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Der Teufelsfürst

Der Teufelsfürst

Titel: Der Teufelsfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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wenn der Kaufherr auf Reisen war, um erlesene Waren auf den internationalen Messen in Genua, Venedig oder Barcelona zu erstehen? »Du musst noch viel lernen«, hatte der verstorbene Karl von Katzenstein immer gesagt. »In ein oder zwei Jahren bist du so weit.« Utz schnaubte. Leider hatte er keine ein oder zwei Jahre mehr, um zu lernen! Aber mit dem Tod hatte sein Vater offensichtlich nicht gerechnet. Er kniff die Augen zusammen, da ihn die Helligkeit plötzlich schmerzte. Der gesamte Raum verschwamm vor ihm. Als sich eine Träne aus seinen Wimpern löste, wischte er sie trotzig mit dem Handrücken weg und presste die Kiefer aufeinander. Mädchen weinten, Männer trugen ihr Schicksal mit Fassung! Er fuhr mit dem Zeigefinger die Umrisse eines steigenden Hengstes nach, der in eines der Tintenfässer eingraviert war. Ein Streit, den er vor Kurzem mit seinem Vater ausgefochten hatte, kam ihm unvermittelt in den Sinn. »Du solltest nicht so viel Zeit bei den Pferden vertrödeln«, hatte Karl von Katzenstein seinen Sohn gescholten, der diese Leidenschaft von seinem Großvater geerbt hatte. »Es wäre gescheiter, du würdest dir ein Beispiel an Nikolaus nehmen und deinen Kopf etwas öfter in die Bücher stecken! Die Pferdezucht ist viel zu riskant, um zu viel Zeit darauf zu verschwenden. Die anderen Geschäfte bringen den Profit.« Er hatte mahnend den Finger gehoben. »Und ich kann beim besten Willen nicht verstehen, warum du unbedingt bei dem Gesellenstechen mitmachen musst! Ein Turnier bringt nichts als unnötige Kosten. Nikolaus käme nie auf solch eine unsinnige Idee!« Utz rümpfte die Nase, als er an Nikolaus Nidhard, den Verlobten seiner Schwester, dachte. Ob Zehra wusste, was für ein Langweiler er war? Er zog die Nase hoch und lehnte sich in dem Sessel zurück. Wahrscheinlich nicht, denn sonst hätte sie sich wohl gegen den Handel gewehrt und ihren Vater gebeten, sie einem anderen zur Frau zu geben. Und wie hätte Karl von Katzenstein seiner Tochter jemals etwas abschlagen sollen? Utz spürte, wie ihm Hitze in die Wangen stieg. Ärgerlich über sich selbst, schüttelte er den Kopf. Es stimmte, Zehra war der Liebling ihres Vaters gewesen. Aber dafür traf sie dessen Tod jetzt auch umso heftiger.
    Sein Blick fiel auf die Einladung zu dem besagten Gesellenstechen, die unter einem Stapel Briefe hervorlugte. Wenn im Sommer das alljährliche Turnier vor der Stadt abgehalten wurde, würde er mit den anderen Patriziersöhnen seine Geschicklichkeit mit der Lanze unter Beweis stellen. Jetzt würde ihn niemand mehr davon abhalten. Erneut überkam ihn Scham. Bevor die widerstreitenden Gefühle in seinem Inneren für noch mehr Aufruhr sorgen konnten, kam er hastig auf die Beine. Anstatt untätig herumzusitzen und seinen Gedanken nachzuhängen, sollte er lieber im Lager die Warenbestände überprüfen. Ein letztes Mal atmete er den im Raum hängenden Geruch seines Vaters ein, ehe er dem Schreibtisch den Rücken wandte. Er hatte gerade die Tür des Kontors geöffnet, als er aufgebrachte Stimmen aus dem Untergeschoss vernahm.
    »Ihr könnt ihn nicht in die Kirche bringen«, dröhnte ein sonorer Bass. Die höhere Stimme des Paters, der inzwischen im Haus angekommen war, protestierte: »Wollt Ihr sein Seelenheil aufs Spiel setzen? Lasst mich durch, Mann.« Es folgte etwas, das wie ein Handgemenge klang, dann herrschte einige Augenblicke lang lastende Stille. Mit gerunzelten Brauen straffte Utz die Schultern, setzte eine hausherrliche Miene auf und eilte nach unten. Am Fuß der Treppe angekommen, erstarrte er, als er den Gassenvogt, eine Handvoll Gassenknechte und einen etwa fünfunddreißig Jahre alten Mann in schwarzer Tracht erblickte. Die Wachen hatten sich zwischen der Bahre und dem Pater aufgebaut und hielten diesen mit steinernen Gesichtern davon ab, dem Fremden den Zeigefinger in die Brust zu bohren. »Was geht hier vor?«, fragte Utz mit fordernder Stimme. »Wer seid Ihr?« Aus dem Augenwinkel sah er, dass Nikolaus Nidhard, Zehras Verlobter, ebenfalls im Hintergrund lauerte. Das hatte man davon, wenn man eine eigene Glocke auf dem Dach hatte, dachte er bitter. So wusste jeder im Umkreis von einer Meile, wem das Totengeläut galt. »Ich bin Heinrich Steinhövel«, stellte sich der Schwarzgekleidete vor und neigte den Kopf, als Utz offenbar nichts mit seinem Namen anzufangen wusste. »Der Stadtarzt«, setzte er trocken hinzu und gab den Gassenknechten zu verstehen, die Bahre aufzunehmen. »Auf Befehl des Bürgermeisters werde

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