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Der Teufelsfürst

Der Teufelsfürst

Titel: Der Teufelsfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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»Wartest du zu lange, war die Mühe umsonst.« Mit einer Bewegung, die mehr an einen Geschichtenerzähler, als an einen Soldaten erinnerte, zückte er seinen Dolch und fuchtelte damit vor dem Gesicht des Albaners herum. »Sag mir, was ich wissen will, und ich beende deine Qualen.« Sein Gesicht wurde hart. »Belügst du mich allerdings, dann werde ich dafür sorgen, dass dein Tod viele Tage dauert.« Ein Gurgeln war alles, was er als Antwort erhielt. »Nun, ich kann warten«, verkündete der Kommandant und verschränkte die Arme vor der Brust – wobei er die Hand mit der Waffe zur Seite abspreizte. Erschüttert verfolgte Vlad, wie sich nach einiger Zeit die Spitze des Pfahls unter der Haut des Albaners abzuzeichnen begann. Wenn er noch weiter nach unten sackte, würde das Holz schon bald im Schulterbereich wieder austreten. Als es beinahe so weit war, kam wieder Leben in den Ağa. »Wo ist Kastriota?«, fragte er schlicht. »Sag es mir und du wirst von deinem Leid erlöst.«
    Die Antwort war kaum zu hören. »Mati«, hauchte der Mann schließlich. »Mati.« Diese beiden Worte schienen all seine Kraft erschöpft zu haben, da er die Augen schloss und auf dem Pfahl erschlaffte. Der Ağa nickte. »Das ist vermutlich die Wahrheit«, verkündete er, trat vor und trieb die Klinge in die Brust des Gefolterten. »Aber wir werden es uns sicherheitshalber von seinen Kameraden bestätigen lassen.« Vlad wich einen Schritt zurück, als der Anführer zu ihm herumwirbelte und ihn mit gelben Zähnen anlächelte. »Nun kannst du zeigen, ob du begriffen hast, wie man es macht.«

Kapitel 40
Zwischen Nürnberg und Regensburg, Juli 1447
    Das Trommeln des Regens war das Einzige, das die Stille im Innern des riesigen Zeltes unterbrach. Mit grimmigen Mienen saßen die Sinti um ihren Herzog versammelt an einem langen Tisch und diskutierten aufgebracht in ihrer eigenen Sprache. Obgleich Zehra bei dieser Versammlung nicht gebraucht wurde, hatte Michel ihr befohlen, sich zu seiner Verfügung zu halten, weil er im Laufe des Tages noch hohen Besuch erwartete. Da sie sich seit dem Vorfall in Nürnberg mehr vor ihm fürchtete als vor dem Wilden Mann, verharrte sie schweigend und reglos in einer Ecke. Zwar hatte er ihren Beteuerungen schließlich geglaubt, als sie sich vor ihm auf die Knie geworfen hatte. Aber dennoch würde sie niemals vergessen können, wie furchterregend er in seiner Wut gewesen war. »Wenn ich noch einmal auch nur den leisesten Verdacht habe, dass du mich bestiehlst«, hatte er gedroht, »dann werde ich dir die Haut abziehen!« Er hatte ein weiteres Mal die Peitsche durch die Luft sausen lassen, um seine Worte zu unterstreichen. Seitdem wagte Zehra oft nicht einmal, ihn anzusehen, wenn er nach ihr verlangte. Der Wunsch, im Mittelpunkt seiner Aufmerksamkeit zu stehen, hatte sich aufgelöst wie Nebel in der Mittagssonne. Ein erzürnter Ausruf des Herzogs riss sie aus den Gedanken und ließ sie instinktiv den Kopf einziehen. Mit hochrotem Gesicht drosch er die Faust auf den Tisch und sprang auf, um vor sich hin schimpfend auf und ab zu gehen. Seine breiten Schultern wirkten gebeugt, als hätten sie eine schwere Last zu tragen. Was auch immer es für eine Neuigkeit gewesen war, die ein tropfnasser Bote vor wenigen Stunden gebracht hatte – sie hatte die Sinti offenbar in helle Aufregung versetzt.
    Einer der Zigeuner, dessen rabenschwarzes Haar zu einem langen Zopf geflochten war, hob beschwichtigend die Hände und redete auf den Herzog ein. Zuerst schien dieser aufbrausen zu wollen, doch dann stieß er ein Brummen aus und warf sich mürrisch wieder auf seinen Stuhl. Lange Zeit wogte die Debatte noch hin und her, bis schließlich das Klappern von Hufen die Ankunft des erwarteten Besuches verkündete.
    Einem kurzen Wortwechsel folgte das Geräusch im Schlamm auftreffender Stiefel. Wenig später betrat ein protzig gekleideter Edelmann mit einem kleinen Gefolge das Zelt. Wappen, Schwert und Rüstung wiesen ihn als hochgeboren aus, und – wie so oft – fragte sich Zehra, woher der Sinti all diese Männer kannte. Kamen sie von sich aus zu ihm oder schickte er Nachricht an sie, dass er sich in ihrer Nähe befand? Wie war er überhaupt in Kontakt mit ihnen gekommen? Immerhin genossen die Fahrenden nicht gerade das, was man ein gutes Ansehen nannte. War es für einen Ritter oder gar Grafen nicht unter seiner Würde, sich mit einem Zigeuner zu treffen? Denn auch wenn Michel stets und überall seinen Geleitbrief vorzeigte, waren Zehra

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