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Der Teufel Von Muenster

Der Teufel Von Muenster

Titel: Der Teufel Von Muenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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gegriffen. Ganz ehrlich, ich verstehe bis heute nicht, was sie an dem gefunden hat. Schon allein die Kleidung wirkt doch so ungeheuer …«, sie suchte nach dem richtigen Wort und fand es schließlich auch, »… aggressiv!« Die Art und Weise, wie sie das aussprach, drückte aus, dass sie in dieser Eigenschaft so etwas wie eine Todsünde sah. Insbesondere die Schlusssilbe zog Ruth Störicke-Fleischer so in die Länge, dass dabei ein Zischlaut entstand, den Haller seinerseits wiederum als sehr aggressiv empfand.
    »Darf ich mal näher sehen?«, fragte Jobst und nahm dabei das Foto an sich. Er kniff die Augen zusammen, und Haller fragte sich, ob technische Sehhilfen wie zum Beispiel eine Lesebrille wohl von den Fleischers ebenfalls abgelehnt wurden – als Machenschaften der Optikerketten zum Beispiel.
    »Die da war auch schon mal hier«, sagte er und deutete auf eine Frau mit dunklen Haaren. »Aber das Bild ist schon älter, oder?«
    »Mindestens sieben Jahre alt«, bestätigte Haller.
    »Ich wollte nämlich gerade sagen. Dieser Timothy sieht da ja noch richtig nett aus …« Dann tippte er mit dem Finger auf die junge Frau, die er zu erkennen glaubte. »Ich bin mir sicher, die da war schon hier.«
    Jobst meinte die Frau, die entweder Sarah oder Melanie hieß, erkannte Haller gleich.
    »Wo ist das aufgenommen worden? Auf einem Maskenball?«, fragte Ruth. »Sieht ja aus wie venezianischer Karneval oder so was Ähnliches. Ich meine, wegen der Pestmaske.«
    Haller überlegte kurz. War diese Sarah oder Melanie noch wichtig? Erst hatte alles auf Tornhöven gedeutet, jetzt auf Winkelströter … Wer konnte schon vorhersagen, welche Wendung dieser Fall noch nehmen würde? Haller folgte seinem Instinkt, und der ließ ihn manchmal Dinge tun, die nicht bis ins Letzte logisch erklärbar waren. Alles nachhaken, alles wissen, ein breites Feld bei den Ermittlungen abdecken und sich nicht zu früh festlegen – damit hatte er gute Erfahrungen gemacht.
    »Was war mit dieser Dunkelhaarigen?«, fragte Haller also.
    »Die saß in einem Wagen«, sagte Jobst Fleischer. »Ich kenne mich mit Fahrzeugen nicht so aus, aber ich denke, es war ein Audi, viertürig, silbergrau.«
    Ruth sah ihren Mann mit einem Blick an, als ob sie sich darüber wunderte, wie sehr dieser wohl doch klammheimlich ein Opfer des Konsumterrors geworden war. Allerdings enthielt sie sich eines Kommentars dazu. Sie sagte nur: »Also, ich habe die Frau nicht gesehen.«
    »Der Wagen stand stundenlang da. Und zwar nicht nur einmal«, berichtete Jobst. »Es wirkte so, als würde die Frau jemanden beobachten oder auf jemanden warten.«
    »Und wen? Ich meine, was vermuten Sie?«, hakte Haller nach.
    »Keine Ahnung. Ich habe sie dann allerdings mal angesprochen.«
    »Davon hast du mir ja noch gar nichts erzählt«, stellte Ruth erstaunt fest.
    »Ich habe es nicht für so wichtig gehalten.«
    »Und – wie hat sie reagiert?«
    »Sie hat das Seitenfenster heruntergelassen, nachdem ich dagegengeklopft hatte. Dann habe ich sie gefragt, ob sie jemanden sucht oder ob ich ihr irgendwie weiterhelfen könne. Wissen Sie, wir hatten hier in der Gegend eine Serie von Einbrüchen. Das ist jedes Mal in der Sommerzeit dasselbe. Viele Leute sind weggefahren, und dann denken Einbrecher, sie hätten leichtes Spiel.«
    So besitzfixiert?, dachte Haller spöttisch. Das muss wohl der Konsumterror mit ihm gemacht haben. Gut, dass er da frühzeitig ausgestiegen ist.
    »Ja und? Was hat sie gesagt?«, fragte Haller.
    »Nichts. Sie wirkte allerdings sehr erschrocken. Also, ob mein Erscheinen das ausgelöst hat, weiß ich natürlich nicht.«
    »Wo stand der Wagen genau?«
    »Kommen Sie.« Jobst Fleischer stand auf und führte Haller zu einem Fenster, von dem aus man einen hervorragenden Blick auf die Straße hatte. »Sehen Sie den Van dort?«
    »Ja, das sind die Kollegen vom Erkennungsdienst.«
    »Genau dort stand der Wagen. Ach ja, und eins war im Nachhinein sehr merkwürdig.«
    »Was?«
    »Auf dem Beifahrersitz lag ein Fernglas. Also, wie soll ich mich da jetzt ausdrücken? Nicht so ein gewöhnliches Fernglas, wie man das vielleicht in der Oper benutzt, aber das wäre dann ja auch ein Opernglas …«
    »Sondern?«
    »Also, genau genommen sah es aus wie ein Zielfernrohr für ein Gewehr. Mein Schwiegervater ist Jäger, daher kenne ich die. Ja, Ruths Vater pflegt ganz anders mit der Natur umzugehen als …«
    »Sind Sie sich sicher?«, hakte Haller nach.
    »Ja, aber das wird ja wohl nichts zu bedeuten

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