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Der Thron der roten Königin

Der Thron der roten Königin

Titel: Der Thron der roten Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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Bruders und des Grey Sohnes geduldet und ihre Prinzen eingesperrt. Vielleicht hättest Du besser daran getan, nicht mit ihr zu schimpfen. Hättest Du nur auf der Heirat zwischen Richard und der Prinzessin von York bestanden! Es hätte zu Richards Sturz führen können! Aber daran hast Du in deinem Stolz auf deinen Sohn nicht gedacht.
    Um aller Welt seine Gleichgültigkeit gegenüber der Prinzessin von York vor Augen zu führen, hat der König entschieden, sie der Obhut einer Dame von unanfechtbarer Sittlichkeit zu unterstellen. Die Welt soll wissen, wie keusch sie ist – und nicht, wie wir alle gedacht haben, so liebestoll, dass sie ihn in ihr Bett nahm, während seine Gemahlin im Sterben lag.
    Vielleicht wirst Du überrascht sein, dass seine Wahl einer Anstandsdame … einer moralischen Aufsicht … und darf ich sagen, einer Mutter? … auf Dich gefallen ist, als der Dame, die ihren Ruf am besten schützen kann. Schließlich ist sie mit Deinem Sohn verlobt.
    Ich hebe den Blick von dem Brief – fast höre ich sein höhnisches Lachen und sehe seine kalte Miene. Doch ich lächele auch. Es ist unmöglich, die Drehung des Glücksrades vorherzusehen, und nun bin ich Vormund eines Mädchens, dessen Mutter ich hasse. Und das ich selbst auch hasse.
    Die Prinzessin wird in der kommenden Woche bei Dir eintreffen. Ich bin mir sicher, Ihr werdet Euch aneinander weiden. Ich persönlich kann mir keinen schlechter zusammengewürfelten Haushalt vorstellen; aber Du wirst ohne Zweifel Unterstützung in Deinem Glauben finden, und sie hat selbstverständlich keine Wahl.
    Stanley

[zur Inhaltsübersicht]
    April 1485
    V erbissen trage ich ihnen auf, eine Kammer für die Prinzessin herzurichten. Meinen aufgeregten Damen bestätige ich, dass wir die Prinzessin von York – oder vielmehr Lady Elizabeth in den nächsten Tagen bei uns erwarten. Seit sie zum Bastard erklärt wurde, hat sie keinen Familiennamen mehr, und ich verzichte bewusst darauf, ihn zu nennen. Sie machen viel Aufhebens um die Qualität des Leinens und besonders um den Krug und die Wasserschüssel für ihre Kammer, die sie für so eine große junge Lady für zu ärmlich befinden. Da erkläre ich ihnen kurz angebunden, sie habe sich ihr halbes Leben vor einem gesalbten König versteckt und danach geborgte Dinge benutzt, auf die sie kein Anrecht hatte. Deswegen spiele es keine Rolle, dass der Krug aus Zinn ist, und auch die Beulen sind nicht von Belang.
    Ich sorge jedoch dafür, dass sie einen guten Betstuhl und ein großes, schlichtes Kreuz in ihrem Zimmer hat, damit sie über ihre Sünden nachdenken kann. Andachtsbücher sollen ihr dabei behilflich sein, ihr bisheriges Leben zu überdenken und auf eine bessere Zukunft zu hoffen. Ich lege eine Abschrift unseres Familienstammbaums aus, damit sie sich mit eigenen Augen davon überzeugen kann, dass das Geburtsrecht meines Sohnes mindestens so gut, wenn nicht gar besser ist als das ihre. Während ich auf sie warte, erhalte ich einen äußerst knappen Brief von Jasper.
    In Eile – der König von Frankreich hat uns Unterstützung gewährt. Wir segeln los, sowie der Wind es erlaubt. Du musst die Prinzessin der Yorks festhalten, wenn Du es kannst, denn das Haus York unterstützt uns nur, wenn wir sie haben, und die Lancastrianer lassen sich Zeit, uns irgendetwas zu versprechen. Bete für uns. Wir legen ab, sobald der Wind dreht.
    – J.
    Atemlos vor Schrecken, werfe ich den Brief ins Feuer. Just in diesem Augenblick ist das Hufgeklapper einer Garde von rund fünfzig Mann zu hören. Aus dem Bleiglasfenster in der großen Halle erspähe ich die Standarte meines Gemahls und Männer in seiner Livree. Er führt die Truppe auf seinem Schlachtross an, neben ihm reitet der Hauptmann der Garde auf einem schweren Arbeitspferd im Doppelsattel, hinter ihm im Damensitz eine junge Frau in einem Reitkostüm aus scharlachrotem Samt. Mit einem Lächeln, als gehörte ihr halb England.
    Es ist die Farbe, die mir ein katzenähnliches Fauchen entlockt und mich einen Schritt vom Fenster zurücktreten lässt, damit sie nicht sieht, wie ich sie mit kalkweißem Gesicht erschrocken anstarre, als sie einen kritischen Blick über das Haus gleiten lässt, als wollte sie es vor dem Kauf begutachten. Es ist das leuchtende Rot ihres Kleides, das mich schockiert. Ihr Gesicht habe ich noch gar nicht gesehen, nur eine Strähne ihres blonden Haars, das unter einer roten Samtkappe hochgesteckt ist. Es ist die Farbe, die mich vor Empörung erzittern lässt, noch bevor

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