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Der Teufel von Herrenhausen

Der Teufel von Herrenhausen

Titel: Der Teufel von Herrenhausen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Griffiths-Karger
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fremdländisch klingende
Männerstimme. »Sie werden sterben.«
    Dann hatte der Teilnehmer aufgelegt.
    Nachdenklich starrte Frauke auf ihr Telefon. Warum hatte sie
vergessen, das Gerät abzuschalten? Nach ihrem turbulenten Einstand beim
Landeskriminalamt in Hannover war es der erste Abend, an dem sie es für ein
paar Stunden vergessen hatte: den unfreiwilligen Wechsel von der Leitung der
Flensburger Mordkommission in die Niedersachsen-Metropole, die niederträchtigen
Intrigen und Verleumdungen, die der Anlass gewesen waren, das
Hineingestürztwerden in die Ermittlungsgruppe für organisierte Kriminalität und
der erste Fall in Hannover, der an Dramatik kaum zu überbieten war und an
dessen Ende sie die Leitung der Gruppe übertragen bekommen hatte.
    »Ist was?«, fragte Jakob Putensenf und reichte ihr ein Glas Rotwein.
    Frauke staunte über die charmante Art des Kriminalhauptmeisters.
Putensenf hatte ihr mit seinem Machogehabe viele Steine in den Weg gelegt, als
sie zu der männerdominierten Ermittlungsgruppe gestoßen war. Er machte keinen
Hehl aus seiner Überzeugung, Frauen würden nicht in den Polizeidienst gehören,
schon gar nicht zur Kriminalpolizei. Tatsächlich traf man in den sogenannten
»harten Sachgebieten« Frauen nur in geringer Zahl an. Jetzt war sie seine
Vorgesetzte.
    »Ich habe vergessen, mein Handy auszuschalten«, sagte Frauke.
    Doch Putensenf musterte sie argwöhnisch.
    »Privaten Ärger?«, fragte er leise und war erst beruhigt, als Frauke
nickte.
    Es hatte sich herumgesprochen, dass sie verheiratet war, aber Herr
Dobermann in Flensburg residierte und das offensichtlich Beste an dieser Ehe
das beiderseitige Schweigen war.
    Frauke prostete dem Kriminalhauptmeister zu, dann erhob sie das Glas
in Richtung seiner Frau. Anschließend nippte sie am Rotwein. Es war eine gute
Idee von Putensenf gewesen, sie hierher in den Jazzclub zu entführen, zum
ersten ruhigen Abend seit ihrer Ankunft an der Leine. Und dass das dritte
Mitglied ihres Teams, der schwergewichtige Hauptkommissar Nathan Madsack, der
bei jeder Bewegung ins Schnaufen kam, hier als fetziger Boogie-Woogie-Pianist
auftrat, war eine besondere Überraschung gewesen. Das hätte sie dem korpulenten
Mann nicht zugetraut.
    Erneut nippte sie am Weinglas und sah sich um. Geschwätziges Treiben
herrschte in den Katakomben des Clubs, der in Hannover Kult war. Im Publikum
fehlten die ganz jungen Leute, die offenbar keinen Bezug zu dieser Musik
hatten. Dafür fanden sich hier Damen und Herren, denen man getrost das Attribut
»betagt« zusprechen konnte, bewusst lässig gekleidete »Silveragers«, wie die
Generation der Fünfzig- bis Sechzigjährigen genannt wurde, ein paar auf
jugendlich getrimmte Oberstudienräte und andere, die mit ein wenig Glück nicht
zum Schaulaufen hier waren, sondern weil sie Gefallen an dieser Musik fanden.
Sicher gehörten auch Jakob Putensenf und seine Frau dazu.
    Frauke lächelte ihn an und musterte das zerfurchte Gesicht mit den
grauen Haaren, dem gepflegten Bart, der Oberlippe und Kinn zierte und in dem
das Weiß dominierte. Ob es Putensenf in diesem Moment schwerfiel, auf seine
geliebten Zigarillos zu verzichten?, dachte Frauke. Kriminalhauptmeister –
einer der wenigen Beamten, die noch zum mittleren Dienst gehörten, da der
Einstieg in die Polizeilaufbahn heute beim Kommissar begann. Putensenf, so
hatte Kriminaloberrat Ehlers ihn damals vorgestellt, war ein altgedienter
Haudegen, dessen Lebensweg ihn irgendwann vom gelernten Handwerker zur
Kriminalpolizei geführt hatte, eine Karriere, die heute undenkbar war. Damit
verzichtete man aber auf Menschen, die auf andere Art schon Einblicke in »das
Leben« genommen hatten, dachte Frauke.
    Sie zuckte unmerklich zusammen, als ihre Gedanken zu dem Anruf
zurückkehrten. Man hatte ihr eine Todesdrohung zukommen lassen. Natürlich war
die Ermittlungsgruppe für organisierte Kriminalität etwas anderes als das
Aufklären von Einbrüchen in Gartenlauben. Trotzdem kam es selten vor, dass
Polizeibeamte mit Mord bedroht wurden. Irgendwie schien Frauke in ein
Wespennest gestochen zu haben, als sie die drei Morde und die Zusammenhänge
zwischen diesen Tötungsdelikten aufgeklärt hatte. Täter und Motive waren
ermittelt. Doch die auf ihren Prozess wartenden Mörder waren nur Handlanger
gewesen. Die Auftraggeber, die hinter diesen Taten standen, liefen noch frei
herum. Und diese Freiheit wollten sie sich bewahren. Deshalb schreckten diese
Leute nicht davor zurück, der

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