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Der Teufel vom Waiga-See

Der Teufel vom Waiga-See

Titel: Der Teufel vom Waiga-See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Überraschung
— eine böse.
    In der Scheune — hinter dem
geöffneten Tor — zuckte ein Blitz auf.
    Eine Explosion krachte, Flammen
loderten. Im Nu breiteten sie sich aus, was zweifellos an Benzin oder anderem
Brandstifter-Material lag. Und vor dem grellen Hintergrund des Feuers tanzte
für zwei, drei Sekunden die Scherenschnitt-Silhouette einer schwarzen Gestalt —
tanzte von einem Bein aufs andere und stieß die Arme zum Himmel.
    „Der Waiga-See-Teufel!“
    Tim schnellte hoch.
    „Er... er... hat eine
Brandbombe geworfen“, rief Klößchen — in einer Lautstärke, die das Prasseln der
Flammen übertönte.
    Hörte das der Kerl?
    Tim spurtete bereits und sah,
wie sich die Gestalt zur Seite herumwarf und in langen Sätzen floh.
    Du entkommst mir nicht! dachte der
TKKG-Häuptling.
    Der Brandstifter rannte die
Straße entlang in Richtung Weinfurth.
    Aus den Augenwinkeln bemerkte
Tim, daß beim Bauernhaus die Tür aufflog.
    Aber er konnte nicht darauf
achten, durfte nicht mal den Kopf wenden.
    Ein voller Spurt in totaler Dunkelheit
ist immer riskant. Hindernisse werden zu spät bemerkt. Alle Aufmerksamkeit also
geradeaus. Tim hatte nicht vor, sich die Knochen zu brechen.
    Jetzt lag das Gehöft hinter
ihm.
    Der Waiga-See-Teufel rannte
nicht schlecht.
    Aber Tim holte auf.
    Außerdem machte der Kerl einen
Fehler.
    Er blieb auf der Straße, und
damit hob sich sein Umriß vor dem schimmernden Horizont im Norden ab — vor der
Lichtglocke über Weinfurth.
    „Stehenbleiben!“ brüllte Tim.
    Noch fünf Meter, dachte er.
Dann habe ich ihn.

    Der Kerl reagierte, indem er
abstoppte und herumwirbelte.
    Tim ahnte den Schlag, blockte
doppelt ab mit beiden Armen vor Kopf sowie Oberkörper und rannte ungebremst in
den Gegner hinein.
    Der Zusammenprall war
fürchterlich.
    Tim spürte es nur an Fäusten
und Ellbogen. Das sind — neben den Füßen — sowieso seine Hauptwaffen; und an
Abhärtung ist da kein Mangel.
    Es war Zufall, daß Tim den
Kieferknochen traf.
    Der Waiga-See-Teufel wurde über
den Straßenrand hinaus geschleudert, landete auf einem Kartoffelfeld und blieb
liegen.
    Tim setzte nach, näherte sich
dem Niedergestreckten am Kopfende und war auf Widerstand gefaßt.
    Aber der Waiga-See-Teufel
dämmerte im Dunstkreis einer Ohnmacht.
    Der Unterkiefer war gebrochen, wie
sich später herausstellte.
    Jetzt freilich steckte der Kopf
in einer Art Strumpfmaske.
    „Wenn du dich rührst, kriegst
du noch eine“, drohte Tim und zerrte die Vermummung herunter.
    Es war wirklich dunkel hier.
Doch Tims Augen hatten sich daran gewöhnt.
    Aus unmittelbarer Nähe erkannte
er den Typ.
    Es war Oldo von Durstilitsch.
    Tim schluckte erst mal,
verdaute die Überraschung und bemerkte, wie der Neffe des Grafen jetzt den Kopf
bewegte. Schnapsgeruch stieg auf. Oldo begann, schmerzvoll zu wimmern.
    „Hallo, Waiga-See-Teufel“,
sagte Tim. „Schelldorns Scheune brennt. Wieviel Schaden hast du bis jetzt
eigentlich angerichtet?“
    „Für 16 Millionen, Schilling,
du A…“
    „Sprichst komisch. Tut’s weh?“
    „Hast mir alle Zähne
rausgeschlagen“, nuschelte Oldo.
    „Selber schuld. Weshalb machst
du das — als Waiga-See-Teufel?“
    „Weil das alles Untermenschen
sind. Hier. Die verdienen nichts anderes. Außerdem liebe ich Feuer,
einstürzende Mauern, Chaos, Hilferufe, Verzweiflung, die schwelende Asche am
nächsten Tag.“
    „Warst du jedesmal betrunken,
wenn du diesen Scheiß gemacht hast?“
    „Immer. Aber nicht, um mir Mut
anzusaufen. Sondern weil Schnaps und Spaß zusammengehören.“
    „Ich kann auch ohne Schnaps
lachen. Wo ist der Schmuck, den du im Blockhaus in der Reisetasche gefunden
hast? Und die Uhr? Die gehört nämlich zufällig mir.“
    Oldo richtete sich auf und
befühlte seinen Kiefer.
    „Deine Uhr ist im Landrover.
Aber hör mal zu: Wir machen halbe-halbe, ja? Auch das ganze andere Zeug ist in meinem
Wagen — in der flachen Kiste unter dem Beifahrersitz.“
    Dieser Verrückte denkt, ich
lasse ihn laufen, staunte Tim. Man hält’s nicht für möglich.
    „War das Zufall, daß du auf die
Beute gestoßen bist?“
    „Nicht ganz. Den Typ im
Blockhaus habe ich schon gestern bemerkt. Als ihm Eugenie Verpflegung brachte.
Ist ein gesuchter Verbrecher. Sein Bild war in der Zeitung. Poldgar Prüffe.
Inzwischen weiß ich, daß Tante Genie ihn von früher her kennt. Alte Liebe —
hähähäh! Habe die beiden mit dem Fernglas beobachtet, aber nichts unternommen.
Wollte mal sehen, was daraus wird. Na ja, und dann vorhin —

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