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Der Teufelsfürst

Der Teufelsfürst

Titel: Der Teufelsfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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vertiefte Vlad den Kuss, und Zehra gab auch den letzten Widerstand auf. Während ein unbeschreibliches Gefühl jeden noch so kleinen Teil von ihr in Flammen setzte, schlang sie die Arme um ihn und ließ sich von einer Welle des Glücks davontreiben. Irgendwann, als der Rausch ihre Sinne schon fast vollkommen vernebelt hatte, spürte sie, wie seine Hand sich von ihrem Rücken löste und nach unten wanderte. Als er ihre Rückseite erreichte, presste er sie näher an sich und begann langsam und zögerlich, die Schnürung ihres Kleides zu lösen.
    Zehra wusste, dass sie eigentlich protestieren sollte; dass sie ihn von sich stoßen und des Raumes verweisen musste. Aber jede einzelne Berührung sandte heiße und kalte Schauer über ihren Rücken. Er befreite ihre Schultern von dem plötzlich viel zu dicken Stoff. Als das Kleid laut raschelnd zu Boden fiel, kam sie sich mit einem Mal verletzlich und hilflos vor.
    Da Vlad noch voll bekleidet war und selbst den Schwertgürtel noch nicht abgenommen hatte, überkamen sie unvorhergesehen Scham und Furcht. Was, wenn er ihr Hexenmal sah, fuhr es ihr jäh durch den Kopf, und sie erstarrte. »Hab keine Angst«, flüsterte er, »ich werde dir nicht wehtun.« Damit beugte er sich erneut zu ihr hinab und stahl ihr mit einem weiteren Kuss den Verstand. Nachdem sie schwer atmend wieder voneinander abgelassen hatten, trat er von ihr zurück, um sich ebenfalls von seinen Gewändern zu befreien. Dann ergriff er Zehras Hand und führte sie auf das Bett zu. »Bitte bleib hier und werde meine Frau«, platzte es aus ihm heraus.
    Und als ihr ein Blick in seine Augen verriet, dass er es ernst meinte, wurde ihr die Kehle eng. »Bitte«, flehte er. »Ich kann ohne dich nicht mehr sein.« Seine Stimme zitterte. Obschon Zehra wusste, dass sie damit einen Weg einschlug, auf dem es kein Zurück gab, nickte sie und ließ sich von ihm auf die Matratze heben.

Kapitel 71
Tirgoviste in der Walachei, Fürstenpalast, Ende Oktober 1448
    Zehra lag schon eine ganze Zeit lang wach, doch wagte sie es nicht, die Augen aufzuschlagen. Zu groß war die Furcht, dass sie alles nur geträumt haben könnte. Zwar ließen sie die tiefen, regelmäßigen Atemzüge neben ihr hoffen, dass es kein Traum gewesen war. Doch erst, als sie die Hand ausstreckte und Vlads narbenübersäte Haut ertastete, wusste sie, dass sie sich die vergangene Nacht nicht nur eingebildet hatte. Sobald sie seine Wärme spürte, breitete sich dasselbe berauschende Gefühl in ihr aus, das sie dazu gebracht hatte, ihm nachzugeben. Und als er sich rührte und sie besitzergreifend an sich zog, presste sie die Nase in seine Halsbeuge und sog seinen Duft ein. Nachdem sie sich ein weiteres Mal geliebt hatten, schwang Vlad schließlich mit einem bedauernden Seufzen die Beine aus dem Bett und sah Zehra an, als fürchte auch er, sie könne sich in Luft auflösen. »Ich bin bald zurück«, flüsterte er dicht an ihrem Ohr und küsste ihren Hals, ihre Wange und ihre leicht geöffneten Lippen. »Geh nicht fort.« Er lächelte verschmitzt. Kaum hatte er kurz darauf das Gemach verlassen, sehnte sich Zehra bereits schmerzlich nach ihm.
    Eine Weile blieb sie auf seiner Seite des Bettes liegen und beobachtete, wie der von der Sonne gemalte Lichtstreifen auf dem Boden immer weiter von ihr fortwanderte, während ihre Gedanken sich um Vlad drehten. Wie unglaublich zärtlich er war! Ihr Rücken überzog sich mit einer Gänsehaut, als sie an die letzte Nacht zurückdachte. Und wie viel Schmerz und Qualen er hatte erdulden müssen! Als sie das Brandzeichen auf seiner Schulter gesehen hatte, hatte sie erschrocken die Hand zurückgezogen, doch Vlad hatte ihr versichert, dass es nicht mehr wehtat. Ihre Rechte wanderte zu dem Mal an ihrem linken Oberschenkel – dem Mal, das Vlad mit keiner Silbe kommentiert, sondern sanft geküsst hatte. Sie waren beide gezeichnet – er von Menschenhand, sie von der Hand Gottes.
    Ob es dieses unsichtbare Band war, das sie aneinanderfesselte?
    Sie rollte sich auf die Seite und schmiegte die Wange in sein Kissen. Das Schicksal hatte sie zusammengeführt, das war ihr inzwischen klar geworden. Zu mächtig waren die Gefühle, die sie füreinander empfanden; zu groß der Zufall, durch den sich ihre Wege gekreuzt hatten. Es war richtig und obendrein unvermeidbar gewesen, sich ihm hinzugeben, davon war sie überzeugt. Wie sie es allerdings ihrem Bruder beibringen sollte, dass er den langen Weg umsonst gekommen war, wusste sie noch nicht. Da ihr die

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