Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Teufel von New York

Der Teufel von New York

Titel: Der Teufel von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyndsay Faye
Vom Netzwerk:
Prügel?«
    »Du träumst wohl«, höhnte der Schuft.
    »Aber genau das hatte er gerade vor, was, Tim?«
    Das Blut, das aus meinem aufgeschlitzten Arm rann, behinderte mich nicht weiter, wie ich feststellte. Der dumme Trottelließ sich so von Valentine ablenken, dass er, als ich erneut ausholte, nicht aufpasste und ich ihm einen hübschen Schlag versetzen konnte. Das Messer, das er umklammert hatte, flog in einen dunklen Winkel.
    Aber ich hatte ihn nicht außer Gefecht gesetzt. In der Ahnung, dass Valentine die größere Gefahr darstellte, legte er seine riesigen, fleischigen Pranken um dessen Gurgel, bevor einer von uns begriff, was vor sich ging. Zum Glück für uns beide war seine Ahnung falsch.
    Ich knüppelte ihn nieder. Und fiel gleich danach selbst zu Boden und starrte erschöpft zu den schwarzen Balken hinauf. Ich fühlte mich völlig zerschlagen und war blutverschmiert, hatte schon viel zu lange nicht mehr geschlafen, und mir brummte der Schädel. Ich hörte einen Hund knurren, von draußen kam halbherziges Gebrüll.
    Val stand auf, halb erwürgt, aber quicklebendig.
    »Snatch ist nicht allzu scharf aufs Krankenhaus«, hörte ich meinen Bruder mit rauer Stimme sagen, als er den bewusstlosen Mann durch die Tür beförderte. »Ein Nickerchen auf dem Paradise Square wird ihm Zeit geben, über seine Entscheidungen nachzudenken.«
    »Ich habe mich geirrt«, sagte ich zu Valentine, immer noch auf dem Boden liegend. »Was Bird angeht. Silkie Marsh hat sie in die Fürsorgeanstalt bringen lassen. Wahrscheinlich hätte man sie dort zum Schweigen gebracht. Ich hab dir zu Unrecht die Schuld daran gegeben.«
    »Du kommst auch wirklich auf die dämlichsten Ideen«, keuchte Val. »Wenn du ein langes, gedinnes Leben führen willst, dann lass die Brotlade geschlossen und tu, was ich dir sage. Gehen wir.«
    »Wohin?«
    »Der Krawall ist so gut wie niedergeschlagen, und Piest hat etwas entdeckt. Irgendein Landmädel hat geplaudert, sie hat einen geheimen Schäks im Norden der Stadt, da, wo die Schratzen beerdigt wurden. Du und ich, wir sollen in die Tombs kommen, Befehl vom Polizeichef.«
    Ich setzte mich auf. »Nicht wahr, du bist mit Mercy Underhill im Bett gewesen.«
    Das war keine Frage. Nachdem mein Bruder seine Kehle abgetastet und befunden hatte, sie habe nicht stärker gelitten, als zu erwarten gewesen war, streckte er mir die Hand hin, um mich auf die Füße zu ziehen. Ich ergriff sie.
    Valentines Mund zuckte. »Ja, wir haben das ein oder andere Schäferstündchen miteinander verbracht. Das ist allerdings schon sehr lange her. Wieso fragst du das?«
    Das war keine Frage, die ich verstehen konnte.
    »Hübsches Frauenzimmer, nicht? Und das Beste ist, sie weiß es nicht«, sagte er hustend. »Wenn du mich fragst, genau das macht ihren Charme aus.«
    Ich hätte am liebsten geschrien, vor allem, weil er so recht damit hatte.
    »Du bist mit Mercy im Bett gewesen«, wiederholte ich.
    »Na und, du etwa nicht? Wo dir doch schier die Augen aus den Höhlen springen, sobald du sie nur anschaust. Wo liegt das Problem? Jeder Amerikaner mit Blut in den Adern hat Mercy Underhill gehabt, sofern sie Gefallen an ihm gefunden hat, und du als Barmann hattest ja damals noch dazu genug Kies, um ein paar hübsche Dinge mit ihr zu unternehmen. Himmelherrgott, Timothy, was zum Teufel ist eigentlich mit dir los? Eine Frau hat das Recht, ein bisschen Spaß zu haben. Willst du mir wirklich sagen, du bist nicht mit ihr im Bett gewesen?«
    Das war zu viel. Ich stürzte mich auf ihn.
    Ich wollte sein Blut fließen sehen, wollte diesem elenden Schuft mindestens einen echten Schmerzensschrei entlocken. Zuerst wich er mir mit einer geschickten Drehung aus. Doch dann traf meine Faust sein Auge, mit einem Knall wie ein Feuerwerkskörper, und ich wollte mehr von diesem Gefühl. Ich wollte ihm etwas einbläuen . Wollte ihn entweder auf meine Ebene der Machtlosigkeit herunterziehen oder aber ihn zu meiner Art des Mitgefühls erheben.
    Dann drehte er mir den rechten Arm auf den Rücken, so dassich mich nicht mehr rühren konnte, drückte mein Gesicht gegen die bröckelnde, weißgetünchte Wand und hielt mich beim Nacken gepackt wie ein neugeborenes Kätzchen. Wenigstens blutete seine Schläfe. Das war mir eine Genugtuung.
    »Zur Hölle noch mal, Timothy! Bist du vollkommen irre? Warum sollte ich mehr zählen als all die anderen? Du weißt genauso gut wie ich, dass –«
    Val hielt inne, denn bei diesen Worten zuckte ich zusammen und schlug meinen Kopf gegen

Weitere Kostenlose Bücher