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Der Teufel von Garmisch

Der Teufel von Garmisch

Titel: Der Teufel von Garmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schueller
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Angerstraße 31.«
    »Das ist aber der Stand 2004«, sagte Schwemmer.
    »Schon dabei«, sagte Schafmann. Seine Finger flogen über die
Tastatur. »Der wohnt noch da«, sagte er nach ein paar Sekunden.
    »Dann mal los«, sagte Schwemmer.
    »Waffe?«, fragte Schafmann.
    »Vorsicht ist die Mutter der alten Polizisten«, sagte Schwemmer. Er
marschierte in sein Büro hinüber, holte die PPK und das Schulterholster aus dem verschlossenen Stahlfach in seinem Schrank.
    Schafmann wartete schon auf dem Parkplatz neben seinem Vectra. Als
Schwemmer einstieg und beide Türen des Wagens geschlossen waren, sog er prüfend
die Luft durch die Nase.
    »Sag mal, hast du ein neues Rasierwasser?«, fragte er und sah
Schafmann von der Seite an. Er meinte, eine leichte Rötung auf dessen Wangen
auftauchen zu sehen.
    »Hat mir Bärbel zum Geburtstag geschenkt.«
    »Geburtstag? Hast du nicht im März?«
    »Ja. Ich wollt es endlich mal ausprobieren.«
    »Da wird Bärbel sich bestimmt freuen.«
    »Ja. Bestimmt.« Schafmann ließ den Motor an und fuhr los. »Dass du
so was merkst«, sagte er.
    »Ich bin Polizist«, sagte Schwemmer. »Ich merk alles.«
    * * *
    Herr Huberbichler war Polizeibesuch nicht gewohnt. Er wirkte
nervös, als Schwemmer ihn fragte, ob sie hereinkommen dürften.
    »Ich weiß nicht«, sagte er mit einem Blick über die Schulter.
»Wissen S’, meine Frau …«
    »Wir können das auch auf der Wache besprechen«, sagte Schwemmer.
    »Wer ist denn da?«, rief eine Frauenstimme von drinnen.
    »Kommen S’ halt rein«, sagte Huberbichler und winkte sie hinter sich
her.
    Sie folgten ihm in die enge Diele. Beide Wände waren bedeckt mit
Regalen, in denen Porzellanpuppen jeder Größe und Ausfertigung saßen.
Huberbichler führte sie in die Stube. Auch hier war auf jeden freien Fleck eine
Puppe drapiert. Das ganze Haus schien vollgestopft damit.
    »Hier hat aber jemand eine echte Leidenschaft«, sagte Schwemmer.
    »Ja. Meine Tochter«, sagte Huberbichler. Es klang nicht so, als
freue er sich darüber, dass sein Kind ein Hobby hatte. »Meine Frau unterstützt
sie.«
    »Aha«, sagte Schwemmer.
    Die Tür zur Küche ging auf, und eine resolute Frau von Ende vierzig
kam herein.
    »Wer ist das?« Sie war offenbar gewohnt, klare Fragen zu stellen,
und erwartete offenbar genauso klare Antworten.
    »Erster Kriminalhauptkommissar Schwemmer, grüß Gott. Das ist mein
Kollege Hauptkommissar Schafmann. Es geht um ein Handy.«
    Frau Huberbichler starrte ihn an.
    »Wir müssen Sie nicht hereinlassen«, sagte sie.
    »Nein, aber Ihr Gatte war so freundlich …«
    »Ich hab nicht aufgeräumt«, sagte sie.
    »Ursel …«, sagte ihr Mann bittend.
    Sie warf ihm einen bösen Blick zu, verzichtete aber auf weitere
Einwände. »Welches Handy?«, bellte sie.
    »Ein Siemens A52, das Sie im September 2004 gekauft haben.«
    »2004!« Sie schüttelte empört den Kopf. »Wer hat denn heute noch ein
Handy von 2004. Da kann man ja nicht mal Fotos mit machen!«
    »Das ist richtig. Wissen Sie, was Sie damit gemacht haben? Haben Sie
es weitergegeben?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Ursel …«, sagte ihr Mann wieder.
    »Wir müssen die nicht reinlassen!«
    »Lass mich doch mit ihnen reden …«
    »Nein! Du verbreitest doch nur wieder Lügen über Vanessa!«
    Huberbichler warf Schwemmer einen flehenden Blick zu.
    »Weißt du was«, sagte er zu seiner Frau. »Ich schmeiß die beiden
einfach raus.«
    »Ja! Mach das! Sofort!« Sie drehte sich um und verschwand in der
Küche.
    Huberbichler machte eine stumme, beschwichtigende Geste und deutete
dann zur Tür.
    Sie gingen hinaus, und er folgte ihnen. Draußen zog er die Haustür
hinter sich zu.
    »Es tut mir leid. Meine Frau ist seelisch krank. Bitte verzeihen
Sie.«
    »Natürlich«, sagte Schwemmer. »Kommen Sie, wir reden im Auto.«
    Schwemmer stieg hinten ein, sodass Huberbichler auf dem
Beifahrersitz Platz nehmen konnte.
    »Das muss das Handy gewesen sein, das wir Vanessa gekauft haben. Ihr
erstes. Ich glaub, das war ein Siemens. So ein kleines.«
    »Vanessa ist Ihre Tochter?«
    »Ja. Damals war sie elf.«
    »Dann ist sie jetzt …«
    »Achtzehn.«
    »Und sie wohnt bei Ihnen?«
    »Nein. Nicht mehr.« Huberbichler sah aus dem Fenster und zog die
Nase hoch. »Sie ist fort. Zwei Tage nach ihrem achtzehnten Geburtstag. Sie hat
uns nicht gesagt, wohin.«
    »Oh«, sagte Schwemmer. »Deswegen ist Ihre Frau so …«
    »Nein. Es war eher umgekehrt. Vanessa hat sie nicht mehr ertragen.
Muss auch schwer sein für ein junges

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