Der Teufel und die Lady
sich dem, was sie dazu zu sagen hatte, letztlich nicht entziehen konnte. Er war nicht so töricht, sich der Hoffnung hinzugeben, dass diese Frau ihn genauso lieben könnte wie er sie. Schließlich hatte sie oft genug betont, dass sie ihn kaum kenne, da er ja so gut wie nie mit ihr spreche. Daran, dachte er bei sich, würde er etwas ändern müssen.
Zunächst musste er allerdings klären, wer da versuchte, sie umzubringen, und was Evelinde ihm heute Morgen eröffnet hatte, ließ seinen Verdacht auf Biddy fallen. Er erhob sich langsam und dachte nach. Seine Tante selbst zu fragen, würde ihn wohl kaum weiterbringen, doch ein Gespräch mit Lady Comyn mochte Licht auf die Angelegenheit werfen. Seit dem Tod seiner Mutter war sie nicht mehr allzu häufig nach Donnachaidh gekommen, hatte sie jedoch einige Male besucht, während Jenny hier gewesen war, und mochte dabei die eine oder andere Sache erfahren haben.
Er könnte auch Biddys Kammer durchsuchen, ging ihm auf, um zu sehen, ob es dort irgendetwas gab, das ihm helfen würde, das Rätsel zu lösen. Obwohl er sich nicht vorstellen konnte, was er da finden sollte. Doch Biddy war gerade nicht dort, und es konnte nicht schaden, sich einmal umzuschauen … wenngleich er zuvor noch seiner Frau ihren lieblichen Hals umdrehen musste, dachte er, während er Evelinde plötzlich an der offenen Tür des Wohngemachs vorbeischleichen sah.
Evelinde war so sehr darum bemüht, möglichst geräuschlos zu gehen, dass sie – wie schon Biddy vor ihr – das Wohngemach, in dem Cullen stand, keines Blickes würdigte. Gesehen hätte sie, wenn sie denn hineingeschaut hätte, einen sehr zornigen Laird. Er hatte ihr eingebläut, dass sie ohne Wachen nirgendwo hinzugehen habe, und dennoch schlich sie hier draußen herum.
Lautlos trat Cullen noch näher zur Tür, um zu sehen, wohin sie ging. Er hob die Brauen, als sie vor Biddys Tür kurz zögerte und dann leise hindurchschlüpfte. Es schien so, als sei er nicht der Einzige gewesen, dem der Gedanke gekommen war, die Kammer seiner Tante zu durchsuchen. Kein Wunder, dass er seine Gemahlin so sehr mochte, dachte Cullen. Sie beide schienen sehr ähnlich zu denken.
Kopfschüttelnd überlegte er, was er nun tun sollte. Vielleicht wäre es besser, Evelinde zunächst allein suchen zu lassen; wenn es etwas zu finden gab, würde es ihren scharfen Augen sicherlich nicht entgehen. Andererseits brachte sie sich dadurch, dass sie alleine herumschlich, in Gefahr – sie wusste schließlich, dass jemand es auf ihr Leben abgesehen hatte. Wenn sie schon nicht um sich selbst besorgt war, konnte sie wenigstens auf seine Gefühle Rücksicht nehmen, dachte Cullen wütend. Er liebte diese Frau und hatte kein Verlangen danach, das Leben künftig ohne sie zu verbringen. Was seltsam war, befand er, denn bis vor Kurzem hätte er sich ein Leben mit einer solchen Frau nicht vorstellen können, und bevor er sie getroffen hatte, war ihm sein Leben durchaus zufriedenstellend vorgekommen und nicht etwa von Angst und Schrecken geprägt oder einsam, sondern … nun, zufriedenstellend. Jetzt aber wusste er, dass sein Leben ohne Evelinde sehr viel düsterer und unglücklicher wäre. Also verließ er das Wohngemach in der Absicht, Evelinde zu folgen und sie hoffentlich zu Tode zu erschrecken, indem er ebenfalls Biddys Kammer betrat. Er hätte ein schlechtes Gewissen dabei gehabt, wenn er nicht überzeugt davon gewesen wäre, dass sie es verdiente.
Gerade war Cullen wenige Schritte in die obere Halle getreten, da ließ ihn ein Geräusch aus Richtung Treppe innehalten und herumfahren. Er erstarrte kurz, als er sah, wie Biddy auf dem Treppenabsatz erschien und auf ihn zustrebte – offenbar auf dem Weg in ihre Kammer.
Als sie sicher in Biddys Gemach angelangt war, lehnte sich Evelinde mit einem erleichterten Seufzer an die Wand. Dieses heimliche Herumschleichen machte einen ganz fahrig, fand sie.
Sie verzog das Gesicht und sah sich in der Kammer um, wobei ihr Blick gehetzt zur Tür glitt, als sie draußen in der Halle Stimmen zu hören meinte. Das mussten Gillie und Rory sein, vielleicht auch Tavis und Fergus oder zwei andere Männer, die hinaufgeschickt worden waren, um sie zu bewachen. Dann erkannte sie missmutig, dass sie sich selbst in die Falle hatte laufen lassen, denn solange die Männer in der Halle standen, gab es für Evelinde keine Möglichkeit, den Raum unbemerkt zu verlassen. Das ließ sie innehalten. Warum hatte sie das nicht bedacht, als ihr diese ach so
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