Der Teufel wird dich kuessen
um diese gespenstische Szene zu verlassen? Sie wußte es nicht.
Lautes Hufgetrappel holte die Lady aus ihrer Erstarrung. Sie wich zurück, um an der Hauswand Schutz zu finden. Plötzlich wendete der Laird sein Pferd, und für einen Moment lang traf sie der Blick aus seinen eisgrauen Augen. Er hatte sie gesehen, das spürte sie ganz genau. Für den Bruchteil einer Sekunde hatten sich Vergangenheit und Gegenwart verbunden, als würde es die Zeitgrenze gar nicht geben.
Noch immer starrte er sie unverwandt an, schien sie regelrecht in sich aufzusaugen. Ihr einziger Gedanke war Flucht.
Plötzlich geschah es. Haßerfüllt lachte der Laird auf und riß heftig an den Zügeln, dass sein Pferd empört aufschrie. Es tänzelte aufgeregt und setzte sich schließlich in Bewegung, rannte einige Male im Kreis und kam, wie von tausend Teufeln gehetzt, auf Laura zu.
Die junge Lady stand da wie erstarrt. Sie war völlig unfähig, sich zu rühren. Jeden Augenblick würde das Pferd sie niedertrampeln und zermalmen. Sie wußte, dass es kein Entrinnen für sie gab.
Schon glaubte sie, den Atem des Tieres zu spüren, seinen Geruch wahrnehmen, sie fühlte das samtweiche Fell in ihren Händen und - nichts geschah.
Langsam öffnete Laura die Augen. Sie war wieder in der Galerie von Maverick Castle. Als die Erstarrung von ihr wich, sank sie mit einem Stöhnen auf einen der samtbezogenen Sessel, die an der Wand standen. Sie schlug die Hände vors Gesicht und wartete, bis das Beben ihres Körpers nachließ.
Was war eigentlich geschehen? Hatte sie das alles wirklich erlebt, oder... Heftig schüttelte sie den Kopf. Nein, es war ein Traum gewesen. Wieder war die Phantasie mit ihr durchgegangen. Erleichtert atmete sie auf.
Jetzt fiel ihr auch wieder ein, dass sie eigentlich zu Andrea hätte kommen sollen, die dringend nach ihr verlangte. Sie erhob sich, strich ihren langen Rock glatt und... erstarrte. Was war das? Der zartblaue Stoff sah aus, als hätte jemand ihn absichtlich mit Morast bespritzt.
Das Pferd! Es war durch sie hindurchgeritten.
Unsicher blickte sie zu dem Bild hinüber, als könnte sie von dem Unbekannten eine Antwort erwarten. Doch hier lauerte das nächste Entsetzen auf sie. Quer über die Wange des Unbekannten zog sich eine tief rote Strieme. Blut lief über die Leinwand und sammelte sich am Hals des Mannes.
Wie in Trance schüttelte Laura den Kopf. »Nein«, flüsterte sie, »nein, nicht das. Es ist nicht wahr.« Bebend schlug sie die Hände vors Gesicht. Sie hatte das Gefühl, noch immer in einem furchtbaren Traum gefangen zu sein. Sie wollte aufwachen, alles vergessen, als ob es niemals geschehen sei.
Langsam ließ sie die Hände wieder sinken. Leblos blickte der Unbekannte von seiner Leinwand herunter, als hätte es die blutige Strieme in seinem Gesicht gar nicht gegeben.
Da drehte sich Laura um und floh vor all den entsetzlichen Geschichten, die sie nicht mehr ertragen konnte. Wie eine Zuflucht erschien ihr jetzt Andreas Zimmer, das sie leise betrat.
Sie mußte all ihre Kräfte aufbieten, um der Frau nicht zu zeigen, wie aufgeregt sie war. »Wie geht es dir, Andrea?« fragte sie leise.
Andrea Maverick lag auf ihrer Liege und atmete schwer. »Danke, dass du gleich gekommen bist, Laura.« Sie hielt die Hände auf ihren schmerzenden Leib gepreßt. »Ich glaube, es dauert nicht mehr lange. Würdest du bitte Dr. Mulligan holen? Es ist sehr eilig. Matthew soll zu ihm reiten, dann geht es schneller.« Sie wischte sich mit dem Ärmel ihres Kleides die schweißnasse Stirn ab. »Bitte, Laura, beeil dich«, flehte sie.
Eilig lief Laura nach draußen und veranlasste alles Nötige. Kaum eine Stunde später war Dr. Mulligan da, und als Anthony und lan gegen Abend von ihrem Ritt nach Hause kamen, gab es einen Bewohner mehr auf Maverick Castle.
Leslie Maverick, ein hübsches, zartes Mädchen, war geboren. Es war keine schwere Geburt gewesen, und Andrea lag glücklich und entspannt in ihrem Bett. Lächelnd blickte sie lan entgegen, als dieser das Zimmer betrat. »Ich konnte nicht mehr länger warten«, sagte sie leise und streckte die Hand nach ihm aus. »Sieh sie dir an, unsere Tochter.«
Gerührt trat lan näher. »Ein Mädchen«, sagte er leise, »wie wir es uns gewünscht haben.« Er wagte kaum, in die Wiege zu sehen. Seine leise Hoffnung, das Kind würde seiner verstorbenen Tochter Jenny ähnlich sehen, hatte sich tatsächlich erfüllt.
Er konnte kaum glauben, was er sah. Leslie hatte dieselben schön geschwungenen
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