Der Teufel Von Muenster
dass er sich alles merken konnte, was auf der Stellwand im Polizeipräsidium zu sehen war. Und dass er Nadine Schmalstieg aus einem Aufenthalt in der Lengericher Psychiatrie kannte, wird sich ja wohl überprüfen lassen.«
Haller nahm ein Blatt aus seiner Jacketttasche. Es war der Ausdruck des Facebook-Fotos. Er faltete es auseinander und legte es vor Branagorn auf den Tisch.
Branagorn warf einen Blick darauf und tippte dann auf jene junge Frau, die auch schon von Jobst Fleischer als Beobachterin im silbergrauen Audi identifiziert worden war.
»Das ist Sarah Aufderhaar aus der Nordwalder Straße«, erklärte Branagorn. »Nadine Schmalstieg hat mir während unserer äußerst angenehmen Unterhaltung im Café Mauritius erzählt, dass Sarah bei der Kreisverwaltung in Burgsteinfurt arbeitet. Durch sie habe ich zumindest die Straße erfahren, auch wenn sie mir die Nummer nicht sagen konnte.«
»Wie kommst du jetzt auf diese Frau?«, fragte Anna an Haller gerichtet.
»Ein Nachbar hat bemerkt, dass sie offenbar des Öfteren hier in der Straße in ihrem Audi gesessen hat, so, als würde sie jemanden beobachten – was natürlich schon etwas seltsam ist, wenn sie Nadine tatsächlich gekannt hat.«
»Mich dünkt, dass der Kontakt zwischen den beiden Damen über die Jahre nicht allzu eng war«, erklärte Branagorn. »Lasst die Alchemisten das Haar untersuchen! Davon hängt alles Weitere ab.«
»Das ist in der Tüte«, versicherte Anna und reichte Haller das Beweisstück. Haller nahm es widerwillig entgegen.
»Wie auch immer. Es wäre jetzt nett, wenn du mit ins Wohnzimmer kommen würdest, Anna.«
»Natürlich.«
»Es ist nicht nötig, dass ich Euch begleite Cherenwen, denn ich habe bereits alles gesehen und erinnere mich an jede Einzelheit«, erklärte Branagorn an Anna gerichtet.
»Nur zur Information, Herr Schmitt: Sie sind auch gar nicht darum gebeten worden«, stellte Haller klar.
»Das ist mir bewusst«, gab Branagorn vorsichtig zurück. »Dennoch sei mir ein Hinweis gestattet …«
Haller runzelte die Stirn. »Was für ein Hinweis?«
»Seht Euch den Fleck am Kinn der Toten an und vergleicht ihn mit dem, was Euch von Jennifer Heinze in Erinnerung geblieben sein mag. Aber da Ihr ja alles auf Bilder gebannt habt, wird Euch auch Euer schlechtes Gedächtnis nicht daran hindern, die richtigen Schlüsse zu ziehen.«
Haller runzelte die Stirn und sah Anna an. »Sicher, dass er nichts Stärkeres als eventuell eine Tasse Kaffee bekommen hat?«
Als Anna zusammen mit Haller das Wohnzimmer betrat, waren dort auch der Gerichtsmediziner Dr. Wittefeld und Markus Friedrichs von der Spurensicherung. Alle, die das Wohnzimmer betraten, trugen Überzieher aus Plastik an den Füßen, um nach Möglichkeit auszuschließen, dass zusätzliche Spuren an den Tatort getragen wurden.
»Ursprünglich waren die Augen der Toten offen – Herr Schmitt hat angegeben, sie geschlossen zu haben«, sagte Friedrichs.
»Ja, und wer weiß, wo er noch überall seine Spuren hinterlassen hat«, gab Haller verärgert zurück.
»Jedenfalls können die blutigen Fußabdrücke definitiv nicht von ihm gekommen sein«, erklärte Friedrichs an Haller gewandt. »Frank Schmitt trägt lange, schmale Wildlederstiefel, deren Sohle vollkommen glatt ist – Größe vierundvierzig. Die Abdrücke hier sind höchstens Größe zweiundvierzig, und es handelt sich um Profilsohlen. Vermutlich Turnschuhe.«
»Na, das nenn ich doch mal eine Spur«, meinte Haller. »Ein Meter siebzig und Schuhgröße zweiundvierzig – das ist so ziemlich Mister Jedermann.«
»Man kann noch nicht mal sagen, ob es ein Mann oder eine Frau war«, stimmte Friedrichs zu. »Tut mir leid, mir wären extremere Werte auch lieber. Schuhgröße siebenundvierzig, Sonderanfertigung oder etwas in die Richtung. Dann hätten wir es etwas leichter.«
»Haben Sie sonst noch etwas feststellen können?«, fragte Haller.
»Auf eine Sache hat mich Dr. Wittefeld gebracht.«
Haller wandte sich an Wittefeld. »Worum geht es?«
Dr. Wittefeld machte einen Schritt nach vorn, nachdem er seine Arzttasche abgestellt hatte, um besser balancieren zu können. Nur mit der Linken – denn da trug er noch einen Latex-Handschuh, bog er das Kinn der Toten etwas zur Seite.
Anna sah eine dunkle Stelle.
»Blauer Fleck«, murmelte sie.
»Wir nennen das ein Hämatom«, sagte Dr. Wittefeld.
»Kommt das durch einen Kampf?«, fragte Haller. »Vielleicht ein Faustschlag oder etwas in der Art.«
»Ein ähnliches Hämatom
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