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Der Teufel von Garmisch

Der Teufel von Garmisch

Titel: Der Teufel von Garmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schueller
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das Geburtsdatum?«
    »Natürlich«, sagte Frau Professor Berghofer. »Auch die
Telefonnummer. Er heißt Peter Ströer. Er ist neunundvierzig Jahre alt und lebt
in Lohr. In meinem Haus.«
    * * *
    Ich weiß nicht, ob es Kunst ist, was ich
mache. Aber welcher Künstler kann das wirklich wissen? Auch Künstler können
nicht wissen, was Kunst ist. Sie ahnen es nur. Und ich ahne. Ich ahne intensiv.
Es ist nicht originell, was ich tue. Aber es hat eine Form. Und es variiert.
Variation ist das Stichwort.
    * * *
    Zettel hatte die Frau Professor zum Ausgang geleitet, und
Schwemmer und Schafmann saßen sich einigermaßen sprachlos gegenüber.
    »Spannt der eigenen Tochter den Mann aus«, sagte Schafmann und
begann zu lachen.
    »Kennt man sonst nur aus dem Fernsehen«, sagte Schwemmer.
    »Ja, aber Unterschichtenfernsehen. Und von Unterschicht kann hier ja
wohl keine Rede sein. Professorin für ältere Germanistik. Erbin einer
Maschinenbaufirma. Trägerin des Bundesverdienstkreuzes. Hab ich was vergessen?«
Er blätterte in seinem Notizblock.
    »Ehemalige Hockey-Nationalspielerin«, sagte Schwemmer.
    »Genau. Ich meine … was sagt man wohl in deren Kreisen dazu?«
    »Schwer zu sagen. Wenn ihre Kreise zum Beispiel überwiegend aus
Damen ihres Alters bestehen, könnten die das möglicherweise toll finden.«
    »Vierundsechzig«, sagte Schafmann. »Dann ist dieser Ströer fünfzehn
Jahre jünger als sie.«
    »Ungefähr in deinem Alter«, entgegnete Schwemmer. »Wär die nichts
für dich?«
    Schafmann verzog zweifelnd das Gesicht. »Gut erhalten ist sie ja,
aber ich weiß nicht … Nein, eher nicht.«
    »Hängt vielleicht auch ein bisschen davon ab, was so eine ererbte
Maschinenfabrik einbringt.«
    »Da könnte überhaupt der Hase im Pfeffer liegen«, sagte Schafmann.
»Vater Berghofer vererbt seine Fabrik seiner Witwe, der Partner ihrer Tochter
denkt sich daraufhin: Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach,
und wechselt rüber zur besitzenden Klasse. Wenn man sich die Frau Professor so
anschaut, hätte er als Schwiegersohn wahrscheinlich noch ein paar Jahrzehnte
auf das Erbe gewartet.«
    »Und wo siehst du da den Hasen? Wenn die Tochter ihn umgebracht hätte, klar. Aber wo steckt das Motiv für einen Mord an der
Tochter?«
    »Erbschaftsangelegenheiten sind oft komplexer, als sie von außen
wirken. Vielleicht hat sie mit irgendwas gedroht.«
    »Behalten wir im Auge«, sagte Schwemmer.
    Es klopfte an der Tür. Es war Oberinspektorin Zettel, sie trug ein
halbes Dutzend grauer und gelber Aktenmappen unter dem Arm.
    »Der Fall aus Aschaffenburg«, sagte sie. »Wollen Sie einen
Vorabbericht, bevor ich es schriftlich zusammenfasse?«
    »Bitte«, sagte Schwemmer. »Machen Sie es kurz.«
    »Das Opfer war weiblich, dreiundvierzig Jahre alt, allein lebend.
Getötet mit zwei Schüssen, jeweils in die Ohren, quer durch den Kopf. Den
Verletzungen nach eine großkalibrige Tatwaffe, am Tatort aber weder Kugeln noch
Hülsen. Der Täter hat mit dem Blut des Opfers Tränen auf ihr Gesicht gemalt.
Keine verwertbaren Spuren. Das Opfer galt als freundlich und unauffällig. Die
Tat wurde erst bemerkt, als die beiden Katzen des Opfers vor Hunger schrien.«
    »Alle Personen, die in direkter Beziehung zum Opfer standen, wurden
überprüft. Auch Kontakte aus Chatrooms. Das ging damals noch. Alles ohne
Ergebnis.«
    »Chatroomkontakte überprüfen«, seufzte Schafmann. »Das waren
Zeiten.«
    »Wenn die das mit der Vorratsdatenspeicherung nicht bald wieder in
die Gänge kriegen …«, sagte Schwemmer.
    »… können wir unsern Laden genauso gut zumachen«, ergänzte
Schafmann.
    Schwemmer sah ihn verwundert an. »Hatte ich das schon mal gesagt?«
    »Nein, ich kann Gedanken lesen«, antwortete Schafmann. »Das sind
genug Parallelen, denk ich.«
    »Ich auch«, sagte Schwemmer und griff zum Telefon.
    » LKA ?«, fragte Schafmann.
    Schwemmer grinste. »Hessmann«, sagte er.
    * * *
    »Ich hab es mir überlegt«, sagte die Stimme. »Du darfst nach
Köln fahren.«
    »Aha«, sagte Sebastian. Er saß an seinem Schreibtisch und wartete
auf Selbach, der jeden Moment in seinem Büro auftauchen musste. Auf seine
Bemerkung, es passe gerade schlecht, war die Stimme nicht eingegangen.
    »Die Messe dauert nur zwei Tage, wie ich gelesen habe. Du wirst
sofort zurückkommen.«
    »Ja.«
    »Noch am selben Abend.«
    »Ja.« Sebastian lauschte konzentriert, aber dieses Mal war kein
Geräusch im Hintergrund zu hören.
    »Wenn du zurückkommst, wirst du dich auf

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