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Der Thron der roten Königin

Der Thron der roten Königin

Titel: Der Thron der roten Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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erkennt er die Gefahr für den König und sieht ein, dass er ihn verteidigen muss.
    «Nein», antwortet er kurz angebunden. «Obwohl mein Vater dort ist. Gott behüte ihn in seinem Wahnsinn.»
    «Du gehst nicht einmal, um deinem Vater in der Gefahr beizustehen?»
    «Nein», wiederholt er. «Ich liebe meinen Vater, und ich werde zu ihm stoßen, wenn er es mir befiehlt. Doch bis jetzt hat er mich noch nicht an seine Seite berufen. Er wird die Standarte von Buckingham entrollen, unter der er mich noch nicht sehen will.»
    Ich weiß, dass kalte Wut über mein Gesicht flackert, und erwidere seinen Blick mit Härte. «Wie hältst du es aus, nicht dort zu sein?»
    «Ich zweifle an der Sache», sagt er offen. «Wenn der König London zurückhaben will, muss er nur in die Stadt gehen und mit dem Duke of York die Bedingungen aushandeln. Er braucht seine eigene Hauptstadt nicht anzugreifen; er muss nur bereit sein, mit ihnen zu sprechen.»
    «Er sollte York wie einen Verräter niederstrecken, und du solltest dabei sein!», fahre ich hitzig auf.
    Er seufzt. «Du bist sehr schnell bereit, mich in Gefahr zu schicken, Gattin», bemerkt er mit einem ironischen Lächeln. «Ich muss sagen, mir wäre es doch sehr viel lieber, wenn du mich bitten würdest, zu Hause zu bleiben.»
    «Ich bitte dich nur, deine Pflicht zu tun», sage ich stolz. «Wenn ich ein Mann wäre, würde ich zum König reiten. Wenn ich ein Mann wäre, wäre ich jetzt an seiner Seite.»
    «Du wärst gewiss eine wahre Johanna von Orléans», sagt er leise. «Aber ich habe Schlachten miterlebt, und ich weiß, was sie kosten, und im Augenblick betrachte ich es als meine Pflicht, für die Sicherheit und den Frieden unserer Ländereien und unserer Leute zu sorgen, während andere dieses Land mit ihrem Ehrgeiz auseinanderreißen.»
    Ich bin so aufgebracht, dass ich kein Wort mehr herausbringe. Also mache ich auf dem Absatz kehrt und gehe in den Stall zu Arthur, dem alten Schlachtross. Sanft beugt er den Kopf zu mir herunter. Ich klopfe ihm den Hals, kraule ihn hinter den Ohren und flüstere ihm zu, wir sollten nach Coventry reiten und Jasper suchen, der bestimmt dort ist. Und wir sollten für den König kämpfen.

[zur Inhaltsübersicht]
    10 . Juli 1460
    S elbst wenn Arthur und ich gleich losgeritten wären, wären wir zu spät gekommen. Der König hat seine Armee vor Northampton hinter einer Palisade aus spitzen Pfählen verschanzt, um mit der neugeschmiedeten, gefechtsbereiten Kanone auf die Kavallerie zu schießen. Die Yorks, angeführt von dem Jungen, Edward of March, den Verrätern Lord Fauconberg und Lord Warwick, rückten im strömenden Regen in drei Kampftrupps näher. Unter den Hufen der Pferde wurde der Boden zu Matsch, und der Kavallerieangriff blieb im Morast stecken. Gott ließ es auf diese Rebellen regnen, und es sah ganz so aus, als würden sie im Sumpf versinken. Der Junge Edward of York musste all seinen Mut aufbringen, um seine Männer durch dieses Sumpfgebiet dem Pfeilhagel der Lancastrianer entgegenzuführen. Dies wäre ihm gewiss missglückt, und er hätte sein Leben im Matsch ausgehaucht, wäre in dem Augenblick nicht der Anführer unserer linken Flanke, Lord Grey of Ruthin, zum Verräter geworden. Er zog die Yorkisten über die Barrikaden und wandte sich im erbitterten Nahkampf gegen sein eigenes Haus. Er trieb unsere Männer zurück zum Fluss Nene, in dem viele ertranken, bis Warwick und Fauconberg die Oberhand gewannen.
    Im Sieg waren sie ohne Gnade. Sie ließen das Fußvolk ziehen, aber jeder, der Rüstung trug, wurde sofort ohne Lösegeldforderung getötet. Das Schlimmste war, dass sie in unser Lager einmarschierten und dort auf das Zelt des Königs stießen. Seine Gnaden saß gedankenversunken und friedlich da, als betete er in seiner Kapelle und wartete darauf, dass sie ihn als großen Preis der Schlacht gefangen nähmen.
    Schändliche Verräter, die sie sind, haben sie genau das getan.
    ***
    Zwei Abende später kommt mein Gemahl in mein Gemach, als ich mich gerade zum Abendessen umkleide. «Lass uns allein», sagt er brüsk zu meiner Zofe. Sie wirft mir einen Blick zu, doch als sie sein düsteres Gesicht sieht, huscht sie aus dem Zimmer.
    «Mein Vater ist tot», sagt er ohne Einleitung. «Ich habe es eben erfahren. England hat einen großen Herzog im Matsch von Northampton verloren und ich einen lieben Vater. Sein Erbe, mein Neffe, der kleine Henry Stafford, hat keinen Großvater und Beschützer mehr.»
    Ich ringe nach Luft. «Es tut mir leid.

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