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Der Teufel und die Lady

Der Teufel und die Lady

Titel: Der Teufel und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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brillante Idee gekommen war?
    Seufzend ließ sie ihren Blick erneut durch das Gemach wandern. Was die Wachen anging, konnte sie im Moment nicht viel tun, denn sie war nun einmal hier und konnte sich daher genauso gut umsehen. Wenn sie dabei zufällig auf etwas stoßen sollte, das tatsächlich Licht auf die vergangenen und gegenwärtigen Ereignisse warf, dann würde es sie nicht kümmern, ob irgendwer sie aus Biddys Kammer kommen sah und erfuhr, dass sie diese durchsucht hatte.
    Das war im Augenblick Evelindes größte Hoffnung. Sie war entschlossen, die Angelegenheit zu klären. Bislang hatte sie immer Glück gehabt und die Anschläge mehr oder weniger unbeschadet überstanden, aber Cullen hätte beim Versuch, sie aus dem Feuer zu retten, schwer verwundet oder gar getötet werden können, und in eine solche Lage wollte sie ihren Gemahl keinesfalls noch einmal bringen. Sie liebte ihn. Und er liebte sie.
    Sie lächelte zaghaft. Ich liebe Euch, hatte er gesagt. Im gleichen Tonfall hätte er ihr sagen können, dass ihm ihr Haar gefiel. Es war typisch für ihren Gemahl, dies so kundzutun, als sage er ihr, dass es Mittag oder Abend sei. Ein Minnesänger war er wahrlich nicht, aber damit konnte Evelinde leben. Selbst mit seiner quälenden Weigerung zu sprechen konnte sie leben. Nur ohne ihn selbst konnte sie sich ihr Leben nicht mehr vorstellen. Seine stille Stärke und Fürsorge, hatte sie erkannt, war etwas, das sie brauchte.
    Auch hatte sie kein Verlangen danach zu sterben, ehe sie ihre Liebe nicht noch ein Weilchen ausgekostet … und ihrem Gemahl vielleicht ein oder zwei Kinder geschenkt hatte. Die Vorstellung, einen kleinen Cullen zu haben, gefiel ihr. Wie viel Freude es ihr bereiten würde, den Jungen zu einem so stattlichen Mann heranwachsen zu sehen, wie sein Vater es war. Blieb nur zu hoffen, dass der Einfluss der Mutter ihn ein wenig gesprächiger machen würde, dachte Evelinde belustigt und wandte ihre Aufmerksamkeit dann wieder der Kammer zu.
    Was hatte Maggie entdeckt? Das fragte sie sich, während sie den Raum durchstöberte. Das Gemach war viel kleiner als das, welches sie und Cullen sich teilten. Zudem war es nur spärlich eingerichtet. An der Wand, die der Tür gegenüberlag, stand ein Bett, und daneben befand sich ein kleiner Tisch mit einer halb abgebrannten Kerze in einem eisernen Halter. Am Fuße des Betts standen entlang der Mauer drei große Truhen, und an einer von ihnen lehnten ein Bogen und ein Köcher mit Pfeilen.
    Evelinde machte einen Schritt in den Raum hinein, um bei ihrer Suche mit den Truhen zu beginnen, doch aus einem vagen Gefühl heraus stockte sie und wandte sich stattdessen dem Bett zu, um davor niederzuknien und unter das Gestell zu schauen. Obwohl sie insgeheim schon erwartet hatte, etwas zu finden, überraschte es sie dennoch, tatsächlich etwas im Schatten des Betts zu erspähen. Sie griff danach, zog ein ledernes Behältnis hervor und stellte stirnrunzelnd fest, dass es sich um einen weiteren Köcher mit Pfeilen handelte. Evelinde wollte ihn schon zurückschieben, als ihr Blick auf die Befiederung an den Schäften fiel. Sie hielt inne und zog den ledernen Köcher dann ganz hervor, um ihn eingehender in Augenschein zu nehmen. Die Befiederung an jedem der Pfeile bestand aus abwechselnd weißen und dunklen Federn. So wie an dem Pfeil, den Evelinde vormals in der Truhe ihres Schlafgemachs entdeckt hatte – an dem mit dem getrockneten Blut, rief sie sich ins Gedächtnis und fragte sich einmal mehr, was das wohl zu bedeuten hatte. Es schien eindeutig zu sein, dass der Pfeil in der Truhe ihres Gemahls aus diesem Köcher stammte. Doch warum lag das Geschoss in Cullens Truhe, und warum war Blut daran?
    Sie wischte die Frage vorerst beiseite, steckte den Pfeil, den sie begutachtet hatte, zurück in den Köcher und schob diesen zurück unter das Bett. Dann stand sie auf und ging zu dem anderen Köcher hinüber, der an der Truhe lehnte. Schon auf den ersten Blick war ersichtlich, dass die Befiederung dieser Pfeile ausschließlich aus dunklen Federn bestand … wahrscheinlich gemeinhin verwendete Gänsefedern, dachte sie.
    Evelinde wusste nicht genau, von welchem Tier die weißen Federn stammten. Sie vermutete, dass es Schwanenfedern waren, doch wurden diese nur selten zur Befiederung von Pfeilen benutzt; überaus selten – zumindest in England. Dass Cullens Tante einen Bogen und Pfeile ihr Eigen nannte, verwunderte Evelinde nicht. Biddy hatte ihr berichtet, dass sie gerne gelegentlich zur

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