Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Teufel von Garmisch

Der Teufel von Garmisch

Titel: Der Teufel von Garmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schueller
Vom Netzwerk:
Mädchen. Jeden Tag das Geschrei. Ich
konnte nicht …« Er sprach nicht weiter.
    »Haben Sie eine Ahnung, was mit dem Handy geschehen ist?«, fragte
Schafmann.
    »Nein. Das müssen Sie Vanessa fragen.«
    »Und Sie wissen nicht, wo sie ist?«
    »Doch. In Tegernsee. Sie arbeitet im Braustüberl. In der Küche.«
    »Haben Sie Kontakt zu ihr?«
    »Nein. Ich hab das mühsam herausgefunden. Freundinnen befragt und so
weiter …«
    »Haben Sie eine Adresse von ihr?«
    Huberbichler schüttelte traurig den Kopf. »Was ist eigentlich mit
dem Handy?«, fragte er.
    »Machen Sie sich keine Gedanken«, sagte Schwemmer. »Und vielen Dank
für Ihre Hilfe.«
    Sie sahen ihm nach, wie er mit hängenden Schultern auf das Haus
zutrottete.
    »Tegernseer Braustüberl«, sagte Schafmann. »Ich nehme an, diese
Befragung ist Chefsache.«
    »Aber nie im Leben«, sagte Schwemmer. »Damit werden wir Herrn
Hessmann doch nicht belästigen. Das nehm ich ihm gern ab.«
    Schafmann lachte.
    »Kommst du mit?«, fragte Schwemmer.
    »Keine Zeit«, sagte Schafmann.
    * * *
    Schwemmer war nicht in der Laune, in der er gern gewesen wäre,
als er seinen Wagen auf dem Parkplatz des Braustüberls abstellte. Ohne
Schafmann als Chauffeur war der Besuch hier rein dienstlich. Während des
Dienstes kam Trinken eh nicht in Frage, aber sie hätten den Dienst mit der
Befragung von Vanessa Huberbichler hier beenden können und auf ein paar Halbe
für Schwemmer und ein Radlermaß für Schafmann sitzen bleiben können. So blieb es
bei einem Radler für Schwemmer, und alleine trinken war etwas, das ihm in der
Öffentlichkeit noch weniger Spaß machte als daheim.
    Die Sonne schien durch die gelb-roten Blätter der Bäume auf dem
Brauereihof, aber auf den Stühlen und Tischen glitzerten noch dicke Tropfen vom
Regen am Vormittag. Es war auch zu frisch, um draußen zu sitzen.
    Er betrat das Braustüberl und sah sich nach einer Bedienung um, die
er nach Vanessa Huberbichler fragen konnte. Die Tische zwischen den Säulen des
Kreuzgewölbes waren um diese Zeit unter der Woche nur spärlich besetzt.
Schwemmer hatte sich nach Frau Huberbichlers Dienstplan erkundigt und erfahren,
dass sie heute tagsüber arbeitete. Nun hoffte er, dass der Küchenchef, mit dem
er gesprochen hatte, seine Zusage eingehalten und Vanessa nicht vorgewarnt
hatte. Tatsächlich war ihr Gesichtsausdruck völlig ahnungslos, als sie aus der
Küche trat. Sie legte ihre fleckige Schürze neben der Küchentür auf einen Stuhl
und kam zu ihm an den Tisch.
    Sie war eine große, stabil gebaute junge Frau, eher noch ein
Mädchen. Auf Schwemmer wirkte sie nicht, als sei sie mit einem Job als
Küchenhilfe unterfordert. Die rotblonden Haare unter ihrer Küchenhaube schienen
gefärbt. Ihre Hände wussten nicht, wohin, als sie neben Schwemmer stehen blieb,
schließlich verschränkte sie sie hinter ihrem Rücken.
    »Grüß Gott«, sagte sie leise. »Was ist denn?«
    »Grüß Gott, Frau Huberbichler. Nehmen Sie doch bitte Platz.«
Schwemmer stellte sich vor und bemühte sich, ihr die verständliche Scheu zu
nehmen, die jeden überkommt, wenn plötzlich die Kripo am Arbeitsplatz
auftaucht. Er bemerkte die Blicke der Kellnerinnen und Kellner im Raum, die
offenbar alle bereits wussten, wer die Kollegin da besuchte. Ein wenig
unbeholfen rückte Vanessa sich den Stuhl zurecht und setzte sich.
    »Es tut mir leid, Sie hier bei der Arbeit aufzusuchen, aber es
pressiert.« Er legte das Aufnahmegerät auf den Tisch und schaltete es ein. »Sie
haben einmal, das war 2004, von Ihrem Vater ein Siemens-Handy bekommen.
Erinnern Sie sich an das Gerät?«
    Sie sah ihn verständnislos an. »Handy?«, fragte sie.
    »Ja. Es war Ihr erstes.«
    »Woher wissen S’ denn das?« Ihr Blick wurde misstrauisch. »Hat meine
Mutter Sie geschickt?«
    »Nein, nein, mit Ihrer Mutter hat das überhaupt nichts zu tun …«
    »Ich bin volljährig«, unterbrach sie ihn. »Sie hat mir nichts mehr
zu sagen.«
    »Mit Ihrer Mutter hat das überhaupt nichts zu tun«, wiederholte
Schwemmer geduldig. »Es geht nur um dieses spezielle Handy. Ihr Vater –«
    »Der hat mir auch nix mehr zu sagen!« Sie schniefte und sah zur
Seite.
    Schwemmer beeilte sich, ihr ein Taschentuch aus der Packung in
seiner Jackentasche anzubieten. Sie nahm es, ohne sich zu bedanken, und
schnäuzte hinein. Der Kellner kam und brachte Schwemmer sein Radler. Er sah
Vanessa neugierig an, verschwand aber wortlos, als er einen Blick Schwemmers
auffing.
    »Es geht nur um das Handy. Nicht um

Weitere Kostenlose Bücher