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Der Teufel von New York

Der Teufel von New York

Titel: Der Teufel von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyndsay Faye
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sonderbar«, meinte Valentine und ging langsam mit einem Paar eiserner Handschellen und einem bösen Lächeln auf Poole zu. »Ich dachte immer, die Versammlung ist aufgelöst heißt so viel wie verzupft euch . Wie geht’s denn so, Bill?«
    »Männer!«, rief der Polizeichef. »Haltet sie unter Kontrolle!«
    Denn in diesem Augenblick gab es gleich mehrere heftige Eruptionen.
    Ich wurde hart zur Seite geschubst, direkt unter das durchhängende Vordach von Crown’s Lebensmittelladen. Auf dem Platz ging es plötzlich zu wie bei einem der von Hopstill entworfenen Feuerwerksspektakel, plötzlich brach sich die zurückgehaltene Wut Bahn, und Backsteine flogen in alle Richtungen. Hinter mir waren die Polizisten des Achten Bezirks zum Angriff übergegangen, und ich rannte zur alten Brauerei, hinein ins Herz des Aufstands,und dachte dabei: Endlich ! Ein Kampf! Und einer, den zu gewinnen sich lohnt, bei Gott.
    Da ich den Kampf mit dem Knüppel nicht gewohnt war, hätte der erste, der auf mich niederging, mir fast den Schädel eingeschlagen. Zumindest war das die Absicht, mit der er geschwungen wurde. Aber ich duckte mich weg, und er traf nur den Schlamm, der in alle Richtungen spritzte. Ich wirbelte, so gut ich konnte, durch den knöcheltiefen Dreck und ließ meinen eigenen verbleiten Knüppel auf die Hand des Schlägers niedergehen, so dass irgendwas darin knackte. Er brüllte auf und wich zurück, plötzlich waffenlos und damit zahnlos.
    Also suchte ich mir einen anderen Gegner.
    Auf allen Seiten sah man Schlagringe aufblitzen. Ein einziger Pistolenschuss wurde abgefeuert, kurz bevor der Schütze einen Ziegelstein in den Nacken bekam, und ich dachte: Mehr davon! Mehr! Ich konnte in dieser Nacht absolut klar sehen, ich spürte die Gegenwart eines Schurken hinter mir sofort und fuhr herum, um ihm meinen schweren Knüppel in die Eingeweide zu rammen. Manche liefen davon, sobald ich sie erwischt hatte. Mir war das gleichgültig. Es war berauschend. Ich hatte nicht den geringsten Wunsch, irgendjemanden zu bestrafen, ich wollte einfach nur gewinnen , egal was, in diesem gesetzlosen Hundekampf, in den ich da hineingeraten war, zumindest dachte ich das, als ich einen besonders übel aussehenden Schläger am Oberkörper erwischte und ihn gegen eine öffentliche Wasserpumpe schleuderte.
    Jetzt herrschte offener Krieg – Fenster gingen zu Bruch, Männer lagen bäuchlings im Dreck, Schreie mischten sich in den tobenden Mahlstrom des Lärms. Es war ein brodelndes, wütendes Gemetzel zwischen amerikanischen Rowdys, irischen Halunken und Polizisten, die zu etwa gleichen Teilen beiden Gruppen entstammten. Das ist ein wichtiges Detail für mich. Denn wir spalteten uns nicht in zwei Parteien, ich sah es mit ähnlichen Gefühlen, wie wenn ich meinem Bruder beim Boxen zusah, wir gingen nicht aufeinander los. Keiner hat das getan. Wenn ein Polizistsah, dass ein anderer in Gefahr war, dann wehrte er den Ziegelbrocken mit seinem Knüppel ab. Wenn einer einen anderen fallen sah, half er ihm auf. Ganz gleich, welche Haarfarbe er hatte oder wie sein Gesicht geschnitten war.
    Es war, ehrlich gesagt, ein bisschen wie ein Wunder. Zumindest kam es mir so vor, und es zählte zu den Dingen, die ich von New York nicht mehr erwartet hätte.
    Doch dann wurde die Atmosphäre vergiftet.
    Ich fand mich im Eingang zur alten Brauerei wieder, schwitzend wie ein Ackergaul. Ich weiß nicht mehr recht, wie ich dort hingekommen bin. Das muss mindestens dreißig Minuten später gewesen sein, denn die Wolkendecke war aufgerissen und die Sterne leuchteten gestochen scharf. Viele Männer kämpften noch. Doch einige lagen am Boden, wieder andere waren festgenommen worden und wurden auf Karren verladen.
    Wusch.
    Es war einer der Schergen von Bill Poole. Ich erkannte seine vom Gin zerfressenen Zähne und affenartigen Hände wieder. Vielleicht war es letztlich gar nicht seine Schuld, dass dieser Mann fürs Zerstören gemacht war.
    Ich wich zurück.
    Das war ein Messer gewesen, kein Knüppel. Und es hatte meinen Arm aufgeschlitzt. Der Schnitt schien nicht sehr tief, aber er war mindestens zehn Zoll lang.
    Mein Bruder erschien auf der Schwelle und spitzte die Lippen wie ein französischer Tourist. Absolut unbezähmbar und gänzlich vertraut. Er sah sich aufmerksam um.
    »Na, wenn das nicht Snatch Smith ist«, sagte er herzlich. Vals Kleider waren zerknittert, aber davon abgesehen schien niemand ihm etwas getan zu haben. »Verpasst mein Bruder dir gerade eine Tracht

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