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Der Teufel wird dich kuessen

Der Teufel wird dich kuessen

Titel: Der Teufel wird dich kuessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Perry
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beruhigten sie sogar ein bißchen. Dennoch spürte sie, wie eine unheimliche Macht an ihr zog und zerrte.
    Krampfhaft hielt sie sich am Treppengeländer fest. Die Knöchel ihrer beiden Hände traten weiß hervor. »Ich will nicht«, stöhnte sie, »lass mich zufrieden, du Geist.« Bei der Vorstellung, mit jemandem zu sprechen, den es gar nicht mehr gab, mußte sie unwillkürlich lachen.
    »Unsinn«, sagte sie zu sich selbst. »Was ist nur los mit mir?« Ihr fiel ein, dass ihre Mutter, die schon lange tot war, einmal erzählt hatte, dass auch sie, als sie Laura erwartet hatte, ständig das Gefühl gehabt hatte, jemand würde hinter ihr stehen oder sie sogar berühren. Diese Erkenntnis war eine unendliche Erleichterung für Laura , bot sie doch eine Erklärung für all die unerklärlichen Vorfälle, die ihr in der letzten Zeit widerfahren waren.
    Laura ließ das Treppengeländer los und stieg die letzten Stufen vollends nach oben. Es kostete sie erhebliche Mühe, sich auf Andrea zu konzentrieren, doch schließlich gelang es ihr. Zielstrebig steuerte sie die Tür an und hatte bereits ihre Hand auf der Klinke. Doch ehe sie sie herunterdrücken konnte, ließ sie sie los,, als hätte sie sich daran verbrannt.
    Sie taumelte zurück. Jemand oder etwas wollte offensichtlich nicht, dass sie das Zimmer betrat. Sie konnte sich nicht gegen diese seltsame Kraft wehren, die sie schob und an ihr zerrte, bis sie endlich wieder vor dem Gemälde stand.
    Wie festgefroren hing ihr Blick an dem Bild des Mannes, dessen helle Augen zu funkeln und zu leuchten schienen. »Lass mich zufrieden, du Gespenst!« rief sie entsetzt und wollte zurück weichen. Es ging nicht.
    Wie in Trance hob sie ihre Hand und legte sie auf die kühle Leinwand. Im selben Moment spürte sie, wie sich der Geruch und auch die Geräusche um sie herum veränderten. Es duftete plötzlich nach frisch gemähtem Gras wie im Sommer. Vögel zwitscherten, wie vorhin im Park, und irgendwo in der Ferne bellte ein Hund.
    Laura hatte die Augen krampfhaft geschlossen gehalten. Jetzt öffnete sie sie langsam, Schlimmes ahnend. Ihre Vermutung bestätigte sich ihr sofort. Sie befand sich wieder in jener Zeit, in der das Grauen herrschte.
    Warum nur hatte sie das Bild angefaßt? Was mußte sie tun, um in ihre eigene Zeit zurückkehren zu können? Sie wußte es nicht. Der Vogel, der eben noch gesungen hatte, schwieg plötzlich. Beklemmende Stille breitete sich aus.
    Vorsichtig setzte Laura einen Fuß vor den anderen und schlug wieder dieselbe Richtung ein wie das letzte Mal. Sie entdeckte das alte Cottage in der Ferne, sah einen kleinen Jungen, der vor dem Haus auf und ab ging wie ein Wachposten und wußte, dass es dieselbe Situation war, die sie bereits einmal erlebt hatte. Was würde heute geschehen? Durfte sie dieses Mal eingreifen oder würde sie wieder nur hilfloser Zuschauer bleiben, der nichts tun konnte, außer die Hände vors Gesicht schlagen, um das Entsetzen nicht länger mit ansehen zu müssen?
    »Du bist Derek, nicht wahr?« fragte sie den hübschen Neunjährigen, der gerade Zwiesprache mit einem gefleckten zotteligen Hund hielt. »Willst du mir nicht antworten?« Liebevoll streichelte sie über das dunkle Haar des Kindes.
    Wieder griff sie durch ihn hindurch. »Ich bin der Schatten«, sagte sie leise, »mich gibt es gar nicht. Nicht in dieser Zeit und nicht dieser Welt.« Diese Erkenntnis traf sie wie ein Blitz. Entsetzt schaute sie an sich herunter und durfte zu ihrer Erleichterung feststellen, dass zumindest sie selbst sich sehen konnte. Sie hatte sich auch nicht verändert.
    Das leise Winseln des Hundes riß sie aus ihrer Erstarrung. »Kannst du mich denn sehen, Hund?« Sie streckte ihm ihre flache Hand hin, damit er daran schnuppern konnte. »Du hast keine Angst vor mir, nicht wahr?«
    Das kaum merkliche Wedeln des buschigen Schweifes deutete sie als Antwort. Für den Hund war sie anscheinend nicht unsichtbar, denn er blickte ihr gerade in die Augen. »Paß auf dein Herrchen auf, Hund«, sagte sie, dann ging sie auf das Cottage zu.
    Jetzt erst fiel ihr auf, dass ihre Füße kaum den Boden berührten. Sie schwebte mehr, als dass sie ging. Auch das bedeutete neues Erschrecken für sie. Dennoch begann sie langsam, die Situation zu akzeptieren.
    Es mußte einen tieferen Sinn haben, dass sie immer wieder an den gleichen Ort geführt wurde. Wieder saß Dana am Tisch, in sich zusammengesunken und ängstlich, als würde sie auf etwas Entsetzliches warten. Joshua stand nicht

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