Der Teufelsfürst
König Friedrich ähnlich formuliert waren.
Zigeuner ist übrigens ein Schimpfwort. Im Laufe der Jahrhunderte sind die Sinti immer und immer wieder geächtet worden.
Sämtliche Vorurteile, die man gegen die Fahrenden im Mittelalter hegte, wurden auf sie übertragen. All die absonderlichen Dinge, welche Zehra über die Fremden zu Ohren kommen, dürften damals tatsächlich kursiert haben. Das sagenumwobene Land Klein-Ägypten, aus dem die Sinti angeblich stammten, war vermutlich eine Kolonie in der Nähe der griechischen Stadt Modon, mit dem Namen Gyppe oder Gypte – als KleinÄgypten missverstanden oder dazu umgedeutet.
Nun noch ein Wort zu Zehras Fähigkeit, Auren wahrzunehmen. Diese Fähigkeit hat sie von ihrer Großmutter Sapphira geerbt, deren Geschichte in meinem Roman Die Heilerin des Sultans nachzulesen ist. Das Phänomen der Synästhesie (was so viel bedeutet wie »Zusammenempfindung«), also der Vermischung von Reizen, die unterschiedlichen Sinneswahrnehmungen oder -organen zugeordnet sind, ist als Stilmittel seit der Antike bezeugt. »So kann ein primärer Sinneseindruck (z. B. kratzendes Geräusch) eine sekundäre Sinnesreaktion (Gefühl der Kälte, »Gänsehaut«) hervorrufen, so können akustische Reize optische Eindrücke (Photismen) auslösen« ( Metzler Literatur Lexikon , S. 453). Diese Reizverschmelzung wird seit Langem zur metaphorischen Beschreibung herangezogen, einige Beispiele sind: Schreiende Farben, heiße Rhythmen, kaltes Blau, etc. Zehras »Gabe« ist also weder etwas Esoterisches noch etwas Rätselhaftes, sondern etwas, das bei besonders empfindsamen Menschen häufig auftritt. Britische Forscher haben gar herausgefunden, dass »das Gehirn des Betrachters den Farbenzauber auslöst.« (» Synästhesie: Menschliche Aura entsteht im Gehirn. « Spiegel online).
Wie immer, ist es mir an dieser Stelle wichtig, darauf hinzuweisen, dass es sich bei einem historischen Roman stets um ein Werk der Fiktion handelt. Es kann durchaus geschehen, dass Personen in einer Art und Weise agieren müssen, die nicht unbedingt ganz zeitgemäß ist. Ich bin allerdings stets bemüht, diese Diskrepanzen auf ein absolutes Minimum zu beschränken. Manchmal ist es auch vonnöten, Wörter zu benutzen, die es zum damaligen Zeitpunkt noch nicht gab, um unschöne Wortwiederholungen zu vermeiden. Diesen Kniff verwende ich allerdings nur so oft wie unbedingt nötig, dieses Mal sind es zum Beispiel die Wörter Rebell, Loyalität, Türke, Dekolleté, Visage, mechanisch, Depesche und Pavillon. Man möge mir vergeben. Und noch etwas möchte ich hier anmerken: Ein Roman ist stets ein Spiel, auf das Leser und Autor sich gemeinsam einlassen, ein Spiel, das beiden Seiten nur dann Freude bereitet, wenn man sich auf dem gleichen Spielfeld aufhält. Daher war es mir so wichtig, Freunde von Vampirromanen zu warnen. Ein Genre ist gut mit einer Sportart zu vergleichen. Leser und Autor einigen sich von Anfang an auf die Art des Platzes, die Regeln und die Dinge, mit denen gespielt wird. Wer also in der Erwartung eines Fußballspiels (eines Vampirromans) an ein Tennisspiel (einen historischen Roman) herangeht, der muss und wird enttäuscht werden. Natürlich helfen Klappentext und Umschlag bei der Auswahl des Buches, aber es ist vielleicht dennoch fairer, besonders bei einem solch heiklen Thema, vorher zu warnen.
Wieder haben viele Museen und Privatpersonen dazu beigetragen, dass dieses Buch zu dem geworden ist, was es ist.
Wie schon bei all meinen anderen Romanen bin jedoch auch in diesem Buch allein ich verantwortlich für mögliche historische Ungenauigkeiten und Fehler. Mein besonderer Dank gilt: Dr. Christof Rolker von der Universität Konstanz; Dr. Eva Leistenschneider, Kuratorin des Ulmer Museums, die mir geduldig zahllose, teils sehr knifflige Fragen zur Stadtgeschichte beantwortet hat; Dr. Gudrun Litz vom Haus der Stadtgeschichte – Stadtarchiv Ulm, deren Quellenhinweis ich meine Kenntnis der Ulmer Bürgermeister verdanke; und natürlich, gilt mein ganz besonderer Dank, wie immer, meiner fantastischen Lektorin Christine Laudahn, die mich motiviert, anspornt und mit ihrer Sorgfalt immer wieder begeistert.
Und zum Schluss danke ich natürlich allen Buchhändlern, Lesern, Freunden und Familienmitgliedern, die mich unterstützt haben.
Bibliographie
Akermann, Manfred. Schloss Hellenstein über Heidenheim an der Brenz . Heidenheim: DTP & Druck Matthias Kopp, 2006.
Bookmann, Hartmut (Hrsg.) u.a. Mitten in Europa: Deutsche
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