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Der Thron der roten Königin

Der Thron der roten Königin

Titel: Der Thron der roten Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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einmal am Revers festzuhalten und ihm ernst in die Augen zu sehen. Er schlingt die Hände um meine Taille und zieht mich an sich. «Jasper, wie lange wirst du fort sein?»
    «Sobald ich eine Armee anmustern kann, die Wales für den König zurückerobert, kehre ich zurück», verspricht er mir. «Es sind meine Ländereien, es ist meine gerechte Sache. Mein Vater und mein Bruder haben für sie ihr Leben geopfert; ich lasse nicht zu, dass ihr Tod umsonst war.»
    Ich nicke. Ich spüre die Wärme seines Körpers durch die Jacke hindurch.
    «Und lass dir nicht einreden, York sei der wahre König», warnt er mich eindringlich. «Knickse ruhig, verbeuge dich und lächele, aber sei dir immer bewusst: Lancaster ist das königliche Haus. Solange der König lebt, haben wir einen König. Solange Prinz Edward lebt, stellen wir den Prince of Wales, und solange dein Sohn lebt, haben wir einen Thronerben. Bleib loyal.»
    «Oh, ich bleibe loyal!», flüstere ich. «Für immer und ewig. Es wird für mich nie einen anderen geben als …»
    Ein Klappern vom Fuß der breiten Treppe her schreckt uns auf. Ich sollte jetzt eigentlich beim Abendessen sein. «Kommst du, um mit uns zu speisen?», frage ich ihn.
    Er schüttelt den Kopf. «Es ist besser, wenn ich nicht gesehen werde. Wenn Herbert hört, dass ich hier bin, lässt er augenblicklich die Burg umzingeln, und ich möchte euch beide nicht in Gefahr bringen. Ich lasse mir etwas zu essen ins Kinderzimmer hochbringen und komme später zu dir und deinem Mann in euer privates Wohngemach. Morgen früh reise ich ab.»
    Ich klammere mich noch fester an ihn. «So bald schon? Oh, bitte, du kannst doch nicht so schnell abreisen? Wir haben uns ja kaum gesehen! Henry wird dich auch um sich haben wollen!»
    «Ich muss fort, und je länger ich hierbleibe, desto mehr bringe ich euch in Gefahr, und desto wahrscheinlicher fangen sie mich. Jetzt, wo ihr euch um den Jungen kümmert, kann ich mit gutem Gewissen abreisen.»
    «Und du kannst mich verlassen?»
    Er lächelt sein schiefes Lächeln. «Ach, Margaret, die ganze Zeit, die wir uns nun schon kennen, warst du die Frau eines anderen. Es scheint, als bliebe mir nur die Rolle des ritterlich Liebenden. Troubadour einer fernen Herrin. Ich bitte um nicht mehr als um ein Lächeln und einen Platz in deinen Gebeten. Ich liebe dich aus der Ferne.»
    «Aber das wird wirklich sehr fern sein.» Mehr fällt mir dazu kindischerweise nicht ein.
    Ohne etwas zu sagen, wischt er eine einzelne Träne von meiner Wange.
    «Wie soll ich nur ohne dich leben?», wispere ich verzweifelt.
    «Ich würde dich doch nur entehren», gibt er mir zärtlich zu bedenken. «Und das bringe ich wirklich nicht über mich, Margaret. Du bist die Witwe meines Bruders, und dein Sohn ist Träger eines großen Namens. Ich muss dich lieben und dir dienen, und im Augenblick diene ich dir am meisten, wenn ich abreise und eine Armee anmustere, die die Ländereien deines Sohnes wieder mir unterstellt. Und diejenigen besiege, die sein Haus verleugnen.»
    Beim Echo des Trompetenstoßes, der das Servieren des Abendessens ankündigt, zucke ich zusammen.
    «Geh», drängt Jasper. «Ich sehe dich und deinen Gatten später in eurem privaten Wohngemach. Du kannst ihm verraten, dass ich hier bin.»
    Er schubst mich ganz zart von sich, und mir bleibt nichts, als die Treppe hinunterzusteigen. Als ich mich umdrehe, ist er schon im Kinderzimmer verschwunden. Mir wird bewusst, dass er Henrys Kindermädchen sein Leben anvertraut und sich jetzt wohl neben meinen schlafenden Sohn setzt.
    ***
    Nach dem Abendessen kommt Jasper zu uns in unser privates Wohngemach. «Morgen früh breche ich auf», kündigt er beim Eintreten an. «Ich lasse mich von vertrauenswürdigen Männern nach Tenby begleiten. Dort wartet ein Schiff auf mich. Herbert sucht mich in Nordwales; selbst wenn er hört, wo ich bin, wird er nicht schnell genug hier sein.»
    Ich werfe meinem Gatten einen Blick zu. «Können wir dich begleiten und zusehen, wie dein Schiff in See sticht?», frage ich.
    Jasper wartet höflich die Entscheidung meines Gatten ab.
    «Wenn du es wünschst», antwortet Sir Henry ruhig. «Solange Jasper es für sicher hält. Es könnte dem Jungen helfen, wenn er sieht, dass Jasper in Sicherheit ist; er wird sich bestimmt sehr nach ihm sehnen.»
    «Ich halte es für ungefährlich», willigt Jasper ein. «Erst dachte ich, Herbert sei mir auf den Fersen, aber er hat eine falsche Witterung aufgenommen.»
    «Bei Morgengrauen, also», sagt

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