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Der Teufelsfürst

Der Teufelsfürst

Titel: Der Teufelsfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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bestickter Gürtel umfing das, was ihre Taille hätte sein sollen. Neidisch verfolgte Sophia den Abzug der reichen Patrizierin, deren Bedienstete bereits Ballen aus Seide, Kamelhaartuch und Samt schleppten. Sie unterdrückte ein Seufzen. Wenn sie sich doch nur auch all die Kostbarkeiten leisten könnte! Aber solange sie nicht einen reichen Ehemann für sich gewann, lag die Erfüllung solcher Träume in weiter Ferne.
    Nachdem sie auch den letzten Posten auf ihrer Liste besorgt hatte, ließ sie sich von den beiden Reisigen einen Weg zurück zum Münsterplatz bahnen, wo sie sich nach links wandten. Sie wollten gerade in die Hirschstraße einbiegen, als Sophia eine Menschentraube vor einem prächtigen Bürgerhaus auffiel. Die bunt verglasten Scheiben zeugten ebenso vom Reichtum des Besitzers wie die vielen Fuhrwerke davor. Doch es war das Schild über dem Eingang, das Sophias Aufmerksamkeit auf sich zog. Auch wenn sich die tief stehende Sonne darin fing, konnte sie deutlich einen buckelnden Kater auf einem Felsen ausmachen, unter dem der Name »Katzenstein«
    geschrieben stand. »Katzenstein?«, murmelte sie und änderte die Richtung, ohne auf das entnervte Ausatmen ihrer männlichen Begleiter zu achten. Sollten etwa Verwandte von ihr in der Stadt wohnen, von denen sie nichts wusste? Sie beschleunigte die Schritte, hielt jedoch in einigem Abstand von der Ansammlung an und verfolgte das Geschehen. Scheinbar war in diesem Haus jemand gestorben, da ein schwarzes Tuch an der Tür angebracht war. Diese stand weit offen, und nach einigen Augenblicken erschienen ein Schwarzgekleideter und einige Stadtwachen, von denen zwei eine Bahre trugen. Hinter den Gassenknechten tauchten ein älterer und ein jüngerer Mann im Rahmen auf, die den Trägern fassungslos hinterherstarrten. Der Jüngere der beiden schien nicht viel älter zu sein als Sophia, und als er sich mit der Hand durch den unbedeckten, dunklen Schopf fuhr, fühlte sie sich seltsam zu ihm hingezogen. Ob er ein entfernter Vetter war? Ohne dass sie es wollte, tasteten ihre Augen seine Erscheinung weiter ab. Breite Schultern sorgten dafür, dass der Stoff seines eher konservativen Tabbards sich über der Brust spannte. Und das eigensinnig vorgereckte Kinn verriet ihr, dass er wahrscheinlich ein beträchtliches Maß an Sturheit besaß. Seine Hände schienen zu zittern, als er sich mit den Handflächen das Gesicht rieb – wie, um es zu wärmen. Als er sich an seinen Begleiter wandte und zurück ins Haus trat, empfand Sophia einen leisen Anflug des Bedauerns, da sie ihn nur zu gerne kennengelernt hätte. Sobald sie das Haus ihres Vaters erreichte, würde sie ihn fragen, wer der junge Mann war. Und wie es kam, dass sie nichts von seiner Existenz wusste, wo er doch offensichtlich den gleichen Namen trug wie sie.

Kapitel 5
Edirne, Sultanspalast, Februar 1447
    »Ich sagte, du sollst das fressen!« Ein brutaler Tritt in die Rippen sorgte dafür, dass Vlad Draculea gegen die Wand krachte, wo er regungslos liegen blieb. Jeder einzelne Knochen in seinem Leib schmerzte. Über seinen Rücken zogen sich dick geschwollene, eiternde Wunden. Scheinbar stundenlang hatte der Falakaci Başi ihn von einem jungen, kräftigen Helfer geißeln lassen, um ihn dann zwei Tage und Nächte ohne Wasser am Pfahl darben zu lassen. Mehr als einmal hatte er sich während dieser Zeit gewünscht, dass der Tod ihn endlich von seinen Qualen erlöste, aber Gott war taub für sein Flehen. »Friss, oder ich mache dich zum Eunuchen!«, zischte der Scherge, der ihn losgebunden und zurück in seine Zelle geschleift hatte. Er packte den jungen Walachen im Genick und presste sein Gesicht in einen Haufen Kot am Boden. Obgleich ihm bittere Galle in die Kehle schoss, gelang es Vlad, sich nicht zu übergeben. Er spannte die Nackenmuskeln an, um seinem Peiniger Widerstand zu leisten. Die Lippen fest aufeinandergepresst, versteifte er sich und bäumte sich mit einem heiseren Laut auf, um Abstand zwischen sich und den stinkenden Haufen zu bringen. Zwar war dieser schon mehrere Tage alt und halb vertrocknet, aber um nichts in der Welt wollte Vlad damit in Berührung kommen. »Du hast wohl immer noch nicht dazugelernt?«, knurrte der Wachsoldat und zog einen gekrümmten Dolch aus der Scheide an seinem Gürtel. Die Klinge war stumpf von altem Blut. Als der Kerl kurz darauf mit der Hand in Vlads Haar fuhr, um ihm den Kopf nach hinten zu reißen, schloss der walachische Prinz die Augen und betete um ein schnelles Ende. Anstatt

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