Der Teufel und die Lady
Wanne ausstreckte, ging ihr Atem schwer von der Hitze. Doch bald wurde das Bad erträglich, und tatsächlich schien es das Ziehen und Stechen rasch zu mildern.
»Könnt Ihr ihn nicht bitten, einen oder zwei Tage zu bleiben, bis es Euch besser geht?«, fragte Mildrede. »Wenn er wirklich so gefällig ist, wie Ihr sagt, würde er es Euch doch gewiss nicht versagen?«
Evelinde überlegte kurz, schüttelte dann aber den Kopf. »Er hat die Verletzungen bereits gesehen und wünscht dennoch sofort aufzubrechen. Er wird seine Gründe haben. Und zudem – was sind schon ein paar Schmerzen verglichen mit der Aussicht, Edda zu entfliehen?«, fragte sie trocken.
Bei diesen Worten schmunzelte Mildrede widerwillig und seufzte erneut. »Ich werde Euch ein stärkendes Elixier in den Met mischen. Das wird die Schmerzen erträglicher machen.«
»Ich danke dir, das nehme ich gerne an«, gab Evelinde zu.
Mildrede nickte und wandte sich zum Gehen. »Ich werde Euch den Met und das Elixier bringen, sobald ich mit Mac gesprochen habe. Entspannt Euch und genießt das Bad.«
Evelinde nickte stumm und schloss die Augen, um sich der Wunderwirkung des Wassers hinzugeben.
Sie musste im heißen Bad eingenickt sein, denn als sie die Augen wieder aufschlug, war Mildrede bereits zurück, drei Dienerinnen im Schlepptau, und das Badewasser, in dem sie lag, war nur noch lauwarm.
»Pater Saunders ist da, und Euer Bräutigam verlangt, dass Ihr für die Hochzeit augenblicklich nach unten kommt«, rief die Magd aus. Sie wirkte fahrig, warf den Beutel mit ihren Arzneien auf die Truhe neben dem Bett und eilte dann zum Zuber, wo Evelinde bemüht war, auf die Beine zu kommen. »Kommt, wir müssen noch Euer Haar waschen und Euch herrichten.«
»Wie lange habe ich im Wasser gelegen?«, fragte Evelinde benommen, als sie sah, dass ihre Finger und Zehen vom Wasser ganz runzelig waren.
Mildrede blaffte die drei Dienerinnen an, zu packen, und entgegnete dann: »Eine ganze Weile. Ich habe länger als erwartet gebraucht, um Mac davon zu überzeugen, dass alles in Ordnung sei, und dann hat Edda mir zunächst ein paar Verrichtungen aufgehalst.«
Die Magd schüttelte unwillig den Kopf, während sie einen Eimer ergriff und Evelindes Haar mit Wasser übergoss. »Es wird mir nicht leidtun, dieser Frau den Rücken zu kehren.«
Evelinde murmelte zustimmend und schloss die Augen, während Mildrede ihre langen Flechten mit parfümierter Seife wusch. Sie hörte, wie die Tür aufging, und öffnete blinzelnd die Augen, auch auf die Gefahr hin, Seife hineinzubekommen. Eine Dienerin huschte in die Kammer, einen Becher in der Hand.
»Ich bringe den Met, Mildrede«, sagte die Frau und durchquerte hastig die Kammer.
»Gib etwas von meinem stärkenden Elixier hinein, sei so gut, Alice«, wies Mildrede sie an und nickte in Richtung der Truhe neben dem Bett. »Es ist in meinem Arzneibeutel auf der Truhe dort, in einem kleinen Lederbeutel, in den ein schräg stehendes Kreuz eingeritzt ist.«
Die Frau tat, wie ihr geheißen, und Evelinde schloss erneut die Augen, als Mildrede nach dem Eimer griff, um ihr Haar auszuspülen.
»Ich bin sicher, dass es auch ohne das Elixier gehen wird, Mildrede«, sagte sie, nachdem die Magd den ersten Eimer über ihren Kopf gegossen hatte.
»Das Elixier wird Euch helfen. Vorsicht ist besser als Nachsicht«, sagte die Magd entschieden, während sie einen weiteren Eimer Wasser über Evelindes Haar leerte.
Evelinde protestierte nicht länger. Sie nahm an, dass das Elixier nicht schaden konnte.
»So, und nun hoch mit Euch. Wir müssen Euer Haar trocknen und Euch dann ankleiden.« Als Evelinde sich erhob, legte ihr Mildrede ein Leinentuch um und stützte ihre Herrin, als diese aus dem Bottich stieg. Dann führte die Magd sie zu einem Stuhl am Feuer.
»Alice, wo ist der … Oh, gut«, murmelte Mildrede, als die Dienerin mit dem stärkenden Met zu ihr herüberhastete. Die Magd reichte Evelinde den Trank. »Setzt Euch dort nieder und trinkt Euren Met, während ich mir überlege, welches Gewand Ihr tragen solltet.«
Evelinde nahm von Mildrede den Becher entgegen und lächelte auch Alice dankbar zu. Dann hob sie ihn an die Nase und roch daran. Sofort wusste sie, dass dies eines der Elixiere war, bei denen selbst die erhoffte Wirkung nicht über den furchtbaren Geschmack hinwegzutrösten vermochte. Sie überlegte kurz, ob sie sich einfach weigern sollte, den Met zu trinken, aber statt mit Mildrede zu streiten, hielt sie sich die Nase zu und setzte den
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