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Der Teufel von Garmisch

Der Teufel von Garmisch

Titel: Der Teufel von Garmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schueller
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Software zu entdecken gab. Er griff hastig nach seinem französischen
Dessertwein, dessen Namen er sich nicht hatte merken können, und spülte damit
den Käse herunter.
    Selbach hatte sich gestrafft und sah ihn beruhigend an, aber Dr.
Lerchl schaffte es kaum, seine Panik zu verbergen.
    »Das Problem ist uns bewusst«, sagte Selbach. Carina übersetzte.
Dann beugte Selbach sich vertraulich zu seinen Gesprächspartnern hinüber,
sodass Carina und auch Sebastian wenig blieb, als es ihm gleichzutun.
    »Es ist so«, sagte Selbach leise, »dass die familiären Probleme von
Frau Berghofer leider auch ein paar kleinere Auswirkungen …«, er machte eine
verständnisheischende Geste, »… auf ihre Arbeit hatten, wenn Sie
verstehen.«
    Das war dreist. Carina bekam prompt Schwierigkeiten, ihre Mimik
unter Kontrolle zu halten, während sie das übersetzte.
    »Auch deshalb haben wir die Qualitätskontrolle nun in die Hände von
unserm Herrn Polz hier gelegt.«
    Alle Gesichter wandten sich Sebastian zu. Die drei mäßig neugierigen
der Brasilianer, das freundliche von Selbach und die beiden überraschten von
Carina und Lerchl, wobei sich die Art der Überraschung ziemlich unterschied:
Während Carina ihn freudig anstrahlte, sah Lerchl aus, als habe man ihm gerade
die Brieftasche geklaut.
    »Und Herr Polz hat, wie er mir sagte, bereits das Konzept für ein
Upgrade in der Schublade«, fuhr Selbach fort. »Nicht wahr, Herr Polz?«
    Sebastian hatte keine Ahnung, was er sagen sollte. Das Einzige,
woran er denken konnte, war das klebrige Klümpchen Käse, das immer noch außen
an seinem Backenzahn klebte. Aber die Brasilianer sahen ihn so erwartungsvoll
an, dass er einfach anfing zu reden, ohne die geringste Ahnung, wie er aus der
Geschichte wieder rauskommen sollte. Immerhin ließen die ständigen
Übersetzungspausen ihm Zeit, nachzudenken, auch wenn er die erste dieser Pausen
noch nutzte, um Selbach wütend anzufunkeln. Selbach beantwortete das mit einem
entschuldigenden Achselzucken und einem aufmunternden Zwinkern.
    Und so kam es, dass Sebastian vor den Resten seiner Käseplatte
sitzend und nach dem vierten Glas Wein mal eben das Konzept der kompletten
Lagerhaltungssoftware von GAP -Data umkrempelte.
Irgendwann konnten die Brasilianer ihm nicht mehr folgen, und sie forderten ihn
auf, ein Diagramm zu zeichnen.
    Jemand reichte ihm ein Blatt, und er entwarf mit wenigen Strichen
das neue Konzept, das die Vernetzung der Strichcodeleser überflüssig machte und
damit radikal einfacher war als der Mist, den Hansi Fellerer da konzipiert
hatte. Dr. Lerchl saß wie die anderen vorgebeugt da und starrte auf
Sebastians Skizze. Er war blass.
    Schließlich lehnten sich die Brasilianer in ihren Stühlen zurück und
tauschten ein paar Sätze. Dann nickte Senhor Olivero, und sein Kollege klopfte
Dr. Lerchl anerkennend auf die Schulter.
    »Very good« , sagte er und winkte der
Kellnerin. »Schnaps for all «,
rief er ihr zu und lachte dröhnend, während er weiter Lerchls Schulter
traktierte.
    Sebastian war um die zwei Calvados nicht herumgekommen, die
Senhor Olivero ausgegeben hatte – wenngleich die Rechnung natürlich von Dr. Lerchl
bezahlt worden war. Er hatte das Gefühl, ein wenig zu wanken, als sie vor dem
Restaurant auf der Straße standen und zusahen, wie Lerchl und die Brasilianer
in das erste der bestellten Taxis stiegen, um in einen Club mit dem Namen
»Cesar’s Palast« zu fahren. Die Brasilianer waren fast beleidigt gewesen, als
Sebastian und Selbach sich geweigert hatten mitzukommen, aber Selbach hatte es
geschafft, sie mit Hinweis auf Carina zu entschuldigen. Sie akzeptierten das
nur widerwillig.
    »Miss Ockler must relax a little more. Miss
Berghofer came with us to the club last year« , krähte Olivero noch aus
dem Fenster, als das Taxi bereits angefahren war.
    Selbach sah ihnen mit gerunzelter Stirn nach. »Die Berghofer ist
mitgekommen? Da hin? Das ist doch ein Puff … Können
Sie sich das vorstellen?«
    »Nein«, sagte Sebastian entschieden. »Das kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Ach, ich weiß nicht«, sagte Carina. »So wie die manchmal geredet
hat …«
    Sebastian fuhr zu ihr herum. » Wie hat sie
geredet?«
    »Na, so locker halt. Wie man das macht unter Frauen.«
    »Sie hat gesagt, sie geht mit Männern in den Puff?«
    »Deswegen brauchst du mich doch nicht so
anzugehen«, sagte Carina verwundert. »Sie hat mal gesagt: ›Irgendwann geh ich
auch mal in so ’nen Swingerclub. Ich weiß nur noch nicht, mit

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