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Der Teufel von Garmisch

Der Teufel von Garmisch

Titel: Der Teufel von Garmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schueller
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er fest umklammert
hielt. »Mir ist da was eingefallen«, sagte er.
    Schwemmer wies auf die Besucherstühle, und Markowiak setzte sich.
    »Ich führe da so ein persönliches Protokollheft«, sagte er. »Bei
Anrufen, wo man nicht weiß, zum Beispiel.«
    »Was muss ich mir denn unter einem ›Anruf, wo man nicht weiß‹
vorstellen, Herr Kollege?«, fragte Schwemmer.
    Markowiak wand sich ein bisschen. »Ja … das sind halt die Anrufe, wo
nicht ins offizielle Protokoll kommen, weil man eben nicht weiß, ob das alles so
richtig ist. Und wo man dann nichts gemacht hat.«
    »Also Scherzanrufe, Telefonstreiche?«
    »Ja. Auch. Aber ich meine, wenn dann jemand anruft und nur um Rat
fragt. Oder nur jammern will. Oder wenn Touristen von außerhalb anrufen, wie
das Wetter ist.«
    »Verstehe. Und warum machen Sie das?«
    Markowiak sah ihn verlegen an. »Weil, man weiß ja nie«, sagte er.
    »Da haben Sie natürlich recht. Dann kommen Sie mal zur Sache, Herr
Kollege.«
    Markowiak blätterte nervös in seinem Heft, dann reichte er es
Schwemmer aufgeschlagen über den Schreibtisch. »Da, in der Mitte von der linken
Seite.«
    Schwemmer warf einen Blick auf die in winziger, für ihn auf den
ersten Blick völlig unlesbarer Schrift verfassten Notizen.
    »Erzählen Sie mir, was da steht«, sagte er.
    »Vor drei Monaten hatte ich eine Dame am Apparat, die wollte ihren
Namen nicht sagen. Sie wollte wissen, was sie gegen einen Mann machen könnte,
der sie verfolgt. Ich hab ihr gesagt, Stalking sei eine Straftat, und wir
würden das selbstverständlich verfolgen, wenn sie das anzeigt. Aber sie wollte
nur, dass wir den Mann verjagen, weil er immer spätabends vor ihrem Haus parkt.
Ich hab gesagt, das ginge nicht, entweder sie zeigt den Mann an, oder wir
könnten nichts machen. Aber anzeigen wollte sie ihn nicht und hat dann
aufgelegt.«
    »Gut«, sagte Schwemmer. »Das haben Sie richtig gemacht. Und um was
geht es jetzt?«
    »Sie hat mit unterdrückter Nummer angerufen, aber das nützt bei uns
ja nix, und ich hab mir dann den Namen rausgesucht, nur für alle Fälle. Das war
die Frau, wo jetzt ermordet worden ist.«
    Schwemmer hob die Brauen.
    »Ich hab die ganze Zeit gedacht, dass ich den Namen schon mal gehört
hab, aber mir ist nicht eingefallen, wann. Und eben hab ich meine Hefte noch
mal durchgesehen, und da hab ich es gefunden. Dann konnt ich mich auch sofort
wieder erinnern.«
    Schwemmer hob das Heft vom Schreibtisch. »Darf ich das haben?«
    »Freilich«, sagte Markowiak.
    »War auch mehr ’ne rhetorische Frage«, sagte Schwemmer.
    Markowiak stand auf und verabschiedete sich schnell.
    Schwemmer begann, seine Unterlagen zusammenzusuchen. Die Sitzung der
Mordkommission würde in ein paar Minuten beginnen. Er wollte sich gerade
erheben, als es wieder an seiner Tür klopfte. Dieses Mal allerdings erheblich
weniger schüchtern.
    Es war Polizeidirektor Hessmann.
    »Grüß Gott«, sagte er. Nachdem er die Tür geschlossen hatte, blieb
er steif vor Schwemmers Schreibtisch stehen. Er räusperte sich, bevor er zu
sprechen begann.
    »Ich vermute, dass es Sie nicht überrascht zu hören, dass Frau Dr. Isenwald
darauf besteht, das LKA zu dem Fall
hinzuzuziehen.«
    »Ich weiß nicht, ob ich verstanden habe, worauf Sie hinauswollen,
Herr Polizeidirektor«, sagte Schwemmer. Er sah Hessmann direkt in die Augen,
was diesem merklich nicht behagte.
    »Nun, Ihre Abteilung pflegt ja den kurzen Draht zur
Staatsanwaltschaft, nicht wahr.«
    Schwemmer setzte sich auf. »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Es ist ja kein Geheimnis, dass Sie sehr gut mit Frau Dr. Isenwald
kooperieren –«
    »Das klingt, als wollten Sie mir deshalb einen Vorwurf machen.«
    »Nein, natürlich nicht –«
    »Aber es klingt, als wäre das ein Problem für Sie.«
    Hessmann schüttelte ärgerlich den Kopf. Offenbar hatte er nicht
damit gerechnet, so schnell in die Defensive zu geraten.
    »Da ist ja auch die Sache mit Kommissar Dräger, nicht wahr …«
    »Ich werde mich nicht in das Privatleben meiner Leute einmischen.
Sowohl Herr Dräger als auch Frau Dr. Isenwald haben mir ungefragt
versichert, dass es eine Vermischung dienstlicher und privater Belange nicht
geben werde. Aber was hat das alles mit dem LKA zu tun?«
    »Ach, vergessen Sie’s«, sagte Hessmann mit einer abfälligen
Handbewegung. »Die Staatsanwaltschaft will den Fall in Aschaffenburg mit in die
Untersuchungen einbezogen haben. Teilen Sie das der Kommission bitte mit und
veranlassen Sie das

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