Der Teufel und die Lady
stattdessen finster an. Sie sah, wie Überraschung in Cullens Augen trat, und hätte beinahe eine Entschuldigung ausgestoßen, schluckte diese jedoch im letzten Moment hinunter und murmelte stattdessen: »Verzeiht mir schon jetzt, Mylord, für das, was gleich kommen wird. Ich werde es Euch später erklären. Seid bitte einfach nur der Teufel von Donnachaidh, wie Ihr es Mac gegenüber gewesen seid.«
Zu ihrer Erleichterung verlangte er keine Erklärung. Er hob lediglich eine Braue, verzog darüber hinaus aber keine Miene.
Evelinde wandte sich ab. Sie ging langsam und ein wenig schwerfällig, da ihre Prellungen allmählich zu schmerzen begannen. Ihr Körper versteifte sich zusehends, stellte sie fest und verzog das Gesicht. Zweifellos würde es im Laufe des Tages nicht besser werden.
Ihr Blick fiel auf Edda, die vor Vergnügen kaum an sich halten konnte, als sie Evelinde auf sich zukommen sah. Evelinde verbarg ihre Abscheu und zwang sich zu einer ernsten, ausdruckslosen Miene, als sie vor ihrer Stiefmutter stehen blieb. Es überraschte sie nicht, als die Frau sie einfach übersah und stattdessen Cullen mit einem breiten, beifälligen Lächeln bedachte.
»Mylord Donnachaidh«, begrüßte Edda ihn. »Wie ich sehe, habt Ihr bereits Bekanntschaft mit unserer Evelinde geschlossen. Ich hoffe doch sehr, dass Ihr mit dem Verlöbnis zufrieden seid.«
»Aye« ,brummte Cullen. Evelinde fiel auf, wie er die Augen fragend auf seine Männer richtete. Jeder Einzelne erwiderte seinen Blick, und sie schienen ein paar stumme Botschaften zu tauschen. Evelinde verstand deren Inhalt nicht, vermutete aber, dass es um Edda ging.
»Gut, gut.« Wieder zeigte ihre Stiefmutter ein breites Lächeln, dass sie allerdings rasch dämpfte, um ihre Zähne zu verbergen. Dann hakte sie sich beim Laird ein in der Absicht, ihn zum Tor des Wohnturms zu führen. »Ihr sollt wissen, dass ich es war, die Euch auserkoren hat, unsere Evelinde zu ehelichen. Und ich hege Bewunderung für einen Mann, der gleich zeigt, welche Strategie er zu verfolgen gedenkt. Ihr braucht das Mädchen nicht zu schonen. Schlagt sie so oft, wie es Euch beliebt. Sie ist gesund und kräftig und hält einiges aus. Ja, im Grunde ist sie so kräftig, dass ich mich manchmal frage, ob da nicht ein bäuerlicher Einschlag irgendwo in ihrer Ahnenreihe ist.« Sie beendete diese beleidigende Ansprache mit einem Lachen. Allerdings verstummte sie unsicher, als sie versuchte, Cullen zum Eingang des Turms zu führen, nur um festzustellen, dass der Mann sich nicht von der Stelle rührte.
»Euren Priester«, knurrte Cullen, während Edda sich umwandte und ihn verwirrt musterte.
Edda sah ihn fragend an. »Pater Saunders?«
»Holt ihn«, wies Cullen sie an. »Wir heiraten, dann gehen wir.«
»So rasch? Ich … Ihr …« Edda verstummte. Dann besann sie sich offenbar auf den Reiz der Vorstellung, sich Evelindes so zügig zu entledigen, und ihr breites Grinsen kehrte zurück. »Ich werde unverzüglich nach ihm schicken lassen.«
Cullen nickte knapp, griff Evelindes Arm und zog sie an Edda vorbei in den Wohnturm.
Evelinde biss sich auf die Lippe, um nicht laut einzuwenden, dass sie auf keinen Fall so bald aufbrechen konnte. Stattdessen überlegte sie, wie sie es schaffen sollte, in so kurzer Zeit all ihre Habe zusammenzupacken und sich reisefertig zu machen. Der Gedanke daran, d’Aumesbery zu verlassen, war sowohl schmerzlich als auch eine freudige Aussicht. Viele Menschen hier würde sie vermissen. Sie war mit ihnen aufgewachsen und würde sie nun für immer verlassen. Die Vorstellung allerdings, auch Edda los zu sein, war überaus reizvoll, dachte sie, als Cullen sie am Fuße der Treppe freigab und sie hinaufging.
Erst als Evelinde einige Stufen genommen hatte, merkte sie, dass ihre Verletzungen ihr noch einige Schwierigkeiten bereiten würden. Zu gehen war schon schmerzhaft und beschwerlich genug, aber das heiße Stechen, das sie von der Hüfte bis zum Knie durchzuckte, während sie die Treppe erklomm, ließ sie vor Qual scharf die Luft einziehen. Oh ja, dachte sie mit einem Seufzer, die Reise würde alles andere als angenehm werden.
Mit zusammengebissenen Zähnen wischte Evelinde den Schmerz energisch beiseite und stieg weiter die Stufen hinauf. Sie sagte sich, dass es schon vorübergehen werde. Es waren schließlich nur Prellungen, die nun allmählich ihre Glieder steif werden ließen. Sie würde das Ziehen schon ertragen können, ihr Körper würde heilen. Doch über die nächste Stunde
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