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Der Teufelsfürst

Der Teufelsfürst

Titel: Der Teufelsfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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Rückzug aufhielt, krümmte sie sich zusammen.
    »Ist das der Dank dafür, dass meine Leute dich aus dem Fluss gefischt und gesund gepflegt haben?«, knurrte Michel und hob erneut den Arm, um die junge Frau zu züchtigen. Doch bevor der Riemen ein weiteres Mal auf ihren Rücken klatschen konnte, ließen ihn tiefe Männerstimmen und das Geräusch trampelnder Stiefel in der Bewegung innehalten. Als sich kurz darauf eine Handvoll Sinti in den Raum drängten, wirbelte der Herzog bebend vor Zorn herum und bellte: »Was ist?« Der vorderste der Männer runzelte beim Anblick des zusammengekauerten Mädchens die Brauen und räusperte sich. »Der Kaufherr Imhoff will Euch sprechen. Er sagt, die Angelegenheit duldet keinen Aufschub.« Michel stieß einen lästerlichen Fluch aus und bedachte Zehra mit einem harten Blick. Dann schnallte er sich den Gürtel wieder um und stieß zwischen den Zähnen hervor: »Ich bin noch nicht fertig mit dir!« Er beugte sich zu ihr hinab und stellte sie grob auf die Beine. »Aber, so wie es aussieht, brauche ich jetzt einen Schreiber.« Am ganzen Leib zitternd, stand Zehra mit gesenktem Kopf vor ihm und versuchte, die Tränen zu schlucken. Ihr Rücken und ihre Wange brannten von den harten Schlägen des Zigeuners. Und die Wut, die in Wellen von ihm ausstrahlte, ließ sie fürchten, dass er die Drohung mehr als ernst meinte. »Dort hinüber«, blaffte er und versetzte ihr einen Stoß, sodass sie auf den kleineren der beiden Tische im Zimmer zustolperte. »Wenn ich dich auch nur atmen höre, dann Gnade dir Gott!« Er wandte sich brüsk ab und brummte: »Führt ihn zu mir.« Er bedeutete einem seiner Männer, ihm Wams und Rock zu holen.
    Als wenig später ein korpulenter Kaufmann erschien, setzte der Herzog ein falsches Lächeln auf und begrüßte diesen herzlich. Wie es ihr gelang, das Abkommen, welches ihr im Verlauf des Gespräches diktiert wurde, festzuhalten, wusste Zehra nicht. Aber als der Herzog und sein Besucher sich schließlich die Hände reichten, kehrte ihre Furcht mit überwältigender Macht zurück. Bitte, Herr, lass ihn mit dem Mann das Haus verlassen, flehte sie, als der Nürnberger sich erhob.
    Michel tat es ihm gleich und wies mit einer leichten Verneigung auf die Tür. »Es war mir ein Vergnügen, Balthasar. Beehrt mich bald wieder.« Ein Grinsen erhellte das Gesicht des Besuchers. »Sobald Ihr wieder im Lande seid, lasst es mich wissen«, erwiderte der Kaufmann und nahm Kurs auf die Tür.
    »Aber vorher könntet Ihr mir noch einen Gefallen tun. Ich will mir ein neues Pferd kaufen.« Er zuckte entschuldigend die Achseln. »Leider habe ich aber nicht den leisesten Hauch von Pferdeverstand. Wie sieht es mit Euch aus?« Michel richtete sich zu seiner vollen Größe auf. »Da fragt Ihr den Richtigen. Mir macht kein Rosstäuscher etwas vor.«
    Er bedachte Zehra mit einem finsteren Blick, bevor er dem Nürnberger hinaus auf den Gang folgte. Sie wollte gerade erleichtert den angehaltenen Atem aus den Lungen entweichen lassen, als sie hörte, wie von außen ein Schlüssel ins Schloss fuhr. Daraufhin verschwanden die Stimmen der Männer ins Untergeschoss. Kurz danach knallte unten eine Tür. Das Klicken von Metall schien noch Minuten später unheilvoll in der Luft zu hängen, auch wenn der Herzog und sein Besucher schon längst verschwunden waren. Gleich einem gehetzten Tier, das in der Falle saß, sah Zehra sich in der Stube um und überlegte, wie sie aus dem Haus fliehen konnte. Sie würde ganz gewiss nicht warten, bis Michel zurückkam, um die Züchtigung zu beenden! In der vagen Hoffnung, sich geirrt zu haben, flog sie zum Ausgang und drückte die Klinke. Doch die Tür rührte sich keinen Zoll, als sie heftig daran rüttelte. »Oh, mein Gott!«, stöhnte sie, wandte sich um und suchte den Raum nach einer weiteren Fluchtmöglichkeit ab. Aber weit und breit bot sich kein Schlupfloch, und die schmalen Fenster lagen viel zu weit über dem Boden. Oder sollte sie es wagen?
    Sie trat unschlüssig an eines der Simse heran und lugte in die Tiefe. Dort – im Hof des Hauses – wuchs ein riesiger Strohhaufen in die Höhe. Es fehlte nicht viel, und sie hätte einen Freudentanz aufgeführt. Der Herr hatte Erbarmen mit ihr! In fiebriger Eile öffnete sie die Riegel des zweiten Ladens und schwang die Beine über das Sims. Ohne einen einzigen Gedanken daran zu verschwenden, was sie ohne den Schutz der Zigeuner anfangen sollte, stieß sie sich ab und ließ sich fallen.
    Obwohl die Landung

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