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Der Teufel von Garmisch

Der Teufel von Garmisch

Titel: Der Teufel von Garmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schueller
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wollen Sie mir sagen? Ich hätte kein Recht zu erfahren, was mit
meiner Tochter geschehen ist?« Auf den Wangen ihres schmalen Gesichts, das eben
noch so vornehm blass gewesen war, erschienen hektische rote Flecken.
    »Frau Professor Berghofer …«
    »Ich werde mir das nicht gefallen lassen! Glauben Sie etwa, nur weil
ich … Ich werde …«
    Sie brach ab und rang um Atem. Ihre rechte Hand tastete über ihre
Herzgegend.
    Zettel trat von der Tür her an sie heran und legte ihr sanft die
Hand auf die Schulter.
    »Ich hole Ihnen ein Glas Wasser«, sagte sie.
    »Danke«, hauchte die Professorin, und Zettel verschwand durch die
Tür.
    Frau Berghofer saß mit gesenktem Kopf da. Sie sah niemanden an und
sagte nichts. Schwemmer und Schafmann tauschten einen Blick und zuckten dann
beide mit den Schultern.
    Die Frau Professor verharrte in ihrer Stellung, bis Zettel mit dem
Glas Wasser wieder erschien. Sie nickte dankbar und begann, in ihrer nicht eben
kleinen Handtasche zu wühlen. Einen langen Moment später hatte sie ein
Fläschchen hervorgekramt, dem sie eine Tablette entnahm. Mit gierigen Zügen aus
dem Glas spülte sie sie hinunter. Dann senkte sie wieder den Kopf.
    »Stimmt das, was in der Zeitung steht? Dass noch eine zweite Frau
ermordet wurde?«, fragte sie, während sie den PVC -Boden
in Schwemmers Büro anstarrte. Es klang ein wenig konzilianter als zuvor, aber
immer noch sehr beharrlich.
    »Frau Professor Berghofer, wir geben zurzeit keine Auskünfte über
den Ermittlungsstand. An niemanden. Bitte haben Sie dafür Verständnis«, sagte
Schafmann.
    »Woher hat dann die Presse ihre Informationen?«
    »Das müssen Sie die Herrschaften von der Presse fragen«, sagte
Schwemmer.
    »Die wissen also mehr als Sie?« Trotz ihres gesenkten Kopfes meinte
Schwemmer, ein hämisches Funkeln in ihren Augenwinkeln zu sehen.
    »Die wissen keinesfalls mehr als wir. Sie wissen nur mehr, als sie
sollten. Und mehr, als gut ist für die Ermittlung im Mordfall Ihrer Tochter«,
sagte Schwemmer in der Original- EKHK -Schwemmer-vor-seiner-dritten-Tasse-Kaffee-Stimme.
    Die schien zu wirken, immerhin. Frau Berghofer hob den Kopf, sah aus
dem Fenster und schwieg.
    »Was haben Sie vor, hier in Garmisch-Partenkirchen?«, fragte
Schwemmer.
    »Das muss doch alles organisiert werden. Die Beerdigung, den
Haushalt auflösen …«
    »Es wird noch dauern, bis der Tatort freigegeben werden kann«, sagte
Schwemmer. »Und wann die Rechtsmedizin so weit ist, kann ich Ihnen nicht
sagen.«
    »Na schön«, sagte sie ohne erkennbare Regung.
    »Wir wissen bisher sehr wenig über Ihre Tochter«, sagte Schwemmer.
»In ihrer Firma hören wir nur Gutes, aber über ihre privaten Kontakte wissen
wir so gut wie nichts. Hatte sie Freunde oder Bekannte?«
    »Oh, das will ich doch annehmen. So etwas hat man doch, wenn man in
ihrem Alter ist.«
    »Können Sie uns Namen nennen?«
    »Nein. Das letzte Mal, dass ich Freunde von Susanne kennengelernt
habe, war anlässlich ihrer Abiturfeier. Das war 1993, wenn ich mich nicht irre.
Danach ist sie bald zum Studium nach Heidelberg, und da bekommt man als Mutter
ja nicht mehr so viel mit von Freunden und was man in dem Alter so nennt.
Wahrscheinlich ist das ja auch besser so.« Sie lächelte, aber es wirkte sehr
kühl. Es schien ihr ein wenig besser zu gehen, sie atmete ruhig und beherrscht.
    »Hatte sie denn einen Freund … Partner … Verlobten?«, fragte
Schwemmer.
    »Nein. Sie sagte mir einmal: Ab und zu einer fürs Bett ist das
Einzige, was ich mir noch vorstellen kann.« Das kühle Lächeln blieb
unverändert.
    » Noch vorstellen? Was soll das heißen?«,
fragte Schafmann. »Ist da etwas passiert, dass sie von Männern nichts mehr
wissen wollte?«
    »Nun ja, ins Bett ging sie halt noch mit ihnen.«
    »Aber einen Partner wollte sie nicht?«
    »Nein. Nicht mehr«, sagte Frau Berghofer. »Seit vier Jahren nicht
mehr.«
    »Was ist da passiert?«
    »Da hat ein Mann sie verlassen.«
    »Ein Mann. Offenbar ein besonderer«, sagte Schafmann.
    »Für Susanne schon.«
    »Für Sie nicht?«, fragte Schwemmer.
    »Nun, ohne jemandem im Raum zu nahe treten zu wollen: Ab einem
gewissen Alter verschiebt sich der Maßstab für Besonderes. Besonders für
besondere Männer.«
    Zettel lachte leise. Schwemmer räusperte sich. Die
Kriminaloberinspektorin schien das lustig zu finden, obwohl sie seines Wissens
erst siebenundzwanzig war.
    »Könnten Sie uns den Namen dieses besonderen Mannes
sagen?«, fragte er. »Vielleicht auch die Adresse oder

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