Der Teufel und die Lady
meiner Kammer holen«, verkündete sie. »Die Köchin sagte, wir hätten keine Pasteten mehr, und deshalb will ich schnell ein frisches Blech backen.«
» Nay« ,sagte Cullen bestimmt und trat ihr in den Weg, als sie an ihm vorbeigehen wollte.
Biddy stockte und hob die Brauen. »Nay?« ,fragte sie erstaunt.
»Nay« ,wiederholte er und fragte sich verzweifelt, was er dem Nay als Erklärung folgen lassen sollte. »Ich möchte, dass Ihr mich heute zu den Comyns begleitet, Tante«, stieß er dann hastig hervor.
»Zu den Comyns?«, fragte Biddy überrascht.
»Aye« ,bekräftigte er. »Jemand versucht, meine Gemahlin umzubringen, und ich möchte herausfinden, wer dahintersteckt. Ich habe einige Fragen bezüglich Jenny und Darach und hoffe, dass Ihr und Ellie Comyn mir die Antworten liefern könnt.«
Biddy zuckte zurück, als habe er sie geschlagen. Alle Farbe wich ihr aus den Wangen. Sie sagte jedoch nichts, sondern glitt an ihm vorbei in die Halle hinaus. Erschrocken stürmte Cullen ihr nach, doch die Frau war für ihr Alter erstaunlich flink. Sie hatte die wenigen Schritte bis zu ihrer Kammer bereits zurückgelegt und stieß die Tür auf, bevor er sie noch am Kleid packen konnte.
Cullen erstarrte, als die Tür aufging, und erwartete, dass Biddy aufschreien würde, doch alles, was sie sagte, war: »Dann werde ich mich reisefertig machen.«
Die Tür schlug hinter ihr zu. Cullen zögerte, unschlüssig, ob er ihr folgen sollte, doch kein Laut aus dem Innern der Kammer deutete darauf hin, dass Evelinde entdeckt worden war. Nicht einmal ein Flüstern war zu hören. Stirnrunzelnd trat er näher und presste sein Ohr gegen das Holz, und so fand ihn Biddy, als sie die Tür erneut öffnete.
Cullen richtete sich schuldbewusst auf und trat zurück.
»Hast du Angst, ich würde fliehen?«, fragte Biddy spöttisch, während sie aus der Kammer trat und ihren Umhang anlegte. Kopfschüttelnd wandte sie sich in Richtung Treppe. »Für derlei Unfug bin ich zu alt, Neffe. Es ist an der Zeit, dass alles ans Licht kommt.«
Cullen blickte ihr entgeistert nach. Bei ihren Worten war ihm ein Schauer über den Rücken gelaufen. Er hatte seine Tante Biddy immer gemocht. Diese Frau machte die besten Pasteten Schottlands, verdammt, und hatte ihm und Tralin früher, als sie klein waren, immer welche zugesteckt. Aber was sie gerade gesagt hatte, ließ ihm das Herz schwer werden. Nun bangte er tatsächlich, dass Evelindes Vermutungen berechtigt sein könnten.
Als ihm seine Gemahlin in den Sinn kam, wandte er sich erneut der Tür zu Biddys Kammer zu. Sie musste sich versteckt haben, als sie gehört hatte, wie die Tür aufging. Er dankte Gott dafür, dass Evelinde so geistesgegenwärtig gewesen war, und bevor er ihr nun die Leviten las, würde er sie aus Biddys Kammer holen und in ihr eigenes Schlafgemach schaffen, um nicht zu riskieren, dass seine Tante zurückkehrte und sie beide hier fand. Und dann würde er seine Gemahlin mit nach unten nehmen und sie Gillie und Rory überantworten, mit dem ausdrücklichen Befehl, sie nicht aus den Augen zu lassen, unter Androhung der Todesstrafe – oder zumindest irgendeiner anderen ganz fürchterlichen Strafe. Welcher, das würde er entscheiden, wenn er gleich vor ihnen stand, beschloss Cullen, während er nach dem Türriegel griff.
»Kommst du nun oder nicht?«
Cullen ließ die Hand wieder sinken und sah sich um. Seine Tante war nicht wie geglaubt die Treppe hinuntergegangen, sondern wartete an der obersten Stufe ungeduldig darauf, dass er ihr folgte. Er zögerte kurz, entschied dann aber, dass Evelinde auch alleine sicher zurück ins Schlafgemach gelangen würde – besonders falls seine Tante tatsächlich die Mörderin war, wonach es im Moment aussah.
Also wandte er sich von der Tür ab und folgte Biddy hinab. Er ließ sie schon vor zu den Stallungen gehen, um Gillie und Rory noch aufzutragen, über seine Gemahlin zu wachen, sobald diese nach unten käme. Dann erklärte er Fergus schnell, dass er zu den Comyns reiten werde und er, Fergus, die Verantwortung habe, bis er zurück sei. Dann folgte er seiner Tante zu den Pferden.
»Was ist das?«
Evelinde, die sich das Haar kämmte, hielt inne und drehte sich um. Als sie sah, dass ihre Magd den Brief aus ihrer Rocktasche gezogen hatte, riss sie erschrocken die Augen auf.
»Nichts weiter«, erwiderte Evelinde rasch, legte die Bürste beiseite und eilte durch den Raum, um Mildrede den Brief wegzunehmen. Nachdem sie Biddys Kammer verlassen hatte, war
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