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Der Teufelsfürst

Der Teufelsfürst

Titel: Der Teufelsfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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und starrte durch die offene Werkstatttür hinaus in die flimmernde Luft. Bereits über eine Woche lag die drückende Hitze wie eine Glocke über der Stadt. Beinahe wünschte er sich die regnerische Zeit der Schafskälte zurück. Seit dem Tag, an dem der Rat seinen Besitz eingefroren hatte, genoss er nun schon die Gastfreundschaft des alten Freundes. Aber wenn ihm nicht bald einfiel, wie er seine Lage verändern konnte, würde er eine Dummheit begehen, dessen war er sich sicher.
    »Ich weiß einfach, dass es so ist!«, brummte er. »Alles andere macht einfach keinen Sinn. Warum hätte der Bader sonst diese Lügen über Zehra erzählen sollen? Und warum hätte irgendjemand meinen Vater vergiften sollen, wenn nicht, um an sein Geld zu kommen?« Er ließ die Hand an seine Seite fallen und sah Hans Multscher mit steinernem Gesicht an. »Wenn ich doch nur beweisen könnte, dass Beinlein einen Meineid geschworen hat! Und dass dieser Johann von Katzenstein sein schmutziges Spiel mit uns treibt!« Seine Stimme drohte zu kippen. »Warum nimmst du Martins Angebot nicht an?«, fragte der Bildhauer nach einigen Augenblicken vorsichtig.
    Bevor Utz aufbrausen und zum zigsten Mal beteuern konnte, dass er sich eher die Hand abhacken würde, fuhr er fort: »So wärst du wenigstens am Puls des Geschehens und wüsstest genau, was vor sich geht.« Als der junge Mann eine säuerliche Miene aufsetzte, fügte er rasch hinzu: »Du kannst natürlich so lange hier bleiben, wie du willst. Aber mir scheint, all die Untätigkeit bekommt dir nicht besonders gut.« Utz stöhnte. »Es ist, als ob sich alle Mächte der Hölle gegen uns verschworen hätten!«, stieß er verbittert hervor. »Mein Vater wird vergiftet, meine Schwester als Mörderin und Hexe verbannt. Dann erfahre ich endlich, dass sie doch nicht ertrunken ist, sondern sich genau dort befindet, wo man sie mit offenen Armen aufnehmen will«, er schöpfte kurz Atem. »Der Onkel meines Prokurators wird Bürgermeister und stimmt einer Gnadenbitte zu. Und dann? Dann erfahre ich, dass von Zehra in Augsburg weit und breit keine Spur mehr zu entdecken ist, mein Besitz wird eingefroren und dieser kleine Kriecher Martin bietet mir großmütig an, in meinem eigenen Haus als Angestellter zu arbeiten!« Die Erregung hatte zwei rote Flecken auf seine Wangen gemalt. »Ach«, schnaubte er, »und habe ich schon erwähnt, dass der ehemalige Verlobte meiner Schwester dabei geholfen hat, die Echtheit dieser angeblichen Schenkungsurkunde zu bestätigen?« Hans Multscher legte den Klöpfel beiseite und erhob sich. Er klopfte Utz beruhigend auf die Schulter. »Ich weiß, dass das in deinen Ohren hohl klingen muss. Aber warum siehst du nicht die positiven Dinge? Immerhin hast du dadurch, dass dein Bote ohne Erfolg aus Augsburg zurückgekehrt ist, eine nicht unbeträchtliche Summe zurückerhalten, von der niemand etwas weiß.« Seine Augenbrauen wanderten in die Höhe, als Utz grimmig den Mund verzog. »Dein Prokurator, Jakob Löw, arbeitet weiter daran, das Transsumpt als Fälschung zu entlarven.« Er hob den Zeigefinger. »Und immerhin ist sein Onkel jetzt der Bürgermeister. Solange das Stadtgericht den anderen Katzensteinern deinen Besitz noch nicht zugesprochen hat, ist noch nichts entschieden. Und ich vermute, dein Advocatus wird dafür sorgen, dass dieses Urteil so lange wie möglich hinausgezögert wird.« Utz wollte etwas einwerfen, doch Hans Multscher kam ihm zuvor. »Wenn du Martins Angebot annimmst und den Kopf unten hältst, wird jeder denken, dass du aufgegeben hast. Niemand wird dir große Beachtung zollen. Und du kannst in aller Ruhe versuchen, den Bader davon zu überzeugen«, mahnend hob er den Zeigefinger, » überzeugen , dass es auch in seinem Interesse ist, den Meineid zu gestehen.«
    »Und wie, um alles in der Welt, soll ich ihm das verkaufen?«, fragte Utz skeptisch. »Indem du ihn vor die Wahl stellst. Entweder er gesteht den Meineid und sagt, wer deinen Vater wirklich vergiftet hat oder du bringst eine Klage wegen Totschlages gegen ihn vor.«
    Utz schüttelte den Kopf. »Das wird er mir doch nie im Leben glauben!« »Warum nicht? Warum solltest du nicht genauso dazu in der Lage sein, falsche Zeugen zu kaufen wie deine Feinde? Und warum nicht die Tatsache ausnutzen, dass der Bürgermeister ein Onkel deines Prokurators ist?« Der Bildhauer legte Utz den Arm um die Schulter und führte ihn ins Freie. Dort ragte wenige Schritte zu ihrer Linken der Turm der Barfüßerkirche in den Himmel,

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