfftes Gesicht. „Ihr seid eine Frau.“
„Diesen Umstand habe ich oft genug verflucht“, erwiderte sie, mutiger werdend. Sie war fest entschlossen, die eingeschlagene Richtung beizubehalten. Wieder durchzuckte sie ein stechender Schmerz. „Ich
Weitere Kostenlose Bücher