Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Teufel und die Lady

Der Teufel und die Lady

Titel: Der Teufel und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
Vom Netzwerk:
hinweg, das wusste sie, würde es erst einmal schlimmer werden. Schon der Gedanke daran, sich beim Packen sputen zu müssen, war nicht erfreulich, doch die Aussicht auf den Ritt nach der Hochzeitszeremonie trieb ihr buchstäblich die Tränen in die Augen.
    Sie fand ihr Gemach leer vor, als sie es betrat. Sich umzuziehen verschob sie auf später und begann stattdessen so schnell wie möglich, ihre Sachen zusammenzusuchen. Seit sie sechzehn geworden war, war sie kaum noch gewachsen, und sie hatte ihre Gewänder stets pfleglich behandelt. Daher besaß sie, auch wenn Edda ihr seit dem Tod ihres Vaters nicht ein einziges neues Kleid zugestanden hatte, noch viele Kleidungsstücke aus den Lebzeiten ihres Vaters. Sie mochten ein wenig alt und verschossen und hier und da etwas abgenutzt sein, aber sie waren noch immer durchaus tragbar. Sie faltete gerade sorgsam eines dieser Gewänder zusammen, als die Tür aufflog und Mildrede hereingestürmt kam.
    »Oh, Mylady! Mac hat mir alles berichtet – Herr im Himmel!«, stieß die Magd atemlos hervor. Sie kam unmittelbar vor Evelinde zum Stehen, die sich aufrichtete und zu ihr umwandte.
    Erst da fiel Evelinde wieder ein, wie ramponiert und gebeutelt sie aussah. Sie wünschte, sie hätte sich zuerst umgezogen, wie Cullen sie angewiesen hatte. »Cullen hat mich nicht so zugerichtet«, versicherte sie ihrer Magd rasch.
    »Nay, sondern der Teufel, den Ihr heiraten sollt«, wandte Mildrede unwirsch ein.
    »Nein, ich …«, setzte Evelinde an.
    »Mac hat mir alles erzählt. Habt keine Angst, wir haben einen Plan«, fuhr die Magd hastig fort und trat noch einen Schritt näher. »Wir werden fliehen. Bis zum Kloster ist es nicht weit. Wir können …«
    »Cullen ist der Teufel«, unterbrach Evelinde sie und trat zurück, als Mildrede die Hand nach ihr ausstreckte. Dann ging ihr auf, dass ihre Worte nicht klug gewählt waren. »Ich meine, er ist eigentlich nicht der Teufel. Aber – Cullen ist der Laird of Donnachaidh«, schloss sie, verärgert über sich selbst. »Und er hat mich nicht so zugerichtet. Ich bin im Fluss gestürzt.«
    »Oh, aye. «Mildrede baute sich vor ihr auf. Ihr Blick sagte Evelinde, dass sie ihr nicht ein Wort glaubte. »Und bei diesem Sturz im Fluss habt Ihr Euch auch den klaffenden Riss im Kleid zugezogen, nicht wahr?«
    »Nein«, gab Evelinde zu. »Das war Cullen.«
    Mildrede nickte und griff nach Evelindes Arm. »Kommt, wir fliehen. Mac ist dabei, drei Pferde zu satteln.«
    »Nicht doch!«, rief Evelinde und entzog der Magd ihren Arm, aber Mildrede war nun einmal entschlossen, ihre Herrin zu retten, und hielt sie fest. »Er wollte das Kleid doch gar nicht zerreißen, er hat nur versucht, es abzustreifen. Von sich selbst abzustreifen«, fügte sie rasch hinzu, als Mildrede angewidert schnalzte.
    Das ließ die Magd stocken. Mit vor Schreck weit aufgerissenen Augen sah sie Evelinde an. »Ist er etwa einer von denen?« ,fragte sie. »Er wollte Euer Kleid tragen?«
    »Aber nein«, stöhnte Evelinde, allein schon von dem Gedanken schockiert. Sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, warum Cullen oder irgendein anderer Mann ein Kleid tragen wollen würde. »Es hatte sich um seinen Kopf gewickelt.«
    Diese Erklärung jedoch besänftigte Mildrede keineswegs. Im Gegenteil – dies schien genau ihren Erwartungen zu entsprechen.
    »Dieser lüsterne Teufel!«, spie sie aus und versuchte Evelinde erneut mit sich zu ziehen. »Sich schon bei Eurem ersten Treffen unter Euren Rock zu stehlen! Wo Ihr doch noch nicht einmal vermählt seid!«
    »Mildrede!«, rief Evelinde empört. »Es ist nicht so, wie du denkst. Bitte, hör auf und lass mich erklären. Das ist alles ein Missverständnis. In Wahrheit hat er mir kein Leid zugefügt.«
    »Das könnt Ihr mir auf dem Weg zu den Ställen erzählen«, beharrte die Magd. »Es ist …« Ihre Stimme erstarb, als sich die Tür öffnete und die beiden Frauen sich mehreren Bediensteten mit Badezuber und Wassereimern gegenübersahen.
    »Der Teuf … Laird Donnachaidh hat uns befohlen, Euch ein heißes Bad zu bereiten, Mylady«, erklärte einer der Männer am vorderen Ende des Zubers. »Er sagte, wir sollten das Wasser so heiß machen, wie Ihr es gerade noch aushalten könnt. Das werde die Schmerzen der Verletzungen lindern, die Ihr Euch beim Sturz zugezogen habt.«
    »Hörst du?«, fragte Evelinde Mildrede, entzog sich mit einem Ruck deren Griff und trat einige Schritte zurück, um sicherzustellen, dass die Magd sie nicht erneut packte.

Weitere Kostenlose Bücher