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Der Teufel von Garmisch

Der Teufel von Garmisch

Titel: Der Teufel von Garmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schueller
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grobknochig.
Schwemmer fiel es schwer, sich vorzustellen, dass Schafmann womöglich dabei war,
wegen ihr den Kopf zu verlieren.
    Aber schließlich war er Polizist. Er wusste, dass niemand in den
Gefühlen anderer Menschen steckte.
    »Warum wollten Sie mich sprechen?«, fragte sie, als er sich gesetzt
hatte.
    »Ich verzichte ungern auf einen persönlichen Eindruck bei wichtigen
Zeugenaussagen.«
    »Herr Schafmann hat bereits einen persönlichen Eindruck von mir«,
sagte sie ernst.
    »Hauptkommissar Schafmann ist anderweitig mit dem Fall beschäftigt.
Er hat wenig Zeit übrig im Moment.«
    Sie nippte an ihrem Kaffee und zog die Brauen hoch, so als wisse sie
da etwas mehr als Schwemmer.
    »Ist der Kaffee gut hier?«, fragte Schwemmer.
    »Wenn Sie nicht zu anspruchsvoll sind, geht’s.«
    Schwemmer entschied sich gegen einen Versuch. »Herr Schafmann hatte
Sie eigentlich wegen den Vandalismus-Fällen befragt, nicht wahr?«
    »Ja. Ich hatte etwas beobachtet, was er für interessant hielt.«
    »Verstehe. Und dann haben Sie das Auto gesehen.«
    »Ja.«
    »Und das haben Sie dann Herrn Schafmann gesagt.«
    »Das wissen Sie doch.«
    »Natürlich. Woher wussten Sie denn eigentlich, dass wir nach einem
blauen Citroën suchten?«
    »Herr Schafmann hat es mir erzählt. Als er wegen der anderen Sache
bei mir war. Wieso fragen Sie das?« Sie stellte die Tasse ein bisschen heftiger
ab, als nötig gewesen wäre. Auf ihrer Stirn stand eine steile Falte.
    Schwemmer sah hinaus zu der grauen Schotterfläche des Parkplatzes.
Er beschloss, nicht weiterzubohren. Natürlich war es ein Unding, dass Schafmann
Interna aus einer Mordermittlung an unbeteiligte Außenstehende weitergab, aber
es war nun mal so, wie es war. Schafmann war offensichtlich verknallt.
Schafmann machte deshalb Fehler. Dieser war lässlich, letztlich vielleicht
sogar nützlich, das würde man sehen. Aber es war kein gutes Gefühl für
Schwemmer, zu wissen, dass bei seinem wichtigsten Kollegen die Kontrolle
verloren ging.
    »Was genau haben Sie denn eigentlich gesehen, vorgestern? Laut Herrn
Schafmann doch nur den Wagen, der wegfuhr.«
    »Ja. Aber ich meine, der Fahrer hätte eine Brille getragen … Und ein
ziemlich rundes Gesicht gehabt.«
    »Das mit dem runden Gesicht haben Sie Herrn Schafmann aber nicht gesagt.«
    »Doch. Aber er meinte, wegen der Lichtreflexe auf der
Windschutzscheibe wäre ihm das zu unsicher. Er hat es aber notiert.«
    Schwemmer musste sich zusammenreißen, um nicht den Kopf zu schütteln.
Das durfte nicht wahr sein. Schafmann hatte auch noch die Aussage gefiltert.
    »Entschuldigung, aber hat Herr Schafmann Sie eigentlich schon ein
Protokoll Ihrer Aussage unterzeichnen lassen?«
    Sie sah ihn erstaunt an. »Nein. Ist das nötig?«
    »Ja. Wenn Sie in den nächsten Tagen Zeit haben, müssen Sie auf die
Wache kommen. Wir brauchen ein ordentliches Protokoll. Zwei sogar, wegen dem
Vandalismusfall.«
    Sie verzog unwillig den Mund. »Ich hatte gehofft, mir das sparen zu
können«, sagte sie, ohne ihn anzusehen.
    »Sehen Sie, wenn es ein solches Protokoll gäbe, müsste ich Sie jetzt
nicht alles noch einmal fragen. Von wo aus haben Sie den Wagen gesehen?«
    »Von meinem Fenster aus. Ich lag im Bett und konnte nicht schlafen.
Und dann fing draußen ein Autoradio an. Richtig laut. Ich hab mich gewundert,
aber erst mal bin ich nicht aufgestanden. Nach ein paar Minuten hab ich
gedacht, ich steh auf und rauch eine und guck mir das mal an. Aber als ich das
Fenster aufmache, geht das Radio aus.«
    »Aber der Wagen stand noch da?«
    »Ja. Und es saß jemand drin. Und dann fuhr er weg. Ende der
Geschichte.«
    »Irgendwie auffällig war der Wagen nicht?«
    »Nein.«
    »Welcher Wagentyp war das?«
    »Herr Schafmann sagte, Sie suchten einen Citroën C5.«
    »Das ist richtig, aber keine Antwort auf meine Frage. Haben Sie den
Typ erkannt?«
    »Nein.« Sie griff wieder nach ihrer Tasse. »Aber es könnte ein
Citroën gewesen sein.«
    »Verstehe«, sagte Schwemmer. Es war sehr gut möglich, dass erst
Schafmanns Geplauder sie auf die Idee gebracht hatte, einen Citroën gesehen zu
haben. Als er noch in Ingolstadt war, hatte er einen Zeugen erlebt, der
felsenfest davon überzeugt war, einen grünen Golf gesehen zu haben. Am Ende
stellte sich der Wagen als silberner Mercedes heraus. Und da war von Dunkelheit
und Lichtreflexen gar keine Rede gewesen.
    »Mal zurück zu dem Mann von heute Morgen. Der trug eine Brille und
hatte ein rundes Gesicht?«
    »Ja. Und für sein Alter

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