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Der Teufelsfürst

Der Teufelsfürst

Titel: Der Teufelsfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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Unterlippe vor wie ein ungezogenes Kind. Der Hagere hüstelte und schüttelte den Kopf. »Ich weiß, dass es ein aussichtsloses Unterfangen ist«, sagte er würdevoll. »Da kann ich Euch nur zustimmen«, schlug Ulrich in dieselbe Kerbe.
    Aber, verhext, wie es nun einmal zu sein schien, mehrten sich im Verlauf der Debatte die Stimmen für eine Fehde gegen Esslingen. »Meinetwegen verschwendet doch Euer Geld«, brummte Ulrich in seinen nicht vorhandenen Bart, lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Dann würde er eben die geforderten vier Ritter stellen und hoffen, dass diese wenigstens bei der Plünderung der umliegenden Dörfer etwas abbekamen! Er selbst würde jedenfalls ganz gewiss nicht mit dem Grafen von Württemberg in den Kampf ziehen!
    »Ihr seid doch nur dagegen, weil Ihr keine Fehde gegen die Oettinger führen könnt«, konterte der Graf von Württemberg. Ulrich hätte ihm am liebsten mit der Faust sein selbstgefälliges Grinsen aus dem Gesicht gewischt. Wer hatte denn schon ahnen können, dass die Verbindung zwischen den Oettingern und Württembergern inzwischen auf mehr beruhte als der Heirat von irgendwelchen verstaubten Vorfahren; und dass das Lehen der Oettinger inzwischen den Württembergern unterstand. Womit es allen Mitgliedern der Gesellschaft verboten war, diese Bande zu befehden. Er ignorierte den Stachel mit einem einseitigen Schulterzucken und starrte den Streithahn ausdruckslos an. Wie Ulrich von Helfenstein selbst schien inzwischen das ganze Reich Ringelreihen mit dem Reichskammergut zu spielen und es munter an den Meistbietenden zu verschachern oder zu entlehnen. Und auch wenn es ihm nicht passte, vor all den versammelten Genossen zurückzustecken, schluckte er eine Erwiderung. Denn die desolaten Zustände auf seiner Festung in Heidenheim würden es sicherlich in nicht allzu ferner Zukunft nötig machen, einen Käufer für Burg und Stadt zu finden. Und wer wäre da wohl geeigneter als genau dieses Großmaul von Württemberger? Er kaute verdrießlich an einem Stück Hühnerknochen und lauschte mit halbem Ohr der weiteren Diskussion, während er seinen eigenen Gedanken nachhing. Ob es eine tiefere Bedeutung hatte, dass er sich – schneller als beabsichtigt – wieder in der Nähe von Ulm befand? Wollte ihm eine höhere Macht einflüstern, dass es besser wäre, das teure Vollblut zu verkaufen, ehe es sich bei dem Turnier in vier Wochen verletzte und somit wertlos wurde? Er drehte an einem der Ringe an seiner Hand und versank in heroischen Träumereien. Wenn es ihm gelang, den Sieg davonzutragen, würde er gewiss bald eine reiche Edeltochter zum Altar führen. Seine Oberlippe zuckte. Oder meinetwegen auch eine wohlhabende Patrizierin, dachte er. Auch wenn ihm die Vorstellung, eine Nichtadelige zu ehelichen zutiefst widerstrebte. Aber was tat man nicht alles, um den Familienbesitz zu retten? Ein heftiger Wortwechsel ließ ihn aufblicken. Doch da die Auseinandersetzung inzwischen offensichtlich bei organisatorischen Fragen angelangt war, blies er gelangweilt die Wangen auf. Ob und wie lange die Hauptleute in Zukunft im Amt bleiben sollten, interessierte ihn nun wirklich nicht, da diese außerhalb der Kapitel ohnehin nichts entscheiden konnten. Er verkniff sich ein Gähnen und fuhr mit der Rechten in seine Rocktasche, um mit den Würfeln darin zu spielen. Vielleicht hatte er ja Glück und konnte später dem einen oder anderen der Anwesenden ein paar Gulden aus der Tasche ziehen.

Kapitel 37
Ulm, Hans Multschers Werkstatt, Juni 1447
    »Du wirst mich noch vollkommen in den Wahnsinn treiben, wenn du nicht endlich damit aufhörst, hin und her zu laufen!«, seufzte Hans Multscher. »Irgendwann musst du eine Entscheidung treffen. Ich glaube nicht, dass es hilft, stundenlang auf den Boden zu starren und Hobelspäne zu zählen«. Er legte den Klöpfel beiseite, mit dem er eine Marienfigur bearbeitet hatte, und sah Utz halb tadelnd, halb mitleidig an. Der schwere Duft von frischem Holz erfüllte die Werkstatt, in der außer dem Meister noch sein Bruder und ein Dutzend Gesellen als Bildhauer und Maler arbeiteten. Das ständige Hämmern schien den Handwerkern nichts auszumachen, doch Utz würde sich vermutlich nie an das Getöse gewöhnen. »Wahrscheinlich hast du recht mit deinem Verdacht«, räumte Hans Multscher ein. »Aber, wenn es tatsächlich so ist, wie du vermutest, solltest du mit Bedacht vorgehen und nichts übers Knie brechen.« Utz zupfte griesgrämig an seinem Ohrläppchen

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