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Der Thron der roten Königin

Der Thron der roten Königin

Titel: Der Thron der roten Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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zum Beten, und sein Kindermädchen lässt ihn abends am Fuße seines Bettes knien. Er schließt dich in seine Gebete ein.»
    «Hat er Spielkameraden?», fragt mein Gemahl. «Nachbarskinder?»
    «Wir leben auf der Burg sehr abgeschieden», erwidert Jasper. «Es gibt in der Nähe keine Familien seines Standes, und so gibt es keine geeigneten Gefährten für einen Jungen wie ihn. Er ist der Earl of Richmond, ein Verwandter des Königs. Ich kann ihn nicht mit den Dorfkindern spielen lassen. Außerdem hätte ich Angst vor Krankheiten. Er spielt mit seinen Kindermädchen. Und ich spiele mit ihm. Er braucht sonst niemanden.»
    Ich nicke. Auch ich möchte nicht, dass er mit den Dorfkindern spielt und sich ihren rauen Umgangston angewöhnt.
    «Er sollte aber mit Kindern seines Alters spielen», wendet mein Gemahl ein. «Er muss sich mit anderen Jungen messen, selbst wenn sie aus den einfachen Dorfhütten kommen.»
    «Wenn es so weit ist», antwortet Jasper steif. «Noch braucht er keine Gefährten außer denen, die ich ihm gebe.»
    Unbehagliches Schweigen. «Isst er gut?», will ich wissen.
    «Isst gut, schläft gut, rennt den ganzen Tag herum», sagt Jasper. «Er wächst auch schnell. Ich glaube, er wird einmal groß. Er hat Edmunds Figur: groß und schlank.»
    «Wir kommen ihn besuchen, sowie es sicher ist zu reisen», verspricht mein Gemahl. «Und Jasper, wisst Ihr auch bestimmt, dass er bei Euch sicher ist?»
    «In ganz Wales ist kein Yorkist übrig geblieben, der genug Männer anmustern könnte, um das Dorf Pembroke einzunehmen, geschweige denn meine Burg», versichert Jasper uns. «William Herbert ist jetzt ein Mann des Königs; nach seiner Begnadigung ist er zu den Lancastrianern übergelaufen. Für einen Sohn des Hauses Lancaster ist Wales sicherer als England. Ich habe alle wichtigen Burgen eingenommen und lasse die Straßen patrouillieren. Ich passe auf ihn auf, wie ich es versprochen habe. Ich werde ihn immer beschützen.»
    ***
    Jasper bleibt nur zwei Nächte. Tagsüber reitet er zu unseren Pächtern und mustert all diejenigen an, die willens sind, mit ihm zur Verteidigung des Königs nach London zu marschieren. Es sind nur wenige. Wir mögen aus dem Haus Lancaster sein, aber wer nahe genug an London lebt, dass ihm die Gerüchte vom Hof zu Ohren kommen, opfert sein Leben nicht für einen König, von dem es heißt, er sei halb verrückt, oder für eine Königin, die nicht nur Französin ist, sondern obendrein auch noch ein Mannweib.
    Am dritten Tag ist Jasper reisefertig, und ich muss mich von ihm verabschieden. «Du scheinst jedenfalls glücklich zu sein», sagt er im Stallhof leise zu mir, als seine Männer die Sättel auflegen und aufsitzen.
    «Mir geht es ganz gut. Er ist freundlich zu mir.»
    «Ich wünschte, du könntest ihn überreden, seinen Teil beizutragen», sagt Jasper.
    «Ich tue, was ich kann, aber ich bezweifle, dass er auf mich hört. Ich weiß, dass er dem König dienen sollte, Jasper, aber er ist älter als ich und glaubt, er wüsste es besser.»
    «Es kann sein, dass unser König für sein Recht auf Herrschaft kämpfen muss», fügt Jasper hinzu. «Ein wahrer Mann steht ihm zur Seite. Ein Mann aus dem Haus Lancaster sollte nicht darauf warten, dass er einbestellt wird, geschweige denn den Ruf ignorieren.»
    «Ich weiß, ich sage es ihm noch einmal. Und richte Baby Henry aus, dass ich komme, sobald die Straßen sicher sind.»
    «Es wird erst Frieden und sichere Straßen geben, wenn York und Warwick sich ihrem rechtmäßigen König untergeordnet haben!», setzt Jasper gereizt hinzu.
    «Ich weiß», versichere ich ihm. «Aber was Sir Henry angeht …»
    «Was?»
    «Er ist alt», sage ich mit der Weisheit einer Sechzehnjährigen. «Er versteht nicht, dass Gott uns manchmal einen Augenblick schenkt und dass wir ihn ergreifen müssen. Johanna von Orléans wusste das, und du auch. Wenn Gott uns einen schicksalhaften Augenblick schenkt, müssen wir den Ruf hören und ihm folgen.»
    Ein Lächeln geht über Jaspers Gesicht. «Ja», sagt er. «Du hast recht, Margaret. Genauso ist es. Manchmal gibt es so einen Augenblick, und du musst darauf reagieren. Sollen sie doch ruhig denken, man wäre nur ein dummer Meutehund, der dem Jagdhorn folgt.»
    Er küsst mich zärtlich auf den Mund, wie es einem Schwager zusteht, und hält mich einen Augenblick bei den Händen. Ich schließe die Augen und spüre, wie ich schwanke, seine Berührung lässt mich schwindeln. Dann wendet er sich ab und schwingt sich in den

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