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Der Thron der roten Königin

Der Thron der roten Königin

Titel: Der Thron der roten Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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und das ist sehr wahrscheinlich, dann heiratet er sie – aus Liebe. Sie wird auf jeden Fall Königin von England, und es wäre klug von dir, sie dir nicht zur Feindin zu machen.»
    «Ich werde sie mit vollkommener Höflichkeit behandeln.»
    «Tu das», empfiehlt er mir. «Aber hör auf mich und tu noch etwas mehr als das …»
    Ich warte.
    «Nutz die Gelegenheit nicht aus, sie mit Füßen zu treten. Denk daran, die Zeiten können sich ändern, und dann wird sie dich mit Füßen treten. Es muss so aussehen, als wärst du auf ihrer Seite, Margaret. Sei keine Beaufort mit all deinem verletzten Stolz – sei eine Stanley: Sei auf der Seite der Gewinner.»

[zur Inhaltsübersicht]
    Mai 1485
    I ch halte mich nicht an den Rat meines Gatten, und ich beobachte Lady Elizabeth, wie sie mich beobachtet. Wir leben in einem kurzen Waffenstillstand, wie zwei einander gegenüberstehende Armeen in der Ruhe vor der Schlacht.
    «Wie zwei Katzen auf einem Scheunendach», findet mein Gemahl amüsiert.
    Manchmal fragt sie mich nach meinem Sohn – als würde ich ihr anvertrauen, wie erniedrigend es für ihn ist, am französischen Hof um Mittel und Unterstützung für seinen Angriff auf England betteln zu müssen! Manchmal frage ich sie, ob sie etwas von ihren Schwestern gehört hat, die noch am Hof sind, und sie erzählt mir, dass sich der Hof in Kürze auf Nottingham Castle im Herzen Englands niederlässt, das Richard für die Wartezeit auf den Angriff ausgewählt hat. Denn er weiß, dass dieser kommen wird. Die jüngeren Mädchen werden nach Sheriff Hutton in Sicherheit gebracht, und ich weiß, dass Elizabeth sehr gern bei ihnen wäre. Sie folgt den Regeln meines Haushaltes ohne Murren, und beim Beten ist sie so ruhig wie ich selbst. Ich habe sie stundenlang ohne Frühstück in der Kapelle festgehalten, doch sie hat sich mit keinem Wort darüber beschwert. Sie wird in der andächtigen Stille meiner Privatgemächer nur blasser und matter, und ich kann mir vorstellen, dass ihre Tage sehr langsam verstreichen. Die rote Rose, die in ihrem roten Reitkostüm durch mein Tor ritt, ist verblasst zu einer weißen Rose. Sie ist noch immer schön, aber jetzt ist sie wieder das stille Mädchen, das von seiner Mutter in einer schattigen Freistatt großgezogen wurde. Sie hatte nur eine kurze Zeit des Glanzes, das arme Ding, nur eine sehr kurze Weile, in der sie die inoffizielle Königin eines fröhlichen Hofes sein durfte. Jetzt ist sie wieder den Schatten und dem Schweigen überantwortet.
    «Aber Eure Mutter lebt gewiss nicht anders als ich», bemerke ich eines Tages. «Auch sie lebt allein auf dem Land, und sie hat weder Ländereien noch Leute zu überwachen. Ihr ist das Land gestohlen worden, sie ist allein wie ich. Sie muss reuevoll, traurig und still sein.»
    Zu meiner Überraschung lacht sie laut auf, dann schlägt sie die Hand vor den Mund und entschuldigt sich. Aber ihre Augen funkeln noch. «O nein, meine Mutter ist eine fröhliche Frau», sprudelt es aus ihr hervor. «Bei ihr gibt es jeden Abend Musik und Tanz, Schauspieler und Musikanten sind zu Gast, die Pächter feiern ihre Feste, und sie begeht die Namenstage der Heiligen feierlich. Morgens reitet sie zur Jagd, und oft wird im Wald unter freiem Himmel gespeist. Es ist immer viel los in ihrem Haus bei den vielen Gästen.»
    «Das hört sich an wie ein kleiner Hof», bemerke ich. Den Neid meiner Stimme versuche ich unter einem Lächeln zu verbergen.
    «Es ist ein kleiner Hof», bestätigt sie. «Viele, die sie geliebt haben, erinnern sich ihrer noch aus den alten Tagen, und sie freuen sich, sie in dem wunderschönen Haus in Sicherheit zu wissen und sie dort besuchen zu können.»
    «Aber das Haus gehört ihr nicht», beharre ich. «Und einst herrschte sie in Palästen.»
    Elizabeth zuckt die Achseln. «Das ist ihr gleichgültig», behauptet sie. «Ihr größter Verlust war der Tod meines Vaters und der meiner Brüder.» Bei diesen Worten wendet sie den Blick ab und schluckt vor Kummer. «Was all das andere angeht, die Paläste und die Kleider und die Juwelen, das bedeutet ihr nicht viel.»
    «Deine Mutter war die käuflichste Frau, die ich kenne», bricht es grob aus mir hervor. «Was auch immer sie vorgibt, dies ist ihr Ruin, ihre Armut, ihre Niederlage. Sie lebt im Exil, fern vom königlichen Hof, und sie ist ein Niemand.»
    Sie lächelt, aber sie widerspricht mir nicht. Ihr Lächeln ist dermaßen aufsässig, dass ich die Stuhllehne umklammern muss. Wie gern würde ich ihr hübsches

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