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Der Teufel Von Muenster

Der Teufel Von Muenster

Titel: Der Teufel Von Muenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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nicht parken konnte, aber das heißt ja nicht, dass man einfach überall seinen Protzwagen abstellen kann.«
    »Ja, ja«, sagte Haller.
    »Ich meine, Sie als Polizist sehen das doch wohl genauso.«
    »Sicher.«
    Insgeheim konnte sich Haller nur darüber wundern, wie spießig diese Exhippies – ungeachtet ihres unkonventionellen Auftretens – offenbar inzwischen geworden waren.
    »Aber vielleicht kommen wir noch mal zurück zu diesem Streit«, meinte Haller schließlich und versuchte den Faden seiner Ermittlungen wieder aufzunehmen. »Wo hat Herr Winkelströter gestern geparkt? Wieder vor Ihrem Haus?«
    »Nein, nein, die Baustelle ist schon in der vergangenen Woche fertig geworden. Gestern hat er in der Einfahrt zu Nadines Haus geparkt. Es war nämlich so, er kam zuerst, und Nadine war erst später dort.«
    »Er hat auf sie gewartet?«, hakte Haller nach.
    »Richtig. Und zwar ziemlich lange. Nadine kam vom Dienst und konnte natürlich den Wagen nicht in die Einfahrt fahren. Das war sicher schon mal der erste Konfliktpunkt. Dann haben die beiden sich ganz fürchterlich angeschrien.«
    »Konnten Sie mitbekommen, worum es ging?«
    Ruth mischte sich jetzt ein. »Es fiel mehrfach ein Name. Jennifer. Aber mehr konnten wir hier auch nicht verstehen. Ich wollte schon hingehen.«
    »So?«
    »Ja, nicht aus Neugier, sondern um zu vermitteln. Aber dann ist dieser Timothy in den Wagen gestiegen und weggefahren. Er war ziemlich geladen, würde ich sagen.«
    »Später kam er noch mal zurück, da wurde es schon dunkel«, ergänzte Jobst. »Was dann geschah, wissen wir nicht. Nadine hat ihn offenbar ins Haus gelassen.«
    »Tja, und ganz in der Früh, also das war noch mitten in der Nacht, da sind wir beide durch Motorengeräusche wach geworden«, fügte Ruth hinzu.
    »Wissen Sie, wir haben keine Uhren im Haus. Diesem Diktat der Zeitmessung wollen wir uns nicht unterwerfen. Das Empfinden der Zeit wird durch die Natur bestimmt. Durch den Wechsel von Licht und Dunkelheit oder den Schlag des Herzens – aber nicht durch etwas Mechanisches, das alle Menschen gleichschaltet. Man sollte auf die innere Uhr hören und nicht auf dieses aufgezwungene Zeit-Diktat.«
    »Na ja, solange man sich nicht verabreden will, ist dagegen ja auch nichts zu sagen«, meinte Haller etwas befremdet. »Genaue Zeitangaben kann ich also von Ihnen nicht erwarten«, stellte er dann noch fest, und dabei war seine Enttäuschung kaum zu überhören.
    »Jedenfalls fuhr der Wagen so schnell davon, wie wenn jemand flüchten will«, erläuterte Jobst. »So wie in diesen amerikanischen Serien, wobei ich gestehen muss, dass wir da wohl nicht mehr so ganz auf dem Laufenden sind.«
    »Einen Fernseher besitzen wir nämlich schon lange nicht mehr«, sagte Ruth. »Diesem Konsum- und Werbeterror wollten wir uns nicht länger aussetzen. Trotzdem kommen diese Prüfer der Gebühreneinzugszentrale immer wieder vorbei und wollen uns einfach nicht glauben, dass wir darauf verzichten. Radio haben wir nämlich auch nicht.«
    Jobst nickte, und die tief empfundene Zustimmung zu den Worten seiner Frau hatte ihre Entsprechung in der Tiefe der jeweiligen Nickbewegungen, die immer raumgreifender wurden. »Ich weiß nicht, ob Sie es schon wissen. Aber demnächst wollen die in Berlin ja so eine pauschale Medienabgabe pro Haushalt einführen – egal, ob man überhaupt ein Radio oder einen Fernseher besitzt.«
    »Oder nur einen Computer«, ergänzte Ruth.
    »Jedenfalls ist das im Gespräch«, fügte Jobst hinzu.
    »Und mein Mann bereitet schon mal eine Verfassungsklage vor, falls es tatsächlich dazu kommt, dass man diese Abgabe bei uns erheben will.«
    »Da stecken doch nur die Konzerne hinter, Ruth. Die Konzerne und ihre Lobby.«
    »Ich habe zum Schluss noch eine letzte Frage«, sagte Haller nun. Er holte einen Abzug des Facebook-Fotos heraus, das Nadine Schmalstieg ins Internet gestellt hatte und auf dem einige ihrer Freunde und Bekannten in mehr oder minder ausgeprägter mittelalterlicher Gewandung zu sehen waren. Dass die Ermordete die Nadine Schmalstieg war, die diesen Facebook-Account gehabt hatte, war inzwischen Stand der Ermittlungen. Allein schon die Verbindung zu Timothy Winkelströter ließ daran keine Zweifel. Ihren Computer würden die Kollegen natürlich auch überprüfen. »Wenn Sie sich das bitte mal ansehen würden«, sagte Haller. »Erkennen Sie irgendwen wieder?«
    »Ja, natürlich. Das da! Das ist der Timothy«, stellte Ruth fest. »Ich glaube, da hat sie sich den Falschen

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