Der Teufel von Garmisch
Verbindung zur Tat
herstellen, aber das würde er gern noch mal von den Linguisten beim LKA überprüfen lassen, wie er erklärte. Schließlich war
er ja nur für Daten zuständig, nicht für Texte.
Schwemmer hatte von Markowiaks Notizen berichtet, die den Verdacht
begründeten, dass Susanne Berghofer von einem Stalker belästigt worden war.
Einige Nachbarn hatten zudem von einem Mann gehört, der gelegentlich nachts vor
dem Haus gestanden haben sollte, aber außer der verstorbenen Lina Wagmüller
hatte ihn niemand wirklich gesehen.
Sie würden das bei allen zukünftigen Befragungen berücksichtigen und
leider bei allen bereits getätigten nachholen müssen. Aber die halbe
Belegschaft von GAP -Data war zu einer Messe nach
Köln unterwegs und in frühestens drei Tagen wieder da.
Hauptsache, sie rennen uns nicht weg, dachte Schwemmer.
Nun saß er in Schafmanns Vectra, den der durch den dichten
vormittäglichen Verkehr in Richtung Grainau steuerte. Ein Bus mit der
Aufschrift »Norges Skiforbund« rollte langsam vor ihnen her.
»Ist schon wieder Weltcup-Saison?«, fragte Schwemmer.
»Bald. Die trainieren hier für Sölden«, antwortete Schafmann.
»Wann sind wir dran?«
»Mitte Dezember.«
Im letzten Jahr hätte Schwemmer selbstverständlich den Termin der
Weltcup-Rennen im Kopf gehabt, schon wegen der Dienstplananpassungen, die so
ein Großereignis erforderte. Aber heuer war das die Aufgabe seines neuen Chefs.
Hat auch Vorteile, der Hessmann, dachte Schwemmer.
»Das Prepaidhandy aus München hat sich nicht mehr gerührt«, sagte
Schafmann.
»Ja. Aber es ist fraglich, ob es was nützen würde. Wer hinterlässt
eine Nachricht auf einer Mailbox, wenn er weiß, dass die Besitzerin tot ist?«
»Immerhin kannte er die Berghofer. Wahrscheinlich besser als alle,
mit denen wir bisher gesprochen haben.«
»Morgen fahr ich nach Aschaffenburg«, sagte Schwemmer. »Und dann
nach Lohr und unterhalt mich mal mit dem Ex von der Berghofer.«
»Ihrem Quasi-Stiefvater, meinst du.«
Sie hatten den Ortsausgang erreicht, und immer noch zockelte der Bus
der norwegischen Skifahrer vor ihnen her. Schafmann zog ein bisschen nach
links, um den Gegenverkehr zu beobachten.
»Lass es bleiben«, sagte Schwemmer. »Oder haben wir es eilig?«
Schafmann zog wieder in die Mitte der Fahrbahn. Endlich erreichten
sie den Abzweig nach Untergrainau, und Schafmann bog nach links in die
Schmölzstraße ab. Schwemmer erschien er ein bisschen nervös, unkonzentriert,
aber er verkniff sich eine Bemerkung. Erst als Schafmann beinah am Zigeunerweg
vorbeifuhr, sagte er scharf: »Du musst hier rechts!«
»Verzeihung«, murmelte Schafmann und schwieg dann, während sie
zwischen den Zäunen herrollten.
Sie waren noch hundertfünfzig Meter vom Haus der Berghofer entfernt,
als sie den Wagen bemerkten, der vor der kleinen Scheune stand.
»Presse?«, fragte Schwemmer.
»Unwahrscheinlich«, antwortete Schafmann. »Die fahren keine E-Klasse.«
»Halt mal nicht direkt vor dem Haus«, sagte Schwemmer, und Schafmann
stellte den Wagen neben der Toreinfahrt des nächsten Hauses ab. Es war das von
Frau Wagmüller.
Sie stiegen aus. Der einzige Mensch in der Nähe war eine mittelalte
Dame mit Nordic-Walking-Stöcken, die am Waldrand entlangwalkte.
Sie betraten den Vorgarten und gingen auf die Haustür zu, als
Schafmann plötzlich stehen blieb und auf die Tür zeigte.
Das Polizeisiegel war aufgeschnitten, die Tür nur angelehnt.
»Gehen wir rein?«, fragte Schafmann leise.
»Hast du deine Waffe dabei?«, fragte Schwemmer zurück.
»Ja.«
»Ich nicht.«
»Dann geh ich mal vor«, sagte Schafmann. Er zog seine Walther und
lud durch.
»Nur Mut«, sagte Schwemmer. »Ich bin direkt hinter dir.«
»Das ist schön«, sagte Schafmann. Er drückte leise die Tür auf, und
sie spähten in die Diele. Niemand war zu sehen, aber als sie eintraten, hörten
sie ein Geräusch aus dem ersten Stock. Mit gehobener Waffe, den Zeigefinger
aber neben dem Abzug, schlich Schafmann die Stiege hoch; Schwemmer folgte ihm
auf dem Fuße.
Auf halber Höhe der Treppe spähten sie über die Bodenkante des
ersten Stocks. Die Tür zum Wohnzimmer stand halb offen. Es gelang ihnen, fast
geräuschlos bis zur Tür zu kommen.
Schafmann sah Schwemmer an. »Laut oder leise?«, las Schwemmer von
seinen Lippen ab.
»Leise«, antwortete Schwemmer, ebenfalls lautlos.
Schafmann drückte langsam die Tür auf, das Wohnzimmer war leer. Sie
pirschten weiter. Die Schlafzimmertür war angelehnt. Als
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