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Der Thron der roten Königin

Der Thron der roten Königin

Titel: Der Thron der roten Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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siegen oder scheitern? Kann sie einen Sturm heraufbeschwören, um sie an Land zu treiben, wie einst den Sturm, der sie in Sicherheit brachte?
    «Ich wünschte, ich könnte dir versprechen, dass das Schwert meines Gemahls, sein Vermögen sowie seine Pächter dir zu Diensten stehen», sage ich leise. «Ich tue bereits alles, was in meiner Macht steht, um ihn davon zu überzeugen, für den König hinauszureiten. Meinen eigenen Pächtern mache ich klar, dass es ganz in meinem Sinne wäre, wenn sie für ihren wahren König losziehen würden. Aber Sir Henry handelt langsam und widerstrebend. Ich wünschte, ich könnte dir mehr versprechen, Cousin. Ich schäme mich, dass ich es nicht kann.»
    «Erkennt er nicht, dass ihr Gefahr lauft, alles zu verlieren? Dass deinem Sohn Titel und Vermögen wieder genommen werden?»
    Ich nicke. «Doch, aber er steht unter dem Einfluss Londoner Kaufleute und seiner Geschäftsfreunde. Sie sind alle für York, weil sie glauben, Edward befriede das Land und sorge dafür, dass die Gerichte den Menschen Gerechtigkeit widerfahren lassen. Mein Gemahl lässt sich auch von den verdienten Männern unter seinen Pächtern und von anderen Edelleuten hier in der Gegend beeinflussen. Nicht alle denken, wie sie sollten. Sie sind für York. Sie sagen, er habe England Frieden und Gerechtigkeit gebracht, und seit er weg ist, herrsche wieder Unruhe und Unsicherheit. Sie sagen, er sei jung und stark und herrsche tatsächlich über das Land, wohingegen unser König schwach sei und unter der Fuchtel seiner Gemahlin stehe.»
    «Das kann ich nicht leugnen», braust mein Cousin auf. «Aber Edward of York ist nicht der wahre König. Er könnte Recht sprechen wie Daniel oder Gesetze machen wie Moses, und er wäre doch immer noch ein Verräter. Wir müssen dem König folgen, unserem König, oder wir werden selbst zu Abtrünnigen.»
    Die Tür geht auf, und mit einem breiten Lächeln betritt mein Gemahl den Raum. «Es tut mir leid», sagt er. «Im Stall gab es Probleme, ein Dummkopf ist über eine Kohlenpfanne gestolpert, und sie haben völlig kopflos versucht, das Feuer zu löschen. Wir wollen doch nicht, dass unser verehrter Gast in seinem Bett verbrennt!» Er lächelt den Herzog freundlich an. Und in diesem Augenblick – in dem sein Lächeln voll echter Wärme und er bar jeder Furchtsamkeit ist, in dem er seiner selbst sicher ist, genau das Richtige zu tun – in diesem Augenblick wissen Edmund Beaufort und ich, dass Sir Henry nicht für den König in die Schlacht ziehen wird.
    ***
    Innerhalb weniger Tage erreicht uns die Nachricht, dass Edward of York gelandet ist – nicht dort, wo alle ihn erwartet haben, sondern im Norden Englands, wohin die Hexenwinde ihn in einen sicheren Hafen geweht haben. Er ist auf die Stadt York zumarschiert und hat verlangt, dass man die Stadttore öffnet, nicht als König, sondern damit er sein Herzogtum wieder in Besitz nehmen kann. Sie lassen sich überreden wie ein Haufen Narren, doch kaum ist er in der Stadt, scharen sich die Yorkisten um ihre Anführer, und seine verräterischen Absichten sind offensichtlich. George of Clarence, der Renegat, ist unter ihnen. Es hat gedauert, doch selbst der dumme George hat am Ende erkannt, dass er als Sohn Yorks eine strahlendere Zukunft hat, wenn ein König aus dem Hause York auf dem Thron sitzt. Mit einem Mal liebt er seinen Bruder über alles und erklärt, seine Loyalität zum wahren König und zu seinem Schwiegervater Warwick sei ein großer Irrtum gewesen. Aus alldem schließe ich, dass mein Sohn seine Grafschaft für immer verloren hat, denn man wird alles wieder den Söhnen Yorks übereignen. Auch noch so flehende Botschaften an George of Clarence werden ihn nicht bewegen, Henry seinen Titel zurückzugeben. Auf einmal ist alles in Sonnenlicht getaucht: Über England gehen die drei Sonnen von York auf. Auf den Feldern tollen Hasen herum, und es scheint, als wäre das ganze Land in diesem März verrückt geworden.
    Erstaunlicherweise stellt sich Edward auf seinem Marsch nach London kein einziges Hindernis in den Weg. Dort reißen begeisterte Bürger die Stadttore für ihn auf, und er ist wieder mit seiner Frau vereint, als wäre er nie aus dem Land gejagt worden und um sein Leben geflohen.
    Sobald Somersets schneller Bote mir diese Nachricht überbringt, ziehe ich mich in mein Gemach zurück, sinke auf die Knie und bete. Ich denke daran, wie Elizabeth Woodville – die angebliche Schönheit – mit ihrem neugeborenen Sohn in den Armen, im Kreis

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