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Der Teufel und die Lady

Der Teufel und die Lady

Titel: Der Teufel und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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und wenn sie diese erst einmal im Nacken hatte, bestand keine Möglichkeit mehr, Biddys Kammer zu durchsuchen. Nicht dass Evelinde glaubte, dort einen Hinweis zu finden, aber einen Versuch war es dennoch wert.
    In Windeseile hatte sie ihr Gewand übergestreift, und anstatt sich ausgiebig zu frisieren, begnügte sie sich damit, ihr Haar zu einem Zopf zusammenzubinden. Sie hastete zur Tür, öffnete sie leise und spähte hinaus in die Halle. Erleichtert stellte sie fest, dass noch niemand dort war. Die Männer waren also noch nicht die Treppe heraufgekommen. Evelinde wollte gerade aus dem Gemach schlüpfen, als die Tür zu Biddys Kammer aufschwang und die zierliche Frau heraustrat und auf die Stufen zueilte. Zum Glück schaute sie nicht in Evelindes Richtung.
    Evelinde dankte der glücklichen Fügung, die dafür gesorgt hatte, dass sie erst jetzt ihr Gemach verließ, um in Biddys Kammer einzudringen, und wartete, bis die ältere Dame verschwunden war. Dann glitt sie durch die Tür, schloss sie leise und schlich lautlos durch die Halle.
     
    Cullen stand im Wohngemach und betrachtete den Fußboden. Er hatte gerade die Treppe hinuntergehen wollen, als ihm einfiel, dass Evelinde und Mildrede wahrscheinlich vorhatten, mit dem Saubermachen fortzufahren. Er sorgte sich, dass der Holzboden durch das Feuer möglicherweise marode geworden war, und so war er umgedreht und ins Wohngemach gegangen. Daher kauerte er gerade dort auf dem Boden, als die Tür zu Biddys Kammer aufging und diese herausgeeilt kam. Er sagte nichts, um sie nicht auf sich aufmerksam zu machen, und so bemerkte sie ihn im Dämmerlicht des Raumes nicht, als sie vorbeihastete. Cullen lauschte schweigend ihren eiligen Schritten auf die Treppe zu und die Stufen hinab.
    Dann ließ er seinen Blick wieder über den Holzboden wandern, doch in Gedanken war er mit dem beschäftigt, was ihm seine Frau gerade erzählt hatte. Tavis glaubte also, Jenny habe einen Geliebten gehabt? Und Tralin meinte, das Mädchen hätte eine Schwäche für Darach entwickelt?
    Es schien, als sei er selbst in seiner Jugend ein recht unachtsamer Bursche gewesen, denn ihm war all dies nicht aufgefallen. Doch nun, da Evelinde ihn darauf hingewiesen hatte, fiel ihm ein, dass Jenny jedes Mal, wenn sein Onkel den Raum betreten hatte, zu strahlen begonnen hatte wie ein Frühlingsmorgen. Und einmal, erinnerte er sich, waren er und Tralin ihr begegnet, und ihm war aufgefallen, dass ihre Wangen gerötet und ihre Lippen geschwollen waren. Zudem war ihr Kleid ganz zerknittert und nur nachlässig geschlossen gewesen. Sie hatten sie damals damit aufgezogen, dass sie sich wohl gerade mit einem der Knappen vergnügt habe, wenngleich die beiden Jungen nicht ernsthaft daran geglaubt hatten. So hübsch Jenny auch war, war sie doch immer auch prüde und leicht überheblich gewesen, sodass Cullen sich nur schwer vorstellen konnte, dass irgendwer sie hätte küssen mögen. Sie war ihm immer wie eine anständige junge Dame vorgekommen – nicht wie eine, die sich dabei ertappen ließ, wie sie, die Zügel ihres Pferdes zwischen den Zähnen, nur im Unterkleid über eine Wiese galoppierte und ihr Gewand zum Trocknen hochhielt.
    Die Erinnerung an die erste Begegnung mit seiner Gemahlin ließ Cullen lächeln. Evelinde, davon war er überzeugt, war etwas Besonderes und anders als alle anderen Frauen. In einem Augenblick noch plapperte sie so unbefangen wie ein Kind, und im nächsten fuhr sie ihn an wie eine Harpyie, doch wenn er sie dann küsste, schmolz sie dahin wie eine Butterflocke auf einem noch warmen Stück Brot. Sie verkörperte alles, was er sich von einer Gemahlin wünschte – sofern er sich die Zeit genommen hätte, diese Dinge im Geiste aufzulisten, ehe er sie geheiratet hatte. Als er sich damals zu der Ehe bereit erklärt hatte, war seine einzige Hoffnung gewesen, eine Frau zu bekommen, mit der es sich leben ließ, doch Evelinde war weit mehr als das. Sie war eine Frau, die er lieben konnte – und die er tatsächlich liebte.
    Cullen wünschte allerdings, er wäre damit Evelinde gegenüber nicht so herausgeplatzt. Das war heute Morgen einfach so passiert, und Evelindes Erwiderung war alles andere als schmeichelhaft gewesen. Sie hatte die Augen aufgerissen, den Mund geöffnet und ihn angestarrt, als wären ihm plötzlich Hörner aus dem Schädel gewachsen. Cullen hatte sie vor allem deshalb geküsst, weil er befürchtet hatte, sie könne etwas sagen, was er nicht hören wolle – wenngleich er wusste, dass er

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