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Der Thron der roten Königin

Der Thron der roten Königin

Titel: Der Thron der roten Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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taxiere wie ein potenzieller Käufer ein Pferd, strahlt sie eine gewisse Verletzlichkeit aus. Sie ist wie ein junges Tier, das man nicht ansehen kann, ohne es streicheln zu wollen, wie ein verwaistes Rehkitz oder ein langbeiniges Fohlen.
    Sie spürt meinen Blick und sieht zu mir auf. «Es tut mir leid, dass ich Euch bei Euren Studien störe, Lady Margaret», wiederholt sie. «Ich habe an meine Mutter geschrieben. Vielleicht erlaubt man mir auch, bei ihr zu wohnen.»
    «Warum seid Ihr überhaupt vom Hof weggeschickt worden?», frage ich sie und versuche zu lächeln, damit sie sich mir anvertraut. «Seid Ihr in Schwierigkeiten geraten? Wie Ihr sicher wisst, bin ich in Ungnade gefallen, weil ich meinen Sohn unterstütze.»
    Sie schüttelt den Kopf, und ein Schatten huscht über ihr Gesicht. «Ich glaube, der König wollte mich in einem Haushalt untergebracht sehen, in dem mein Ruf nicht angezweifelt werden kann», sagt sie. «Es gab Gerüchte … vielleicht ist Euch etwas zu Ohren gekommen?»
    Ich schüttele den Kopf, um anzudeuten, dass ich so ruhig und zurückgezogen lebe, dass ich gar nichts weiß.
    «Der König ist sehr freundlich zu mir und zieht mich den anderen Damen bei Hofe vor», lügt sie ohne das geringste Zögern, wie es nur schöne Mädchen können. «Gerüchte haben die Runde gemacht – Ihr wisst, wie gerne am Hof getratscht wird –, und nachdem Ihre Gnaden, die Königin, traurigerweise gestorben ist, wollte er deutlich machen, dass die Gerüchte jeglicher Grundlage entbehren. Deswegen hat er mich zu Euch geschickt. Ich bin Euch so dankbar, dass Ihr mich aufgenommen habt. Habt Dank.»
    «Und wie lauteten die Gerüchte?», frage ich sie und weide mich an dem Anblick, wie sie sich auf dem kleinen Hocker windet.
    «Ach, Lady Margaret, Ihr wisst doch, wie gerne man in der Welt tuschelt.»
    «Und was hat man getuschelt?», dringe ich in sie. «Wenn es an mir ist, Euren Ruf wiederherzustellen, so sollte ich wenigstens wissen, was es gegen ihn einzuwenden gab.»
    Sie sieht mich offen an, als wollte sie mich zur Freundin und Verbündeten haben. «Es hieß, der König wollte mich zur Frau nehmen», antwortet sie.
    «Und hätte Euch das gefallen?», bohre ich weiter. Dabei dröhnt mein Herzschlag in meinen Ohren, so zornig bin ich über die Beleidigung meines Sohnes und unseres Hauses.
    Sie wird tiefrot, so rot wie ihre Reitkappe. «Es ist nicht an mir, das zu entscheiden», bemerkt sie leise. «Meine Mutter wird über meine Heirat entscheiden. Überdies bin ich bereits mit Eurem Sohn verlobt. Solche Dinge bestimmen meine Mutter und meine Vormünder.»
    «Euer mädchenhafter Gehorsam gereicht Euch gewiss zur Ehre», werfe ich ein. Doch ich kann meine kalte Verachtung nicht verbergen, so zuckt sie zurück und sieht mich wieder an. Als sie meinen Ärger erkennt, weicht alle Farbe aus ihrem Gesicht, bis sie aussieht, als würde sie gleich ohnmächtig.
    Genau in diesem Augenblick kommt mein Gemahl herein, gefolgt von dem Haushofmeister mit Wein und drei Gläsern. Er schätzt die Situation sofort richtig ein und sagt mit weltmännischer Gelassenheit: «Ihr lernt Euch kennen? Ausgezeichnet.»
    ***
    Nachdem sie ihr Weinglas mit uns geleert hat, schickt er sie in ihr Gemach, damit sie sich von den Strapazen der Reise erholen kann. Dann schenkt er sich noch ein Glas ein, setzt sich in einen Stuhl wie den meinen, streckt die Stiefel ans Feuer und bemerkt: «Du solltest sie lieber nicht schikanieren. Wenn Richard deinen Sohn besiegt, heiratet er sie. Sobald er einen großen Sieg errungen hat, wird der Norden nicht mehr gegen ihn rebellieren. Dann ist sie Königin, und du kommst niemals aus diesem Rattenloch heraus.»
    «Es ist wohl kaum ein Rattenloch. Außerdem schikaniere ich sie nicht», gebe ich zurück. «Ich habe sie nur gefragt, warum sie zu mir geschickt wurde, und sie hat sich dafür entschieden, mir ein wenig Wahrheit und ein wenig Lüge aufzutischen, wie es jedes Mädchen machen würde, welches das eine nicht von dem anderen unterscheiden kann.»
    «Sie mag eine Lügnerin sein, und nach deinen Maßstäben sogar eine Hure, aber sie ist die nächste Königin von England», sagt er. «Wenn dein Sohn wie ein Drache aus Wales kommt – weißt du eigentlich, dass eine neue Legende über den Drachen aus Wales die Runde macht? –, dann wird er sie heiraten müssen, um sich die Unterstützung der yorkistischen Sippschaft zu sichern, was auch immer sie in der Vergangenheit getan hat. Wenn Richard deinen Sohn besiegt,

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