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Der Teufel von Garmisch

Der Teufel von Garmisch

Titel: Der Teufel von Garmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schueller
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tatsächlich nur vier Euro auf der Uhr, als sie am
Rheinufer ausstiegen.
    »Du hast ihm doch hoffentlich kein Trinkgeld gegeben?«, fragte er,
nachdem der Fahrer grußlos davongefahren war und sie mit ihren Koffern im Regen
vor der Gangway standen.
    »Ah geh«, sagte Carina. »Das wär ja noch schöner.«
    Über die in der Nässe leicht glitschige Gangway betraten sie das
Schiff. Die Kabine, die sie bezogen, lag zum Wasser hin, was bedeutete, dass
sie den Dom nicht im Blick hatten, dafür blieben ihnen aber jede Menge
grölender Kaiserslauterer am Ufer erspart. Es gab sogar einen kleinen Balkon,
auf dem zwei Stühle standen, aber das war angesichts des Wetters kein Gewinn.
Der Raum war im Vergleich zu einem normalen Hotelzimmer ziemlich klein, aber zu
Sebastians Erleichterung standen die Betten getrennt.
    Auch Carina schien das sehr recht, wenn er ihr entschuldigendes
Lächeln richtig interpretierte. Sie hängte ihre Sachen ordentlich in den
Schrank und verabschiedete sich dann ins Bad. Sebastian nutzte die Zeit, seine
Sachen ebenfalls in den Schrank zu räumen. Dann streifte er die Schuhe ab,
legte sich auf sein Bett und schloss die Augen. Vielleicht kann ich ja ein paar
Minuten dösen, dachte er, dann war er eingeschlafen.
    * * *
    Schwemmer massierte seine Schläfen. Der Kaffeebecher vor ihm auf
dem Tisch des Verhörraums war leer, es war bereits sein dritter gewesen, seit
sie mit Herrn Thomas Kaltenbusch hier saßen.
    Kaltenbusch benahm sich wie einer der Typen, die ihre Rechte
kannten. Ein arroganter Schnösel im teuren Anzug und mit einem ziemlich
auffälligen Ehering. Kein Wunder, dass der einem Mädchen wie Vanessa
Huberbichler aufgefallen war. Wahrscheinlich gehörte so ein Ring zu ihren
großen Träumen. Oder richtiger: der Mann, der ihr den kaufen konnte. Für
Vanessa würde er nicht einmal so gut aussehen müssen wie Thomas Kaltenbusch.
    Wie er so dasaß, locker zurückgelehnt, in seinem Leinenanzug, den
braunen Schuhen und dem Hemd, dem sogar Schwemmer ansehen konnte, dass es nicht
von C & A stammte, präsentierte sich Kaltenbusch als der Prototyp des Münchner
Großkopferten.
    Aber sein fahriger Blick, die kleinen Schweißperlen, die er immer
wieder mit einem vorgetäuschten Kratzen von der Stirn wischte, und die zu laute
Stimme ergaben ein anderes Bild. Der Mann war nervös.
    Er stammte auch nicht aus München, sondern aus Bochum. In München
hatte er einen Zweitwohnsitz, wofür er, wie er betonte, immerhin
zweitausendeinhundert Euro Zweitwohnsitzsteuer zu berappen habe. Schwemmer
rechnete überschlägig im Kopf und kam auf eine Miete von um die zweitausend
Euro. Kalt. Im Monat. Für einen Zweitwohnsitz.
    Warum nicht?, dachte er. Der Mann hat’s ja offensichtlich.
    Allerdings war er nicht bereit, irgendwas darüber zu sagen, was er
am Tatort zu suchen gehabt hatte. Er gab auch keine Auskunft über seinen Anruf
auf Susanne Berghofers Mailbox, schon gar nicht darüber, ob er sie
üblicherweise »meine kleine Stute« nannte. Immer wieder versuchte er, sich ins
Plaudern zu retten, erzählte von seinem Schneider und dem ein oder anderen
Restaurant in der Gegend, das er durchaus zu schätzen wisse, aber sobald
Schwemmer ihm eine Frage stellte, die über Angaben zur Person hinausging,
forderte Kaltenbusch, zunächst seinen Anwalt zu sprechen.
    Dräger hatte ihm bereits die Fingerabdrücke abgenommen, und es war
klar, dass er am Tatort gewesen war, allerdings stimmten die Spuren nicht mit
denen überein, die sie im Auto des Opfers gefunden hatten.
    Kaltenbusch verweigerte jeden Kommentar dazu. Er hatte seinen Anwalt
angerufen, der heute aber einen Gerichtstermin hatte und erst morgen kommen
würde. Die Aussicht, eine Nacht in Untersuchungshaft zu verbringen, beunruhigte
ihn offensichtlich und veranlasste ihn zu der Frage, ob ihm eine Zahnbürste
gestellt würde.
    Schwemmer versicherte, dass man ihn der Gelegenheit zur Zahnhygiene
nicht berauben würde, und winkte Schafmann hinter sich her aus dem Raum.
    »Was für ein armes Arschloch«, sagte Schafmann, nachdem er die Tür
hinter sich geschlossen hatte. »Macht auf Schickeria, dabei hat er die Hosen
voll.«
    »Meinst du, der war’s?«, fragte Schwemmer.
    »Ich hab keine Ahnung.«
    Schwemmers Handy läutete. Es war Staatsanwältin Isenwald. Thomas
Kaltenbusch war der Staatsanwaltschaft Bochum bekannt, bislang aber
ausschließlich bei Wirtschaftsdelikten in Erscheinung getreten. Es hatte einige
Ermittlungsverfahren, aber keine Anklage gegeben, was die

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