Der Teufel vom Waiga-See
— vorsichtshalber. Ich bin Poldgar Prüffe.“
„Ah“, Alensky kaute noch und
schien erfreut. „Gut, daß Sie sich melden. Sind Sie allein? Unser Gespräch
verträgt keinen Zeugen.“
„Bin allein“, behauptete
Prüffe.
„Sie wissen, was ein besonders
tüchtiger Typ ist?“
„Klar. Das ist jemand mit dem
Hang zur gesteigerten Leistung.“
„Hm. So meinte ich das nicht.“
Prüffe lachte. „Sie meinen
einen Killer.“
„Ein häßliches Wort.“
„Genauso häßlich wie das, was
ein besonders tüchtiger Typ — um in Pritschlmeiers Geheimsprache zu reden —
tut.“
„Die meisten verdienen nichts
Besseres. Und sterben müssen wir alle.“
„So ist es.“
Alensky kaute noch immer.
Offenbar aß er weiter.
Gleich, dachte Prüffe, muß er
rundheraus fragen.
„Wären Sie grundsätzlich dazu
bereit?“ wollte Waffen-Angelo wissen.
„Zu sterben?“
„Hähähäh. Jemanden sterben zu
lassen.“
„Wieviel wollen Sie bezahlen?“
„Wir werden uns einig, Prüffe.
Also?“
„Grundsätzlich bin ich zu allem
bereit. Wer ist es?“
„Graf Durstilitsch.“
„Gebacht? Den sie Bachti
nennen?“
„Der!“
„Hm. Ich kenne ihn von früher.
Wir mögen uns nicht.“
„Um so besser.“
„Ich verlange eine Million
Schilling, die Hälfte im Voraus.“ Alensky schien zu überlegen. Dann grunzte er:
„Von mir aus.“
„Er soll also hinscheiden. Wie
— das ist Ihnen egal?“
„An Ihrer Stelle, Prüffe, würde
ich’s so drehen, daß der Verdacht auf den Waiga-See-Teufel fällt.“
„Gar nicht dumm.“
„Benutzen Sie eine Brandbombe,
einen Molotow-Cocktail, eine Handgranate. Durstilitsch steht zufällig im Weg
und stellt also die Patschen auf ( österr.: sterben) .“
„Hm. Ja.“
„Wir sind uns einig?“
„Noch nicht ganz.“
„Die halbe Anzahlung können Sie
sich morgen abholen. Wenn wir uns...“
„Das meine ich nicht.“ Prüffe
hüstelte.
„Sondern?“
„Ich bin nicht gern der blöde
Handlanger. Ich mache eine Sache nur, wenn ich Durchblick habe. Dann kann ich
mein Risiko einschätzen.“
„Sie wollen also wissen,
weshalb ich ihn lebend als störend empfinde?“
„Wenn Sie mich
freundlicherweise aufklären könnten...“ Alensky zögerte nicht lange. „Also gut.
Der Graf besitzt eine Gemälde-Sammlung, von der ich träume. Wenn ich die
besitze, erfüllt sich mein Lebenswerk. Aber der Idiot verkauft nicht.“
„Wäre es nicht bequemer, wenn
sie die Bilder klauen lassen?“
„Und dann? Soll ich sie im
Keller einmauern? Die ganze Welt soll wissen, daß ich die Kunstwerke besitze.“
„Ah, so. Verstehe. Aber wenn
der Graf den Löffel wegschmeißt, sind Sie doch nicht der Erbe.“
„Nein. Sein Neffe Oldo erbt
alles. Und mit dem bin ich mir bereits einig. Er war hier, der Schlaufuchs. Mit
Unschuldsmiene hat er mir erklärt, daß ihm an der Kunstsammlung, die er mal
erben wird, überhaupt nichts liegt. Gern wird er mir alles verkaufen. Aber das
wäre ja ferne Zukunftsmusik, sagt er. Wünsche er doch seinem Onkel ein langes
Leben.“
„Dieser Heuchler!“
„Sie sagen es.“
„Er hat also den Mord bei Ihnen
bestellt?“
„Ohne Zweifel. Er hat mir klar
zu verstehen gegeben, daß zwischen mir und meinem Traum nur sein Onkel steht.“
„Gleichzeitig gibt dieser Oldo
zu erkennen, wie er Sie einschätzt. Als jemanden, der Mittel und Wege kennt,
den Grafen aus dem Weg zu räumen.“
„Natürlich. Und anfangs war ich
auch ein bißchen beleidigt. Mache ich denn den Eindruck? habe ich mich gefragt.
Traut man mir gar keine Skrupel (moralische Bedenken) zu? Wenn dieser
Lackl schon so schlecht von mir denkt, was für einen Ruf habe ich denn dann?“
„Keine Ahnung. Ich bin nicht
aus dieser Gegend.“
„Mein Motiv ist im höchsten
Maße ehrenwert. Ich bin Kunstsammler.“
„Um der Kunst zu dienen, ist
jedes Mittel recht, Alensky. Nach dem Grafen fragt in ein paar Jahren keiner mehr.
Aber in Ihrer Hand wird die Kunstsammlung überdauern — und der Nachruhm wird
Ihren Namen, Alensky, der ja aufs engste damit verknüpft ist, erhalten.“
Der Waffenhändler hatte den
Mund leergekaut. „So sehe ich das auch. Also abgemacht?“
„Von mir aus gilt’s. Wann und
wo kriege ich die Anzahlung?“
Sie verabredeten, sich morgen
nachmittag zu treffen: hinter einem Bootshaus am Ostufer des Waiga-Sees.
23. Die Scheune brennt
Schon vor einer Stunde waren
überraschend schnell Wolken aufgezogen. Jetzt hing der Himmel tief und schwarz
über dem Land. Es dunkelte
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