Der Teufel wird dich kuessen
Augenbrauen, das feine schmale Gesichtchen und den schönen Mund, wie auch Jenny sie gehabt hatte. Er wußte jetzt schon, dass er das Kind mehr lieben würde als alles andere auf der Welt. Wie erwachend blickte er zu Andrea, deren Blick er plötzlich auf sich fühlte. »Weiß Benjamin schon davon?« fragte er leise, um Leslie nicht zu stören.
Andrea nickte. Ihr Lächeln erlosch. »Er weigert sich, seine Schwester anzusehen«, sagte sie. »Ich vermute, er ist eifersüchtig.«
lan lächelte zuversichtlich. »Es wird sich schon wieder geben. Wir müssen ihm Zeit lassen.«
»Er hatte neun Monate Zeit, sich mit dem Gedanken anzufreunden, dass er bald ein Geschwisterchen haben wird. Ach lan, es könnte alles so schön sein.«
»Es ist schön, Darling«, versicherte der Laird. »Wir müssen unserem Sohn nur erst die Chance geben, sein Schwesterchen lieben zu lernen.« Er neigte sich zu seiner Frau herab. »Du bist wunderbar, Andrea«, versicherte er ihr leise.
Andrea schloß die Augen. Sie war unendlich glücklich und dankbar für das Kind, das sie sich so sehr gewünscht hatte. Jetzt war es da und würde Maverick Castle bald mit seinem Lachen und Jauchzen zu neuem Leben erwachen lassen.
»Schlaf, Darling, damit du bald wieder gesund und kräftig bist.« Zärtlich streichelte lan Maverick über Andreas Wange. Dann drehte er sich um und verließ leise das Zimmer.
Er sah nicht den dunkel gekleideten Mann, der sich aus dem Schatten löste und ihm nachblickte. Seltsamer grauer Nebel umgab ihn, hüllte ihn ein wie ein kaltes Tuch. Seine eisgrauen Augen blitzten, und um seinen Mund spielte ein grausames, verräterisches Grinsen.
»Wie wird es sein, wenn wir erst unser eigenes Kind in den Armen halten, Anthony, was meinst du?« Laura Maverick lag schon seit über einer Stunde im Bett, ohne einschlafen zu können. Zu viele Gedanken spukten ihr im Kopf herum. Den ganzen Nachmittag hatte sie mit Andrea und ihrem kleinen Töchterchen verbracht, hatte in Träumen geschwelgt und sich vorgestellt wie es sein würde, wenn sie bald selbst Mutter war.
Andrea war nicht so glücklich gewesen. Ihr suchender Blick war durch den Park gewandert, und mit jeder Minute, die verging, war sie trauriger geworden, obwohl sie ihr neugeborenes Töchterchen Leslie im Arm hielt.
»Du suchst Benjamin, nicht wahr?« hatte Laura gefragt und voller Mitleid über ihren Arm gestreichelt. »Du wirst schon sehen, dass er sich bald an das neue Familienmitglied gewöhnt hat. Immerhin ist er Leslies Bruder. Du mußt ihm ganz einfach Zeit lassen. Bis jetzt hatte er eure ungeteilte Aufmerksamkeit. Nun ist ein zweites Wesen da, das euch dringender braucht als er selbst. So etwas muß erst verschmerzt werden«, fügte sie schmunzelnd hinzu.
Pflichtschuldig hatte Andrea gelächelt, doch in ihrem Inneren war sie traurig geblieben.
»Wir sollten versuchen, mit Benjamin zu reden«, schlug Anthony später vor, als hätte er ihre geheimen Gedanken erraten. »Der Junge ist ganz einfach verwirrt. Er ist noch zu klein, um zu begreifen, dass es für ihn nur von Vorteil sein kann, ein Schwesterchen zu haben. Er ist der große Bruder und wird eines Tages Leslies Beschützer sein.«
»Du hast recht, Anthony.« Laura lächelte. »Wenn du möchtest, werde ich das übernehmen. Ich glaube, der Junge mag mich. Er ist zwar noch immer ziemlich
verschlossen, trägt sein Herz gewiß nicht auf der Zunge. Vor einigen Tagen habe ich erst gesehen, wie er zu seinem kleinen Friedhof gegangen ist, um die Blumen zu gießen. Es war ein rührendes Bild, und ich hätte ihn am liebsten in die Arme genommen. Das jedoch wagte ich nicht, denn ich kenne seinen Stolz. Er hätte es mir wohl nie verziehen.«
»Bestimmt nicht.« Anthony lachte in sich hinein, wurde aber gleich wieder ernst. Der Friedhof, den der Neunjährige so sorgsam hütete, war für Anthony ein Ort des Grauens. Niemand wusste so ganz genau, was der Junge damit bezweckte. Vor einigen Monaten hatte er damit angefangen. Von Ian, seinem Vater, hatte er sich ein dunkles Fleckchen Erde im hintersten Winkel des Parks erbeten, das er nach eigenen Wünschen bepflanzen durfte.
Inzwischen hatte sich dieses kleine Land ziemlich verändert. Zuerst war die Familie noch froh darüber gewesen, dass Benny offensichtlich Freude daran gefunden hatte, Blumen zu pflanzen und diese auch zu pflegen. Doch nach und nach war allen aufgefallen, dass dies keine normalen Blumenbeete waren sonder – kleine Gräber. Benjamin behauptete widerstrebend, er
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