Der Thron der roten Königin
Willkommensgruß», sagt er zu mir. «Will, Stephen und du haltet euch ganz hinten, nur um sicherzugehen.»
Ich kann es kaum erwarten, in die Burg einzureiten, die einst mein Heim war; aber ich tue, wie er mir befiehlt, und wir nähern uns langsam, bis wir aufgerufen werden, uns zu erkennen zu geben, und gleichzeitig das Rasseln der Kette hören, an der das große Fallgatter herabgelassen wird. Mein Gemahl reitet mit seinem Standartenträger zum Tor und ruft dem Befehlshaber auf den Burgmauern unseren Namen zu. Das Fallgatter wird knarrend emporgezogen, und wir reiten in den Hof ein.
Arthur trottet sofort zum alten Aufsitzblock, wo ich mich ohne fremde Hilfe herabgleiten lasse. Sowie ich die Zügel loslasse, geht er in seinen alten Stall, wie früher, als er Owen Tudors Schlachtross war. Der Pferdeknecht stößt bei Arthurs Anblick einen kleinen Freudenschrei aus, und ich eile zur Eingangstür, die der Hausdiener schnell vor mir aufstößt. Obwohl ich größer geworden bin, hat er mich gleich erkannt. Er verbeugt sich vor mir und nennt mich: «Mylady.»
«Wo ist mein Sohn?», frage ich ihn. «Im Kinderzimmer?»
«Ja», sagt er. «Ich lasse ihn zu Euch bringen.»
«Nein, ich gehe hoch zu ihm», sage ich und laufe ohne weiteres Zögern die Treppe hinauf und platze in die Kinderstube.
Er ist beim Abendessen. Der Tisch ist mit Löffel und Messer gedeckt. Er sitzt am Kopfende und wird bedient. Es ist ganz so, wie es sein sollte, wie ein Earl bedient werden sollte. Er wendet den kleinen Kopf, als ich eintrete, und sieht mich an, doch er erkennt mich nicht. Sein lockiges Haar ist braun, wie das eines hellen Fuchses, genau wie Jasper gesagt hat, seine Augen haselnussfarben. Sein Gesicht ist noch ganz rund, aber er ist kein Baby mehr, er ist ein kleiner Junge von vier Jahren.
Er klettert von seinem Stuhl – er nutzt die Querverstrebungen des Stuhls als Sprossen – und verbeugt sich wohlerzogen. «Willkommen auf Pembroke Castle, Madam», sagt er mit heller Stimme und dem leisen Anklang eines walisischen Akzents. «Ich bin der Earl of Richmond.»
Ich lasse mich auf die Knie fallen, sodass unsere Gesichter auf gleicher Höhe sind. Wie gerne möchte ich ihn in die Arme schließen! Aber ich zügele mich, denn ich bin ihm fremd.
«Dein Onkel Jasper hat dir gewiss von mir erzählt», fange ich an.
Sein Gesicht erhellt sich vor Freude. «Ist er hier? Ist er in Sicherheit?»
Ich schüttele den Kopf. «Nein, es tut mir leid. Ich glaube schon, dass er in Sicherheit ist, aber er ist nicht hier.»
Sein kleiner Mund zittert. Weil ich befürchte, dass er gleich anfängt zu weinen, strecke ich die Hand nach ihm aus, doch er richtet sich augenblicklich auf, reckt mir ein kantiges Kinn entgegen und hält die Tränen zurück. Er beißt sich auf die Unterlippe. «Kommt er zurück?»
«Ganz sicher. Bestimmt schon bald.»
Er blinzelt, und eine Träne rollt ihm über die Wange.
«Ich bin deine Mutter, Lady Margaret», erkläre ich ihm. «Ich bin gekommen, um dich nach Hause zu holen.»
«Du bist meine Mutter?»
Ich versuche zu lächeln, doch es schnürt mir die Luft ab. «Ja. Ich bin seit fast zwei Wochen unterwegs, um zu dir zu kommen und mich davon zu überzeugen, dass du in Sicherheit bist.»
«Ich bin sicher», sagt er feierlich. «Ich warte nur darauf, dass mein Onkel Jasper heimkehrt. Ich kann nicht mit dir mitgehen. Er hat mir aufgetragen hierzubleiben.»
Hinter mir geht die Tür auf, und leise tritt Henry ein. «Und dies ist mein Gatte, Henry Stafford», stelle ich ihn meinem kleinen Sohn vor.
Der Junge tritt vom Tisch zurück und verbeugt sich. Jasper hat ihn gut erzogen. Mein Gemahl verbirgt ein Lächeln und verbeugt sich ebenfalls.
«Willkommen auf Pembroke Castle, Sir.»
«Ich danke dir», sagt mein Gemahl. Er sieht mich an, bemerkt die Tränen in meinen Augenwinkeln und mein erhitztes Gesicht. «Alles in Ordnung?»
Ich beschreibe eine hilflose kleine Geste mit der Hand, als wollte ich sagen, ja, alles ist in Ordnung, außer dass mein Sohn mich behandelt wie ein höflicher Fremder und nur auf Jasper wartet, der als Verräter gilt und sein Leben im Exil verbringen muss. Mein Gemahl nickt, als verstünde er all das, und wendet sich an meinen Sohn. «Meine Männer haben einen weiten Weg aus England hinter sich, und sie haben ausgesprochen gute Pferde. Vielleicht möchtest du sie in ihren Rüstungen sehen, bevor sie die Pferde auf die Weide bringen?»
Henry strahlt. «Wie viele Männer?»
«Fünfzig Bewaffnete,
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