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Der Teufelsfürst

Der Teufelsfürst

Titel: Der Teufelsfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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mächtigen Mannes sprühten Funken.
    Denn was Georg Kastriota getan hatte, war unverzeihlich. Er hatte dem Sultan in einer Schlacht an der Donau nicht nur dreihundert seiner besten Reiter gestohlen und war mit diesen vom Schlachtfeld geflohen; sondern zudem hatte er den Kanzler des osmanischen Heeres entführt und mit ihm wertvolle osmanische Siegel entwendet. Dann hatte er den Gefangenen nach Albanien verschleppt, ihn gezwungen, Urkunden aufzusetzen und mit diesen die Besatzung mehrerer Burgen getäuscht. Kaum waren ihm – in der Annahme, er komme im Auftrag des Sultans – die Tore geöffnet worden, hatte Georg Kastriota die Türken niedergemacht. Halil Paschas Stimme troff vor Verachtung. »Wenn der Padischah dieser Natter noch einmal vertraut ...« Er ließ den Rest des Satzes in der Luft hängen und presste die Kiefer aufeinander. »Du wirst mit einigen anderen, die Akıncı – die Renner und Brenner vor Ort – verstärken. Allerdings«, er hob den Zeigefinger und bohrte den Blick in Vlads Augen, »wirst du zudem versuchen, etwas für mich in Erfahrung zu bringen.« Nach einer bedeutungsvollen Pause fügte er hinzu: »Kein anderer darf etwas von diesem Auftrag wissen. Du berichtest ausschließlich mir. Dann kannst du sicher sein, dass der Sultan Kenntnis von deiner Treue und Tapferkeit erhält. Und«, er verschränkte die Arme vor der Brust, »dein Bruder wird meinen persönlichen Schutz genießen.« Vlad blinzelte ungläubig. »Ich werde dem Ağa die nötigen Anweisungen geben,« verkündete Halil Pascha und brachte etwas Abstand zwischen sich und Vlad, der gespannt an seinen Lippen hing. Zwar graute ihm vor der Vorstellung, mit den berüchtigten Akıncı auszuziehen, Dörfer niederzubrennen und deren hilflosen Bewohnern durch Folter Informationen zu entlocken. Aber die Wichtigkeit des Auftrages, den der Großwesir für ihn hatte, ließ alle Bedenken in den Hintergrund treten.
    »Du sollst in Erfahrung bringen, ob Iskender-Beğ tatsächlich etwas mit dem Mord an Alaeddin Ali-Çelebi zu tun hatte«, sagte Halil Pascha. Vlad hätte um ein Haar einen Ruf des Erstaunens ausgestoßen. Vor vier Jahren war der Lieblingssohn und Thronfolger des osmanischen Herrschers von einem Hofbeamten erwürgt worden. Was dafür gesorgt hatte, dass Sultan Murad sich zugunsten des Prinzen Mehmet von den Regierungsgeschäften zurückgezogen hatte. Und Georg Kastriota sollte seine Hände im Spiel gehabt haben? Trotz der Schadenfreude, die ihn bei diesen Neuigkeiten erfüllte, gelang es ihm, eine ausdruckslose Miene zu bewahren. »Ich danke Euch für das Vertrauen, das Ihr in mich setzt, Pascha«, gab er schließlich zurück. Der Großwesir lachte humorlos. »Vertrauen würde ich es nicht unbedingt nennen« entgegnete er trocken. »Aber du scheinst mir aus einem Holz geschnitzt zu sein, welches dem Hause Osman eine Stütze sein könnte.« Dieses Lob hinterließ einen schalen Geschmack in Vlads Mund, da er wusste, was Halil Pascha damit eigentlich ausdrücken wollte. Das Abkommen, das der Großwesir in aller Heimlichkeit mit ihm, einer Geisel seines Herrn, schloss, stellte einen Pakt dar, der Vlad für immer an ihn binden würde. Nicht an das Haus Osman. Sobald Mehmet ein weiteres Mal die Thronfolge antrat, würde der Großwesir als dessen erklärter Gegner alle Verbündeten brauchen, die er hatte. Es war ein Pakt mit dem Teufel, auf den er sich hier einließ. Das war ihm durchaus bewusst. Aber wenn dieser Pakt dafür sorgte, dass Radu in Sicherheit war und er selbst dadurch einen mächtigen Fürsprecher für sich gewinnen konnte, dann würde er diesen Preis eben bezahlen. Er hob den Blick und sah Halil Pascha direkt in die Augen. »Ich werde Euch nicht enttäuschen«, versprach er und erschrak, als ein zufriedener Ausdruck über das Gesicht seines Gegenübers huschte. War er in eine Falle getappt? Verschwieg der Großwesir ihm etwas? »Solltest du allerdings in Betracht ziehen zu fliehen oder zu den Verrätern überzulaufen«, knurrte der Türke, »dann denke daran, was deinem Bruder alles zustoßen kann.« Mit dieser Drohung klatschte er in die Hände und befahl den Bewaffneten, Vlad zurück zu seiner Unterkunft zu bringen. »Du wirst morgen aufbrechen.«

Kapitel 34
Nürnberg, ein Bürgerhaus, Juni 1447
    Mucksmäuschenstill, um die anderen drei Frauen in ihrer Kammer nicht zu wecken, öffnete Zehra die Tür und trat auf den Korridor hinaus. Der Geruch von Kohl und ranzigem Fett war hier draußen stärker, wurde jedoch vom dichten

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